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Das Revier von Eisvogel, Uhu und Schwarzstorch

Vorm Weiterbau des Striegistalradweges haben Experten die Tierwelt unter die Lupe genommen. Das Ergebnis dürfte Laien überraschen.

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Roßwein/ Hainichen. Seit mehr als zehn Jahren wird teilweise heftig über ihn diskutiert – den geplanten Radweg durch das Striegis- und Muldental zwischen Roßwein und Hainichen. Gegenstand der Diskussion war nicht zuletzt die Befürchtung von Tierschützern, der Radweg stelle für viele im Striegistal heimische Tierarten eine Bedrohung dar. Denn: Die geplante Strecke verläuft entlang eines geschützten Flora-Fauna-Habitat-Gebiets (FFH). Auf insgesamt 338 Seiten des Artenschutzbeitrags wurde detailliert überprüft, welche Tiere in diesem Gebiet leben und ob sie von dem Bau auf der alten Bahntrasse betroffen sind. Um welche zum Teil streng geschützten Tiere es dabei genau geht, fasst der DA in einer kleinen Serie zusammen, die wir mit den Vögeln beginnen.

Schwarzstörche sind in Deutschland sehr selten und ebenfalls streng geschützt. Sie sind sehr scheu und meiden im Gegensatz zu Weißstörchen den Menschen.
Schwarzstörche sind in Deutschland sehr selten und ebenfalls streng geschützt. Sie sind sehr scheu und meiden im Gegensatz zu Weißstörchen den Menschen. © dpa

Es bedarf schon ein wenig Glück, um die gefiederten Tiere selbst zu Gesicht zu bekommen, doch sie alle sind entlang der Striegis und in den betrachteten Abschnitten der Freiberger Mulde zu Hause.

So auch der in Ost- und Mittelsachsen heimische Schwarzstorch. Am wohlsten fühlen sich die Tiere in waldreichen Gebieten mit Flüssen, Bächen und Seen als Nahrungsquellen. In erster Linie stehen dabei Fische und kleine Amphibien auf dem Speiseplan. So hat der Schwarzstorch auch an dem reichhaltigen Nahrungsangebot im Striegistal Gefallen gefunden. An drei Orten entlang des geplanten Radwegs konnten Habitate des streng geschützten Vogels nachgewiesen werden. Um die empfindlichen Störche nicht bei der Nahrungssuche während der Brutzeit zu stören, dürfen laut Artenschutzbeitrag keine Bauarbeiten in den Sommermonaten durchgeführt werden. Das müsste dann bei der Planung beachtet werden.

Nicht ganz so groß, aber nicht weniger selten ist der Eisvogel. Zwei Reviere der blau schimmernden Tiere befinden sich in der Nähe der alten Bahntrasse. Da die Tiere sehr nesttreu sind, stehen die Chancen nicht schlecht, die Vögel zukünftig vielleicht einmal aus der Nähe zu sehen.

Ganz in der Nähe des Eisvogels ist auch ein anderer Artverwandter zu Hause. In den Felshängen des Berbersdorfer Steinbruchs hat sich der streng geschützte Uhu häuslich eingerichtet. Schon seit mehreren Jahren wird der Brutplatz der nachtaktiven Eulenart genutzt.

Gute Nachricht für die Tiere und Naturfreunde: Weder Eisvogel noch Uhu sind von dem geplanten Radweg direkt betroffen. Ihre Nistplätze befinden sich in ausreichender Entfernung zum geplanten Streckenverlauf. Außerdem: Die Bauherren – das sind die Anrainerkommunen Roßwein, Striegistal und Hainichen – gehen davon aus, dass es in sensiblen Bereichen Kompromisse geben wird. Das heißt, wo der Mensch die Tiere über Gebühr stören könnte, werden die Radfahrer wohl oder übel von der eigentlichen ehemaligen Bahntrasse abweichen müssen.

Der Artenschutzbeitrag ist Bestandteil der Unterlagen, die zum laufenden Planfeststellungsverfahren gehören. Die Papiere haben im Sommer ausgelegen. Die dazu eingegangenen Stellungnahmen werden gegenwärtig von den Planern bearbeitet. Am 26. Oktober gibt es den nächsten Termin dazu in der Landesdirektion Chemnitz, die letztlich über das Baurecht entscheidet. Wann das passiert, darüber gibt es im Moment noch keine terminlichen Vorstellungen. Seit Ende der 1990er-Jahre gibt es die Überlegung, auf der stillgelegten Bahntrasse einen Radweg einzurichten. Erstmals öffentlich vorgestellt wurden die Pläne dazu im Dezember 2007. (SZ)