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„Das war Adrenalin pur“

Die Nachwuchsspielleute haben zum Landesmeistertitel 2017 eine Zugabe erhalten: Sie sind Sportler des Jahres im Landkreis.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Thomas Riemer

Zabeltitz. Das Strahlen in den Gesichtern wollte kein Ende nehmen. Als Gewichtheber-Legende Marc Huster zur Sportgala am Sonnabend in Riesa den Nachwuchsspielmannszug Zabeltitz als „Nachwuchsmannschaft des Jahres“ verkündete, hüpften Julia Stehfest, Clara May und Joelle Schulz wie Sprungfedern aus ihren Stühlen. „Wir sind völlig perplex“, verkündeten sie einhellig, nachdem sie ein Mammutprogramm an SMS und Whatsapp-Nachrichten „erledigt“ hatten. Denn: Das Trio vertrat im Riesaer „Stern“ den Wettkampfzug, zu dem insgesamt 29 musikalische Kinder und Jugendliche gehören.

Der Pokal ist Lohn für den Landesmeistertitel, den das Ensemble von knapp 30 jungen Spielleuten im Vorjahr in Markkleeberg erkämpfte.
Der Pokal ist Lohn für den Landesmeistertitel, den das Ensemble von knapp 30 jungen Spielleuten im Vorjahr in Markkleeberg erkämpfte. © privat

Mit Pauken und Trompeten hatten sich die Zabeltitzer im Sommer 2017 in Markkleeberg sensationell den Landesmeistertitel geholt - zum zweiten Mal nach 2014 und punktgleich mit den Kontrahenten aus Radeberg. „Wir waren wie vor jedem Wettkampf total aufgeregt“, erzählt Clara May. „Das war Adrenalin pur“, erinnert sich Joelle Schulz. Und Julia Stehfest spricht für die gesamte Mannschaft: „Man ist einfach nervös.“ Das Trio gehört im Team zu den Flötenspielern und Hornisten, gemeinsam mit Lyra-Spielern, „Paukern“ und Trommlern bereiten sie sich quasi übers ganze Jahr auf Wettkämpfe und natürlich die vielen zusätzlichen Auftritte von Karneval bis hin zu Dorffesten vor.

Stolz war am Sonnabend auch Heike Ehresmann, die mit den drei jungen Musikerrinnen nach Riesa gereist war. Sie ist die Übungsleiterin des Nachwuchszuges, gemeinsam mit einem Team zwischen sieben und zehn weiteren Ehrenamtlichen, die sich um die insgesamt rund 60 Nachwuchsspielleute in Zabeltitz kümmern. Denn zum Wettkampfzug kommen noch die „Zwerge“ und „Winzlinge“ hinzu, die irgendwann in die Fußstapfen der jetzigen Landesmeister treten sollen. „Die Jüngsten bei den ,Zwergen‘ sind vier Jahre alt“, sagt Heike Ehresmann. Fast alle Kinder kommen aus dem unmittelbaren Zabeltitzer Umfeld, das bis nach Wülknitz, Walda und den Gröditzer Raum reicht. Was nicht verwundert: Viele Spielleute der jüngeren Generation werden durch das Elternhaus animiert, wo sich das Musikerdasein sozusagen „vererbt“ hat.

Denn die Spielleutebewegung im Röderland hat eine lange Tradition. Seit über 90 Jahren ist sie in Zabeltitz präsent. Mit über 100 Mitgliedern ist sie heute eine der größten Abteilungen des SSV Zabeltitz-Treugeböhla, zudem Mitglied im Landes- Musik- und Spielleutesportverband e.V. sowie im Landessportbund Sachsen. Seit den 90er Jahren nimmt der Nachwuchs regelmäßig an den sächsischen Landesmeisterschaften teil. Der erste Sachsenmeistertitel konnte 1997 vor heimischem Publikum geholt werden. Drei weitere folgten in den Jahren 2001, 2014 und eben 2017.

Spielmann kann grundsätzlich Jeder werden, sagt Heike Ehresmann. „Man muss vor allem Taktgefühl haben“, ergänzt die Übungsleiterin. Und freilich auch ein bisschen musikalisch sein. Wegen „fehlenden Talents“ ist jedenfalls nur einer geringen Anzahl von Kindern im Laufe der Jahre eine andere sportliche Zukunft nahegelegt worden.

Die Nachwuchsgewinnung selbst läuft insbesondere über die Schulen, über die Verteilung von Flyern oder auch Mund-zu-Mund-Propaganda. „Schnupperstunden„ gibt es zumeist zu Schuljahresbeginn. Zum Training gehört die wöchentliche Übungseinheit. Vor Höhepunkten werden zusätzliche Übungstage und auch Trainingslager organisiert. Nur in den Ferien herrscht in der Regel „Ruhe“.

Ob das auch in diesem Jahr so sein wird? „Die Sachsenmeisterschaft findet nicht wie sonst im Juni, sondern erst im September statt“, sagt Heike Ehresmann. In Groitzsch wollen die Zabeltitzer nach Möglichkeit wieder auftrumpfen wie im Vorjahr. Die Titel für den etwa 15-minütigen Wettkampfauftritt haben die Übungsleiter bereits ausgewählt. Und wenn die Zabeltitzer dann zu ihrem Stellplatz gelangt sind, heißt es nur noch: Blick auf den Stabführer, Konzentration, Spannung.