Merken

Der erste Personenzug seit 20 Jahren

Die Strecke von Nossen nach Riesa ist wieder bis Ziegenhain befahrbar. Auch in Richtung Freiberg geht es voran.

Teilen
Folgen
© Robert Michael

Nossen. Sie schneiden Sträucher zurück, schottern Gleise und richten Haltepunkte her. Eisenbahn-Enthusiasten sind dabei, den Personenverkehr auf der Schiene im Klosterbezirk Altzella und der Lommatzscher Pflege nach teilweise mehreren Jahrzehnten der Ruhe erneut zu aktivieren. Am Wochenende 23. und 24. Juni steht nach Angaben der Interessengemeinschaft Dampflok Nossen die Wiedereröffnung der Strecke von Nossen nach Riesa in einem Teilabschnitt bis Ziegenhain an.

Vor fast genau 20 Jahren, am 23. Mai 1998, fuhr der letzte Personenzug durch die Lommatzscher Pflege. Nach der Stilllegung durch die Deutsche Bahn pachtete die Nossen-Riesaer Eisenbahn Compagnie (NRE) die Strecke mit dem Ziel, abschnittsweise wieder Güterverkehr auf die Schiene zu bekommen. Mittlerweile rollen Getreidezüge ab Starbach. Ziegenhain ist erreicht, und Prausitz soll bald am Netz sein.

Der hohe Einsatz von Mitarbeitern der NRE und allen freiwilligen Helfern wird nun belohnt. Mit dem ersten Sonderzug am Samstag, dem 23. Juni, um 9.30 Uhr ab Nossen wird die Strecke feierlich eröffnet. Anschließend besteht die Möglichkeit, aller zwei Stunden zwischen den Bahnhöfen Ziegenhain und Nossen zu pendeln. Ein Anschluss nach Freiberg ist immer gewährleistet. Im Bahnhof Ziegenhain gibt es auch noch eine Gaststätte, die gern besucht werden kann.

Parallel findet in Freiberg das 33. Bergstadtfest statt, jedes Jahr zieht es Tausende Besucher an. Diesem Ansturm wollen die Eisenbahnfreunde in diesem Jahr erneut gerecht werden – sie bringen deshalb auch in diese Richtung Verkehr auf die Schiene. Die Besucher können an beiden Tagen bequem aller zwei Stunden zum Bergstadtfest nach Freiberg mit der Bahn hin- und zurück reisen. Dazu werden historische Reichsbahnzüge zwischen Brand-Erbisdorf, Freiberg und Großvoigtsberg sowie ein Schienenbus nach Nossen eingesetzt. Organisiert durch die Pressnitztalbahn GmbH, sind die Fahrten bis in die Nacht hinein bestellt und können zu moderaten Preisen genutzt werden. Der Museumsbahnhof Großvoigtsberg ist geöffnet.

Schon in den letzten beiden Jahren wurden die Zubringerfahrten von Nossen nach Freiberg gut angenommen. Momentan laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Jedes Wochenende wird an der Strecke und an den Bahnhöfen gearbeitet, um die Befahrbarkeit wieder herzustellen. Streckenweise gibt es hier seit 1977 keinen Personenverkehr mehr, deshalb ist ein enormer Arbeitsaufwand erforderlich.

Ein- und aussteigen kann man auf allen Unterwegshalten, ein längerer Aufenthalt in Nossen ist auch geplant, sodass Besucher sich im ehemaligen Bahnbetriebswerk über den aktuellen Fahrzeugstand informieren können.

Eingebettet sind die Fahrten von Nossen in Richtung Ziegenhain sowie Freiberg in das von der Interessengemeinschaft Dampflok Nossen organisierte Eisenbahnfest in der Muldestadt, welches am 23. und 24. Juni den ehemaligen Eisenbahnknoten aufleben lässt. Nach Angaben des Internet-Portals Industriekultur-in-Sachsen.de erreichte die Eisenbahn Nossen 1868 von Döbeln her. Die Weiterführung nach Meißen sei noch im gleichen Jahr erfolgt. Nach Freiberg fuhr 1873 der erste Zug und nach Riesa 1880. Die Schmalspurbahn von Nossen nach Wilsdruff und weiter bis Freital schließlich ging 1899 in Betrieb. Der Niedergang der Eisenbahn rund um Nossen begann mit Einstellung des Personenverkehrs auf der Schmalspurbahn 1972. (SZ)

Die genauen Fahrzeiten und Preise für dieses Wochenende können auf der Homepage www.bwnossen.de eingesehen werden.