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„Der Everest war nie mein absoluter Traumberg“

Deutschlands erfolgreichste Höhenbergsteigerin kommt nach Bad Schandau. Im SZ-Gespräch erklärt Alix von Melle, wie sie mit der Lebensgefahr am Berg umgeht.

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Frau von Melle, Ihre Ziele sind meist Gipfel ab 5 000 Metern aufwärts. Was zieht Sie in die Sächsische Schweiz?

Extrembergsteigerin Alix von Melle hält einen Vortrag in Bad Schandau.
Extrembergsteigerin Alix von Melle hält einen Vortrag in Bad Schandau. © PR

Schöne Erlebnisse in der Natur sind ja völlig unabhängig von der Höhe des Berges. Beruflich war ich bereits einige Male in Dresden und dabei auch immer zum Wandern in der Sächsischen Schweiz. Jetzt freue ich mich besonders auf die Globetrotter-Wandertage dort und hoffe auf ein schönes Herbst-Wochenende.

Wie hilfreich ist es, ein sehr guter Kletterer im Sandstein gewesen zu sein, wenn man auf einen Achttausender steigen will?

Grundsätzlich sind Klettern und Höhenbergsteigen ja zwei ganz unterschiedliche „Spielarten“ des Bergsteigens. Beim Klettern ist mehr die Klettertechnik, Beweglichkeit und Kraft gefordert. Beim Höhenbergsteigen ist das allerwichtigste die Grundlagen- und Ultralangzeit-Ausdauer. Trotzdem kann man vieles vom Klettern aufs Höhenbergsteigen übertragen: Die Begeisterung für das Bergerlebnis in der Natur, die psychische Belastbarkeit, die Kletterfähigkeiten und vieles mehr.

Sie haben sieben Achttausender erklommen. Der Mount Everest war nicht dabei. Ist Ihnen das zu Mainstream?

Ich war 2015 am Mount Everest auf Expedition. Bedingt durch das große Erdbeben damals haben wir uns entschieden, unsere Expedition abzubrechen. Vielleicht ergibt sich irgendwann noch einmal die Möglichkeit für mich, dorthin zu fahren und einen Versuch zu wagen. Auf der anderen Seite kann ich mit dem Geld, das mich der Everest kostet, viele interessante andere, niedrigere Berge besteigen. Der Everest war nie mein absoluter Traumberg und wird es auch nicht mehr werden.

Beim Versuch, einen Achttausender zu besteigen, sind schon weit über 700 Menschen ums Leben gekommen. Welche Rolle spielt das für Ihre Lebensplanung?

Für mich steht bei der Planung meiner Expeditionen die Begeisterung für hohe Berge und das Kennenlernen fremder Kulturen, Länder und Religionen im Vordergrund. Mir ist das erhöhte Risiko beim Höhenbergsteigen bewusst, aber ich blende es auf Expedition aus und versuche, das – immer bleibende – Restrisiko so gering wie möglich zu halten. Ich fahre auf Expedition, um bewusst und intensiv zu leben – nicht um zu sterben.

Welche Möglichkeiten gibt es für interessierte Bergsteiger, mit Ihnen in Bad Schandau ins Gespräch zu kommen?

Am Freitagabend halte ich in Bad Schandau einen Vortrag über meine Expeditionen. Danach bin ich gerne bereit, Fragen zu beantworten. Am Sonnabend werde ich die Womens-Yoga-Wanderung begleiten und die Yogastunde anleiten. Während dieser Tour besteht auch immer die Möglichkeit für einen Austausch. Ich freue mich auf Bad Schandau! (Anm.d.Red.: Die Yoga-Wanderung ist ausgebucht.)

Es fragte: Gunnar Klehm