Merken

DDR-Museum zieht nach Dresden

Peter Simmel hat die Radebeuler Sammlung gekauft und will sie in seinem Hochhaus in der Dresdner Neustadt ausstellen.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Peter Redlich

Am Donnerstag sickerte die Nachricht Stück für Stück durch: Peter Simmel möchte das DDR-Museum aus Radebeul in den ehemaligen Sitz der Dresdner Verkehrsbetriebe, das Hochhaus am Albertplatz, holen.

Das DDR-Museum aus Radebeul zieht in das Hochhaus am Albertplatz in der Neustadt.
Das DDR-Museum aus Radebeul zieht in das Hochhaus am Albertplatz in der Neustadt. © Norbert Millauer
Wird mit nach Dresden umziehen: die von Geschäftsführer Hans Joachim Stephan gezeigte Bugspitze des Olympia-Ruder-Goldvierers aus der Sportabteilung im DDR-Museum.
Wird mit nach Dresden umziehen: die von Geschäftsführer Hans Joachim Stephan gezeigte Bugspitze des Olympia-Ruder-Goldvierers aus der Sportabteilung im DDR-Museum. © Anne Hübschmann

Peter Simmel ist in Sachsen und den Nachbarländern bekannt als expandierender Einzelhandelsunternehmer. Er führt eine regionale Edeka-Ladenkette mit 20 Filialen in Sachsen, Thüringen und Bayern, die rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Immobilie am Albertplatz gehört ihm. Im Anbau hat er bereits seinen Edeka-Markt und weitere Geschäfte als Neustadt-Einkaufszentrum platziert. Das Areal am Albertplatz kennen die Dresdner inzwischen unter dem Namen Simmel-Markt.

Vorangegangen war der neuen Nachricht eine Sammlung und Sichtung von Investorenangeboten zum Radebeuler DDR-Museum. Das sich seit 1. Juli im offiziellen Insolvenzverfahren befindende Haus muss dringend einen Investor finden. Die Insolvenz war eingetreten, weil ein Teil der
Mieten an die spanischen Besitzer des Plattenbaus an der Meißner Straße in Radebeul nicht mehr aufgebracht werden konnte. Die Besucherzahlen im DDR-Museum waren von 2014 zu 2015 von fast 60 000 auf rund 41 000 gesunken. An Kaltmiete sind monatlich über 13 000 Euro aufzubringen.

Zum Insolvenzverwalter ist der Dresdner Rechtsanwalt Rüdiger Weiß von der Kanzlei Wallner/Weiß vom Amtsgericht bestellt worden. Weiß hatte angekündigt, dass bis spätestens Ende Oktober eine Lösung gefunden werden müsse. Dazu sei es notwendig, bis Mitte September mit einem Investor ernsthaft ins Gespräch zu kommen. Offenbar hat es in den letzten Wochen – auch dank des großen Presseechos, so Weiß – mehrere Interessenten für die Übernahme gegeben. Darunter waren beispielsweise auch der über Sachsen hinaus agierende Unternehmer Jürgen Preiss-Daimler, der aber letztlich wieder absagte. Auch Wolfgang Wolle Förster bot einen Umzug in seine Gewerbehallen in Naundorf bei Radeburg an, zu wesentlich niedrigeren Mieten als in Radebeul.

Insolvenzverwalter Weiß hatte im August ausgerechnet, was das Museum mindestens braucht: Nur ein Umzug würde 150 000 bis 200 000 Euro kosten. Dazu kämen weitere mindestens 100 000 Euro Investitionsbedarf für die Präsentation. Bliebe das Museum in Radebeul, wären mindestens 100 000 Euro nötig.

Das offenbar schlüssigste Konzept und Angebot ist nun von Peter Simmel eingetroffen. Rüdiger Weiß bestätigte am Donnerstag der SZ: „Das DDR-Museum ist an Peter Simmel verkauft.“ Simmel sei bereit, im Hochhaus am Albertplatz 3000 oder gar noch mehr Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung zu stellen. Damit könnte die gesamte Sammlung, die aus über 60 000 Einzelstücken besteht, darunter viele Leihgaben, dorthin umziehen.

Gekauft habe Simmel das Sachanlagevermögen – also die Ausstellungsstücke der DDR Museum Zeitreise Wasaparkausstellungsgesellschaft mbH – sowie den nichtmateriellen Wert, den eine Sammlung in ihrer Gesamtheit ausmache, so Weiß. Als Kaufsumme wurden jeweils 25 000 Euro festgeschrieben. Mit dem Zuschlag durch den Insolvenzverwalter, so dieser auf Nachfrage, sei der Verkauf besiegelt. Simmel habe ebenfalls die Absicht, die Mitarbeiter des Museums, einschließlich des bisherigen Geschäftsführers Hans Joachim Stephan, zu übernehmen. Wann der neue Besitzer der einmaligen Sammlung von Gegenständen aus dem DDR-Leben von Radebeul nach Dresden umziehen will, steht noch nicht fest. Peter Simmel wolle sich dazu nächste Woche äußern, schrieb er der SZ.

Insolvenzverwalter Weiß schätzt, dass für die Umsiedlung und den Neuaufbau im Dresdner Ex-DVB-Hochhaus zwischen 250 000 und 400 000 Euro aufgebracht werden müssen. Hans Joachim Stephan, Geschäftsführer des DDR-Museums, wollte sich gestern noch nicht zum Verkauf äußern. Er betonte jedoch, dass das Museum weiter wie bisher geöffnet ist. Die Besucherzahlen seien wieder stabil.

Frank Stritzke, stellvertretender Vorsitzender des erst im August neu gegründeten Museumsvereins Zeitreise, begrüßt die Wendung: „Etwas Besseres als dieser Standort im Stadtzentrum am Dresdner Albertplatz kann dem Museum nicht passieren.“