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Das Publikum lacht sich eins

Die Premiere des diesjährigen Landschaftstheaters verlangt besondere Härte – nicht nur vom Superagenten James Blond.

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© Steffen Unger

Von Gunnar Klehm

Reinhardtsdorf-Schöna. Da war sogar Waffenexperte „Q“ machtlos. Gegen diesen Regen war einfach nicht anzukommen. Was soll‘s, dann wird eben auf feuchten Wiesen gespielt. Alle hatten sich zu sehr auf die Premiere von „James Blond – Ein Agent ist nicht genug“ gefreut, um jetzt wegen ein bisschen Wetter zu kapitulieren. So sackten am Sonnabend die etwa 60 Premierenzuschauer nicht nur ihren Hocker an, mit dem sie die nächsten drei Stunden durch Reinhardtsdorf zogen, sondern auch noch Regenschirm und Gummistiefel.

Im neuen Landschaftstheater haben es Wanderer nicht leicht, im Stück und in echt. Sie ignorierten gemeinsam den Regen.
Im neuen Landschaftstheater haben es Wanderer nicht leicht, im Stück und in echt. Sie ignorierten gemeinsam den Regen. © Steffen Unger
Bei dem Stück geht es Open Air durch den Ort an zahlreiche Spielstätten.
Bei dem Stück geht es Open Air durch den Ort an zahlreiche Spielstätten. © Steffen Unger

Bei dem diesjährigen Theaterspektakel des Vereins Sandsteinspiele ging es ja auch inhaltlich um extreme Härte. Da passte sich das Publikum einfach an. Fast alle hielten bis zum Schluss durch. So zollten sich Zuschauer und Schauspieler am Ende gegenseitig Applaus.

Mit Besserung der Wetteraussichten dürfte sich auch die Stimmung an der Tageskasse aufhellen, denn der Klamauk mit leichtem Tiefgang passt perfekt in eine Karnevalshochburg wie Reinhardtsdorf. Die Parodie einer Wandergruppe ist der Knalleffekt zum Anfang. Trotzdem bleibt der Zuschauer noch eine Weile im Unklaren. Da helfen zwar auch die Gadgets nicht weiter, die aus der geheimen Waffenschmiede hinter der Sporthalle türmen. Aber lustig dürfte dieses Theaterspektakel werden, daran bleibt ab diesem Zeitpunkt selbst im Nieselregen kein Zweifel. Vom elf Monate alten Säugling bis zum rüstigen Rentner spielen sich die Laienschauspieler sämtlicher Generationen in die Herzen der Zuschauer.

Die Kinder holen sich ihren Szenenapplaus nicht nur weil sie so niedlich sind, es macht einfach Spaß, ihnen zuzusehen. Das gilt auch für die Nonnen, wenn sie die Waffen der Frauen zücken oder die Geh-Heim-Agenten, wenn sie sich mal wieder vor der Arbeit drücken.

Doch es muss etwas passieren. Wo kommen wir denn hin, wenn Diktatoren wie am Fließband produziert werden können? Gegen Bösewichte könnte etwas Demokratie helfen, heißt es nicht nur zwischen den Zeilen. Doch bevor es tatsächlich politisch in Reinhardtsdorf wird, greifen doch noch die Agenten-Rentner ein.

Der neue James Blond ist kein Abklatsch der ersten Folge. Musik spielt eine größere Rolle, es wird getanzt und gesungen. Und es wird mächtig viel gerannt. Den Figuren der Schauspieler nach zu urteilen, wurde viel geprobt.

Erstmals beim Landschaftstheater dabei waren die Profischauspieler Claas Würfel als James Blond und Karl-Heinz Ahlers als Nummer Eins. Das gibt den meisten Szenen die nötige Stabilität, auch wenn man Würfel alles abnimmt, außer unwiderstehlich auf die Frauenwelt zu wirken.

Erstaunlich ist auch die Souveränität, mit der Conny Jubelt als Chefin „M“, Carmen Gaunitz als Miss Moneypenny und Franziska Jubelt als Datenstick agieren. Dass André Voigt wieder davon überzeugt werden konnte, den Beißer zu spielen, ist allein schon fast das Ticket wert.

Es müsste doch mit bösen Mächten zugehen, wenn dieses Stück nicht ein voller Erfolg werden sollte, in einer Karnevalshochburg wie Reinhardtsdorf, einer Region die Spaß versteht und nach Unterhaltung für alle Generationen lechzt.

Nächste Spieltermine: 30.6., 15.30 Uhr, 1.7., 11.30 Uhr; Tickets im VVK: 13/9 Euro, an der Tageskasse zwei Euro teurer.