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Das verlassene Kleinod

Um die Kottmarbaude geht es vor Gericht. Einwohner ärgern sich derweil über den trostlosen Zustand. Und haben Ideen.

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© www.foto-sampedro.de

Von Romy Altmann-Kühr

Kottmar. Günter Kneschke kann sich noch gut erinnern. An tolle Nachmittage an der Kottmarbaude. Der Lusatia-Verband, der Dachverband der Oberlausitzer Heimatvereine, hatte regelmäßig Heimattreffen an der Baude organisiert. Auf Bierbänken drängten sich die Menschen vor der Baude, schunkelten zu volkstümlicher Musik, ein Kiosk-Verkauf sorgte für einen Imbiss. Auch nach der Schließung der Kottmarbaude – die ehemaligen Wirtsleute verließen vor zehn Jahren den Berg – fanden die Heimattreffen des Lusatia-Verbandes noch regelmäig statt. Vor ein paar Jahren wurden sie dann eingestellt – und damit verschwand das letzte bisschen Leben vom Baudenareal.

1996 fand das zweite Spreequellfest mit großer Resonanz auf dem Kottmar an der Baude statt, die im Hintergrund zu sehen ist.
1996 fand das zweite Spreequellfest mit großer Resonanz auf dem Kottmar an der Baude statt, die im Hintergrund zu sehen ist. © Steffen Scholz
Noch 2013 wurde an der Baude das Heimattreffen mit regionalen Chören gefeiert. Sogar mit Bussen wurden die Gäste dazu auf den Berg gebracht.
Noch 2013 wurde an der Baude das Heimattreffen mit regionalen Chören gefeiert. Sogar mit Bussen wurden die Gäste dazu auf den Berg gebracht. © Matthias Weber

Das ist bedauerlich, findet Günter Kneschke. Er wohnt in Obercunnersdorf, engagiert sich dort im Heimatverein. Den Kottmar hat er täglich vor Augen. Und nicht nur er macht sich Gedanken um den Hausberg der Kottmargemeinde, der allerdings der Stadt Löbau gehört. Immer wieder fragen SZ-Leser, was aus der Baude wird. Günter Kneschke hat gleich mehrere Vorschläge, wie man wieder Leben auf den Berg bringen könnte. Zum einen könnte ein Imbiss geöffnet werden oder ein mobiler Verkaufswagen mit einem Imbissangebot. Auch einen solchen Außen-Ausschank gab es schon einmal, kurz nach der Übernahme der Baude durch die Kottmarbergbaude GmbH. Aber auch dafür braucht es einen Betreiber und verschiedene Genehmigungen.

Des Weiteren führt Kneschke das Beispiel Czorneboh an. Hier gibt es eine ähnliche Konstellation wie in Löbau. Bergwald und Baude auf dem Czorneboh liegen zwar bei Cunewalde, gehören aber der Stadt Bautzen. Die Baude ist an einen Gastwirt verpachtet. Die Stadt Bautzen hat in der jüngsten Vergangenheit 1,2 Millionen Euro auf dem Czorneboh investiert, unter anderem auch das Baudengebäude saniert. Auch die Straße auf den Berg wurde ausgebaut. Er sei schon mit seiner Familie dort essen gewesen, erzählt Kneschke. Es sei sehr beeindruckend, was aus der Gastwirtschaft auf dem Berg geworden ist.

Zur Bauden-Geschichte

1882 wurde die Baude eröffnet. Baude und Turm waren schon um 1900 ein beliebtes Ausflugsziel.

Anfang der 1980er Jahre wurde die Baude erweitert und als Ferienheim eröffnet.

2008 hat der letzte Wirt seinen Pachtvertrag mit der Stadt Löbau aufgelöst.

2009 verkaufte Löbau die Baude an den aktuellen Besitzer, die Kottmarbergbaude GmbH.

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Eine Anfrage der SZ, ob so eine Variante auch für Löbau denkbar sei – also selbst auf dem Kottmar zu investieren und die Baude dann zu verpachten – wollte die Stadt Löbau nicht beantworten. Solange das anhängige Gerichtsverfahren nicht abgeschlossen ist, wolle man sich nicht äußern, hieß es in einer Antwort der Stadt auf Nachfrage der SZ. Eine Gerichtsverhandlung hat nun in der vorigen Woche stattgefunden, die Stadt Löbau will von ihrem Rückkaufsrecht für die Baude Gebrauch machen. Die Verhandlung ging aber ohne Ergebnis aus. Die Parteien konnten sich nicht über den Preis einigen, den Löbau für den Rückkauf der Baude bezahlen soll.

Eine Gaststätte ist auf dem Berg unabdinglich, wenn das Areal als Ausflugsziel funktionieren soll, ist der Obercunnersdorfer Günter Kneschke überzeugt. Turm und Gaststätte müsse man als wirtschaftliche Einheit sehen, sagt er. „Wer auf den Kottmar geht, um den Turm zu besteigen, der will auch eine Bockwurst essen oder einen Kaffee trinken“, so Kneschke, der auch als Gästeführer aktiv ist. „Niemand läuft da hoch, nur um auf den Turm zu klettern.“ Als Gästeführer hat er oft mit Touristen zu tun, empfängt Gäste oder Menschen, die ihre alte Heimat Oberlausitz besuchen. Viele von ihnen, erzählt Kneschke, bedauern, dass auf dem Kottmar nichts mehr los ist. Der Zustand ärgert auch Michael Görke (parteilos), den Bürgermeister der Gemeinde, die sich den Namen des Berges gegeben hat. Denn der Kottmar ist der Hausberg des Ortes. Und immerhin ziert der Turm das Wappen der Gemeinde.

Mitte Juni will nun das Gericht eine Entscheidung zum Preis für die Kottmarbaude fällen. Dann steht auch die Antwort der Stadt Löbau aus, welche weiteren Pläne sie mit der Baude hat.