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Der Apfel-Fachmann

Beim Markttag in Staucha können die Besucher Äpfel aus ihrem Garten bestimmen lassen. Das ist nicht immer einfach.

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© Christian Kluge

Von Christian Kluge

Stauchitz. Entspannt lehnt Stefan Eschke an seinem Apfelstand beim Markttag in Staucha. Vor ihm auf dem Tisch liegen rund 80 verschiedene Apfelsorten, alle mit einem kleinen Zettel mit dem korrekten Namen versehen. Klingt nach viel, aber: „Auf unseren 25 Hektar beim Bundessortenamt in Wurzen haben wir rund 650 verschiedene Sorten angepflanzt“, erzählt der 33-Jährige.

Hauptberuflich ist der Diplom-Ingenieur dort als Technischer Betriebsleiter tätig, im Ehrenamt ist er Pomologe. „Apfelberatung wie hier in Staucha mache ich nur ehrenamtlich und ziemlich selten im Jahr.“ Pomologie ist übrigens die Obstbaumkunde, also die Lehre der Arten und Sorten von Obst sowie deren Bestimmung und systematischer Einteilung. Und bei dem Umfang der vorhandenen Früchte ist das eine hohe Kunst.

Eschke nimmt eine große Tüte vom Boden auf, die halb voll mit weiteren Äpfeln ist. „Die haben heute Marktbesucher zu mir gebracht und wollten wissen, welche Sorten das genau sind. Aber exakt bestimmen kann ich diese erst in Wurzen, auch wenn ich von vielen Apfelsorten die Bilder im Kopf habe.“ Oder im Buch von Herbert Petzold – eine Art Bibel für die Obstbauern in Deutschland.

1979 erschien die Erstauflage mit 224 Seiten und mit einer Auflage von 20 000 Stück. Es wurden darin 64 Apfelsorten ausführlich beschrieben mit ihrem Namen und den Eigenschaften wie Farbe, Schale, Duft, Widerstandsfähigkeit und vieles mehr. „Das Buch gibt es heute nur noch gebraucht und es kostet gut Geld“, sagt Stefan Eschke.

Doch spätestens am 3. November, wenn er sich in Wurzen mit rund 20 anderen Pomologen zum Jahrestreffen zusammenfindet, werden die Fachleute herausfinden, welche Sorten genau beim Markttag in Staucha abgegeben wurden. „Dann haben wir rund 300 Sorten auf dem Tisch liegen“, freut sich der Betriebsleiter, der sich schon in jungen Jahren für den Obstanbau begeistert hat. Und auch das ist noch nicht viel, denn es gibt weltweit rund 2 000 verschiedene Apfelsorten.

Doch wie wird man eigentlich Betriebsleiter beim Bundessortenamt in Wurzen? „Ich habe ursprünglich in Erfurt Gartenbau studiert und danach vier Jahre auf einer Obstplantage gearbeitet“, erzählt Eschke. „Seit 2014 bin ich beim Bundessortenamt. Leider haben auch wir Probleme, Auszubildende für die Fachrichtung Obstbau zu finden. Das ist eben eine harte Arbeit draußen, und zwar bei Wind und Wetter.“ Der 33-Jährige jedenfalls hat Spaß an dem, was er tut. Sonst würde er die Wochenenden ganz sicher anders verbringen.