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„Der Bürgermeister will uns ignorieren“

Die neue Gemeindewehrleitung steht unter Wolfgang Hoffmann nicht mehr zur Verfügung. Das Thema beherrschte deshalb die jüngste Gemeinderatssitzung.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Lampertswalde. Das Verhältnis von Bürgermeister Wolfgang Hoffmann und seiner neuen Gemeindewehrleitung ist tief erschüttert. Das bewies die Ratssitzung am Dienstag, bei der der Gemeindechef tatsächlich nicht anwesend war. Doch zur Bestellung der Feuerwehrspitze durch die Gewählten kam es dennoch nicht. Vielmehr wurden die Personalien vorrangig unter Ausschluss der Öffentlichkeit diskutiert.

Bürgermeister Wolfgang Hoffmann (CDU)
Bürgermeister Wolfgang Hoffmann (CDU) © Klaus-Dieter Brühl

Der im Juni von den Kameraden gewählte neue Gemeindewehrleiter René Hein sowie als Stellvertreter Markus Bachmann und Thomas Kind würden ihre Ämter niederlegen, „wenn es nicht anders geht“, sagt Michael Reiske, der amtierende Wehrleiter. Denn Bürgermeister Wolfgang Hoffmann „will uns ignorieren“. Dabei leisten die Kameraden ein Ehrenamt zum Schutz der Dörfer und ihrer Bewohner. Sie werfen ihrem Gemeindechef falsche Angaben vor. Deshalb würde die gewählte neue Feuerwehrleitung unter Hoffmann als Bürgermeister nicht mehr zur Verfügung stehen.

Die Situation ist mehr als verzwickt, denn bis 2021 ist Wolfgang Hoffmann (CDU) offiziell noch Bürgermeister. Die Gemeindewehrleitung wurde für fünf Jahre gewählt, also bis Sommer 2023. Wie soll das Miteinander bis dahin geregelt werden? Ist gar die Einsatzfähigkeit der Lampertswalder Feuerwehr gefährdet?

Entscheidungen des Gemeinderates

Erhöhung der Elternbeiträge: Da die Elternbeiträge für die Kinderbetreuung unter die geforderten Anteile gefallen sind, ist eine Erhöhung unausweichlich. Ab 1. Januar müssen für Krippenkinder bei neunstündiger Betreuung künftig 165 statt 155 Euro gezahlt werden. Der jetzige Anteil liegt bei 19 Prozent, 20 Prozent Anteil der Eltern sind perspektivisch jedoch erforderlich. Die übrigen Kosten teilen sich Kommune und Freistaat. Im Bereich Kindergarten erhöhen sich die Elternkosten von monatlich 90 auf 100 Euro bei neunstündiger Betreuungszeit. Hier liegt der Elternanteil in Lampertswalde derzeit bei unter 19 Prozent.

Beschaffung Feuerwehrausrüstung: Mit der 75-prozentigen Förderung, die alle Gemeinden für neue Feuerwehrausstattung und Einsatzkleidung bekommen, geht auch Lampertswalde auf Einkaufstour. Angeschafft werden neue Schläuche, eine Wärmebildkamera sowie 30 Schutzhelme und Pressluft-Atmer. Die Lampertswalder Firma PV Automotive liefert Stromerzeuger, darunter einen für die Landfunkstelle und ein Hebekissen.

Dachinstandsetzung Gerätehaus Brößnitz: Der Gemeinderat hat die Ausführung nicht in Blech wie ursprünglich geplant, sondern in Schweißbahnen beschlossen. Kosten: 4249 Euro. Beauftragt wird die Firma Maik Jarsumbek aus Weißig am Raschütz.

Breitbandausbau: Zur Kenntnis genommen hat der Gemeinderat den aktuellen Stand: Am 25. September war Submission mit den beteiligten Firmen Enso Netz, Telekom und Inexio aus dem Saarland. Nun folgen Bietergespräche. Laut Bauamtsleiterin Catrin Niemz könnte im November der Auftrag vergeben werden. Wenn Baufirmen gebunden werden können, soll 2019 Baubeginn sein. Bis Ende 2020 soll der Komplettanschluss an Glasfaserkabel bis ans Haus erledigt sein.

Kommunale Zusammenarbeit: Wie Schönfeld lehnt auch Lampertswalde Ebersbach als kooperierende Gemeinde des grundzentralen Verbundes aus Geldgründen ab.

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Der bisherige Wehrleiter Michael Reiske hatte im öffentlichen Teil der Ratssitzung selbst Gesprächsbereitschaft mit dem Gemeindechef angeboten. Anders ist der Konflikt auch nicht zu lösen. „Die Einsatzbereitschaft der Kameraden ist nicht gefährdet“, unterstreicht der stellvertretende Bürgermeister René Venus, der die Ratssitzung leitete. Noch sei jetzt die alte Wehrleitung im Amt, solange die neue noch nicht bestätigt ist. Trotzdem wartet Michael Reiske darauf, dass er das Ehrenamt an seinen designierten Nachfolger René Hein weitergeben kann. Im Mai des Vorjahres hatte Reiske erst das Vertrauen des Gemeinderates bei seiner Wiederwahl erhalten. Doch nun ist er nach Stölpchen gezogen. Er will in die Thiendorfer Wehr wechseln. „Wir sind froh darüber, dass wir eine gut funktionierende Wehrleitung haben“, hatte Bürgermeister Hoffmann damals noch gesagt. „Das ist immerhin mit viel Arbeit verbunden.“

Ein Hintergrund des Knatsches ist die Tatsache, dass Stellvertreter Thomas Kind noch in Thiendorf wohnt, aber nach Lampertswalde umziehen will. Deshalb legte Hoffmann als oberster Dienstherr der Lampertswalder Feuerwehrleute sein Veto ein. Außerdem hält der Bürgermeister die Dörfer auf der anderen Seite des Raschütz in der neuen Gemeindewehrleitung unterrepräsentiert. Er hätte sich einen Mann aus Blochwitz, Brößnitz, Weißig oder Oelsnitz/Niegeroda in der Leitung gewünscht.