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Das sind die Burgermeister von Zittau

Zwei Zittauer wollen Fast-Food durch regionale Produkte kultivieren. Der erste Ansturm ist schon vorbei.

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© SZ Thomas Eichler

Von Mario Heinke

Lässig lehnt Martinus van Paridon am selbstgebauten Tresen. Mit Christian Kunath, dem Mann hinter sich, hat er am Freitag das Restaurant Mr. Bales auf der Bahnhofstraße/Ecke Theodor-Korselt-Straße neu eröffnet. Beide verwirklichten mit dem eigenen Burger-Lokal eine langgehegte Idee. Burger liegen voll im Trend. Der „Burgermeister“ in Berlin-Kreuzberg, das „Burgeramt“ im Friedrichshain oder das „Burgermeister Royal“ auf der Dresdner Neustadt sind beliebte Treffpunkte in Großstädten, nicht nur für Hipster.

Wollmützen- und Vollbartträger, junge Muttis und andere Burger- und Pizzaliebhaber finden nun auch in Zittau im Mr. Bales ein trendiges Lokal. Große Industrieleuchten hängen von der Decke, viel Holz, eine Spielecke, ein Wickeltisch und ein altes Küchenbuffet aus den 1940er Jahren geben den lichtdurchfluteten Gastraum eine eigene Note. Industrial Style nennen Designer das. Verschiedene Burger, Pizzas, frische Salate, Kaffee, vegetarische und Bioprodukte bestimmen das kulinarische Angebot. Alles handgemacht, regional, ökologisch und nachhaltig, so der Anspruch der Zittauer, die ihre ersten selbst gebrutzelten Burger in der Wohngemeinschaft dem kritischen Geschmackstest ihrer Mitbewohner unterzogen. Den Stresstest bestand der selbst kreierte Campus-Burger beim Campus Open Air an der Hochschule. 

Auf einem Dresdner Trödelmarkt kaufte van Paridon vor Jahren ein handgeschriebenes Rezeptbuch eines Mister Bales aus den 1920er Jahren. Bales hatte darin viele Burger- und Pizzarezepte notiert. Das Notizbuch diente fortan nicht nur als Anregung zum Weiterprobieren, sondern nun auch als Namensgeber für das Lokal, erzählt Kunath. Der Ingenieur für Umwelttechnik und Ökologie, der sich selbst einen Koch aus Leidenschaft nennt, kennt keine Kompromisse, wenn es um Qualität, Umwelt und regionale Kreisläufe geht. Das Firmenlogo geht ganz in diese Richtung. Der auf den Kopf gestellte Blumentopf, gibt Mister Bales einen Zylinder und Schnurbart. Alle Mitnahme-Verpackungen sind kompostierbar, Fleisch und Backwaren stammen aus regionalen Meisterbetrieben. Das vegetarische Angebot soll weiter entwickelt und ausgebaut werden, verspricht der kochende Tennislehrer, der beim Tennisclub in der Weinau die zweite Männermannschaft anführt.

Über mangelnde Bekanntheit brauchen sich die Geschäftspartner nicht beklagen. So ist Martinus van Paridon Betreiber des „Starclub“, Manager der Band „Jenix“ und Mitbegründer des „Seesterns“ am Olbersdorfer See. Da ist es nicht verwunderlich, dass das neue Lokal über Pfingsten von Freunden, Bekannten und Neugierigen regelrecht überrannt wurde. Werbung war nicht nötig. „Wir haben statt ins Marketing in Qualität investiert“, sagt van Paridon, noch sichtlich geschafft vom langen Wochenende. 

Seit Dienstag öffnet Mr. Bales nicht nur zwischen 17 und 22 Uhr, sondern auch über die Mittagszeit von 11.30 bis 14 Uhr. Nur montags ist Ruhetag, da bleibt der Schalterraum der ehemaligen Volksbankfiliale geschlossen.