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DDR-Eisdiele wird zum Lazarett für Museumskatze

Nach einer Operation braucht Samtpfote Eule viel Ruhe. Zur Genesung bekommt sie im Pirnaer DDR-Museum einen Extraraum.

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© Daniel Schäfer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Eigentlich sollte der neue Ausstellungsraum mit einer originalen Eisdiele bereits in diesem Sommer im DDR-Museum eröffnet werden. Aber das Zimmer ist derzeit besetzt. Von einer Katze namens Eule, die seit vielen Jahren zum Inventar des Museums gehört und erklärter Liebling zahlreicher Besucher ist.

Was ist geschen? Der Schmusetiger des Museums musste ganz eilig wegen eines Gebärmutterleidens operiert werden, erklärt Museumschef Conny Kaden. In einer Tierarztpraxis in Rennersdorf bei Stolpen erhielt der Vierbeiner sofort einen Termin und kam unter das Messer. Operation gelungen: Zwar trägt Eule jetzt noch eine lästige Halskrause, weil sie sich nicht lecken darf, und sie ist etwas schlapp, aber sie frisst und trinkt schon wieder.

Die Erleichterung bei der Fangemeinde des Vierbeiners ist groß. Conny Kaden muss schmunzeln. „Die Katze ist wirklich sehr beliebt, sie wird immer gestreichelt“, berichtet er. Damit sie aber jetzt in Ruhe genesen kann, ist der Raum mit der bereits eingerichteten Eisdiele ausschließlich ihr vorbehalten. „Hier stört sie niemand“, sagt Kaden und krault das Tier liebevoll. Lautes Schnurren ist die Antwort.

Seit sieben Jahren lebt Eule im DDR-Museum von Pirna und stieg dort schnell zum Star auf. Eigentlich stammt sie aus Seelig-
stadt bei Bischofswerda. Damals erhielt das Pirnaer DDR-Museum einen Anruf der dortigen Asylunterkunft, die aufgelöst werden sollte. Zuvor diente das Haus als NVA-Kaserne. „Man fragte uns, ob wir Gegenstände aus den Räumen für das Museum sichern wollten“, erinnert sich Kaden, der nicht lange zögerte und sich sofort mit einem Kleinlaster auf den Weg machte. In Seeligstadt angekommen, stöberte er zwischen zahlreichen NVA-Restbeständen und wurde prompt fündig. Unter anderem entzückten ihn die alten Doppelstockbetten sowie Spinde aus DDR-Zeit.

Aber auch die Katze Eule, die zum Haus gehörte, entdeckten Kaden und sein Team auf dem Grundstück. Alle waren sofort hin und weg von dem Tier. „Wir fragten, was mit ihr passieren sollte. Man antwortete uns, sie würde nach dem Rückbau des Gebäudes vermutlich in der Wildnis leben“, erinnert sich der Museumschef. Dieses Schicksal sollte dem zutraulichen Vierbeiner jedoch erspart bleiben. Kurzerhand nahm Conny Kaden das Tier mit nach Pirna, wo es sich schnell einlebte.

Tagsüber stromert Eule meistens draußen herum, während sie nachts einen guten Unterschlupf im Museumsgebäude hat. Wie beliebt die Katze bei allen ist, zeigt ein Vorfall vor zwei Jahren. Damals zog sich Eule eine schlimme Verletzung zu. „Wir posteten das Ereignis kurz auf Facebook. Prompt kamen viele Pakete mit Katzenfutter von Museumsgästen. Nie hätten wir mit einer so großen Resonanz und Anteilnahme gerechnet“, erinnert sich Conny Kaden.

Aber Eule ist nicht nur bei den Museumsgästen wohlgelitten. Auch bei den Nachbarn kommt sie gut an. „Eule ist ein guter Mäusefänger, darüber freuen sich das THW und der Zoll“, sagt Kaden.

Er geht davon aus, dass seine Museumskatze in den nächsten 14 Tagen wieder völlig genesen ist. Die Eisdiele, das jetzige Domizil von Eule, wird dennoch erst im Oktober eröffnet, und zwar am 7. Oktober. „Das ist ein griffiges Datum, denn an diesem Tag wurde in der DDR der Tag der Republik gefeiert. Außerdem fällt der 7. diesmal auf einen Sonntag“, erläutert Kaden.

Dabei ist der Raum im Erdgeschoss schon fast fertig als Eisdiele eingerichtet. „Mit Außenstühlen und Innenplätzen“, beschreibt Kaden das neue Themenzimmer. Die Besucher sollen sehen, wie der Osten früher Eis schlemmte. Um das authentisch darzustellen, verwendet der Museumsinhaber wie üblich ausschließlich originales Inventar.

Die Exponate haben teilweise einen weiteren Weg hinter sich. So stammt der große Eisverkaufstresen beispielsweise aus Bad Klosterlausnitz in Thüringen. Kaden schätzt, dass das gute Stück in den 70er-Jahren hergestellt wurde. Auch die Eismaschine dahinter datiert aus dieser Zeit. Diese hat Kaden von der Eisdiele Kunze aus Dohna für die neue Ausstellung geschenkt bekommen. Komplettiert wird das Ganze mit den typischen Tisch- und Stuhlgarnituren aus DDR-Zeiten, an die sich viele bestimmt noch gut erinnern: rote Sitzfläche, weiße Lehnen-Gestelle. Das ist übrigens der aktuelle Lieblingsplatz von Eule, die sich zufrieden darauf räkelt.