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Dauerfeuer in Knappenrode

Auf der ehemaligen Spülkippe der Brikettfabrik hat im Juli 1997 meterdicker Kohlenstaub gebrannt. So berichteten wir damals darüber.

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© Wolfgang Wittchen

Voin Uwe Schultz

Hoyerswerda/ Knappenrode. Wüst sieht es auf der ehemaligen Spülkippe der Brikettfabrik aus. Zwischen dem Schilf klaffen auf der schiefen Ebene riesige Wunden, geben den Blick auf zerrissenen Untergrund frei. Von einem Feuer ist weit und breit nichts zu sehen, kein Qualmwölkchen steigt empor. Und doch glüht sich hier seit Tagen ein Feuer durch den Boden. „Es war der komplizierteste Einsatz der letzten Jahre“, schätzt Feuerwehramtsleiter Dieter Kowark ein. „Gefahr für Personen bestand nie. Allerdings waren der angrenzende Wald und unsere Feuerwehrleute gefährdet.“ Jederzeit hätte das Feuer wieder durch die Oberfläche der Kippe schlagen können. Freitagnacht standen hier 500 Quadratmeter Schilf in Flammen, meldete ein Jäger von seiner Pirsch aus den Brand. Einsatzleiter

Dietmar Schattel übernahm mit je einem Löschfahrzeug der Berufsfeuerwehr und der zuständigen freiwilligen Wehr von Knappenrode die Brandbekämpfung. Das Gelände erwies sich, weil stark zerklüftet, als äußerst schwierig. Zudem war schnell klar, das hier nicht nur Schilf, sondern meterdicker Kohlenstaub brannte. Mit Schaum und Wasser, dem mittels beigemischten Netzmittel die Oberflächenspannung genommen wurde, rückte man den Flammen zuleibe. Inzwischen war auch die Bereitschaft der LMBV vor Ort. Beruhigend: Man befand sich zumindest nicht auf rutschungsgefährdetem Gebiet. Gelöscht wurde sowohl vom oberen Kippenrand als auch von unten. Die dort eingesetzten Kameraden wurden sogar mit Sicherungsleinen gesichert. Dietmar Schattel: „Aber wir hatten günstige Umstände. Es wehte kein Wind und auf den Pflanzen lag der nächtliche Tau“. So blieb zumindest der benachbarte Kiefernwald verschont. Die Nacht zum Samstag, wie auch die folgenden Nächte, patrouillierten Brandwachen in dem Gebiet. Tagsüber wurde das Brandgebiet gewässert. Die beiden eingesetzten Tanklöschfahrzeuge (TLF) holten das Wasser von einer Entnahmestelle aus dem Silbersee, wurden dort von einem dritten TLF befüllt. Die Wasserentnahme aus den beiden Restlöchern D und F wäre zwar näher, aber technisch zu kompliziert gewesen. Die LMBV begann noch am Wochenende, mit schwerem Gerät die Spülkippe mit Erdmassen abzudecken. Denn die Kohle kann nur solange brennen, wie Sauerstoff da ist. Gestern schätzte die Einsatzleitung der Feuerwehr ein, dass vorerst der Brand nicht mehr an der Oberfläche aufflammen dürfte. Alles war mit Feuchtigkeit getränkt, die Erdmassen werden das übrige besorgen. Und doch kann es sogar noch in Monaten an dieser Stelle wieder brennen. Denn wie es in der Spülkippe aussieht, weiß niemand. Und andernorts brannten in der Vergangenheit ähnliche Objekte jahrelang.