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Das kann teuer werden

Dresden plant, ein überteuertes Mini-Grundstück am Ferdinandplatz für ein neues Rathaus zu kaufen. Ein Stadtrat will das verhindern.

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© Marion Doering

Von Andreas Weller

Ein modernes Verwaltungszentrum für rund 1 600 Mitarbeiter soll bis 2024 am Ferdinandplatz entstehen. Gegenüber vom Rathaus und ein Stück neben Karstadt ist ein Komplex geplant, den die Stadt sich 162 Millionen Euro kosten lassen will – mindestens. Denn die Stadt rechnet bereits damit, dass es auch 200 Millionen werden könnten. Der extra dafür eingerichteten Lenkungsgruppe aus Stadträten und Verwaltungsmitarbeitern hat die Stadtspitze nun vorgeschlagen, keine Kostenobergrenze festzulegen. „Das geht so nicht“, so Linke Stadtrat Tilo Wirtz. „Bei allen Projekten wird auf die Kosten geschaut und wenn die Verwaltung für sich selber baut, soll das nicht gelten.“ Wirtz befürchtet, die Stadt ist dann komplett den Preisen von Baukonzernen ausgeliefert.

Zumal es bereits in der derzeit noch frühen Planungsphase nicht funktioniert, auf die Kosten zu achten. Auf dem etwa 21 000 Quadratmeter großen Ferdinandplatz gehört ein kleines Grundstück nicht der Stadt. Auf dem rund 350 Quadratmeter kleinen Areal soll aber, nach den Plänen der Verwaltung, die Spitze auf der Rückseite des Verwaltungszentrums entstehen. Also muss sie dieses Grundstück kaufen. Der Eigentümer, ein Privatmann vom Bodensee, verlangt 2,03 Millionen Euro. Das sind 5 800 Euro pro Quadratmeter. Der Verkehrswert für das Mini-Grundstück liegt bei 665 000 Euro. Die Stadt ist aber bereit, mehr als das Dreifache zu bezahlen.

Das lehnt Wirtz ab. „Wir lassen uns nicht erpressen und wollen auch nicht 1,5 Millionen Euro zum Fenster rausschmeißen.“ Zu der entsprechenden Vorlage der Stadt hat er nun einen Ersetzungsantrag eingebracht. Er schlägt vor, dass der Stadtrat den Kauf für die mehr als zwei Millionen Euro ablehnt. Stattdessen solle das Verwaltungszentrum ohne die Spitze geplant werden. Dann benötigt die Stadt das kleine Grundstück gar nicht. Außerdem soll die Verwaltung dem Eigentümer zunächst keine Zusagen machen, dass unter dessen Grundstück Leitungen verlegt werden und er jederzeit ungehindert darauf gelangen könne. Denn dann bestünde die Gefahr, dass der Eigentümer selber darauf etwas baut und die Stadt erneut Probleme bekommt, wenn der Bau des Verwaltungszentrums beginnt. „Später kann der Eigentümer sein Grundstück gerne bebauen“, so Wirtz. Aber zunächst solle die Stadt keine Verpflichtungen eingehen.

Die Stadt drückt dagegen aufs Tempo und will den viel zu hohen Preis für das Grundstück zahlen. Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) nennt dafür mehrere Gründe. So wären die Anpassungen in der Planung bereits teuer. Zudem gebe es keinen „zeitlichen Puffer“ bei Standorten, in denen die Verwaltung derzeit zur Miete arbeitet. Die Verträge laufen aus. Auch diese Kosten von jährlich rund 2,2 Millionen Euro würden im Zweifel steigen, weil die Vermieter die Notlage der Stadt kennen und eventuell neue Objekte gesucht werden müssten. Container für den Übergang aufzustellen, würde 33 Millionen Euro kosten. Der Bürgermeister rechnet auch mit hohen Prozesskosten, wenn es zum Streit mit dem Eigentümer kommen sollte. Er sieht zudem die Gefahr, dass das Areal wegen der Lage zu einem „Schikaniergrundstück“ werden könnte. Das bedeutet, der Eigentümer könnte sämtliche Pläne der Stadt torpedieren.

Wirtz, der selber Bauingenieur ist, sagt, bei dem derzeitigen Stand des Projektes könne es problemlos verändert werden. „Für den Zeitplan ist das bedeutungslos.“ Zumal, aus seiner Sicht, noch etwas verändert werden müsse. Der auf der Seite zum Rathaus geplante Turm, der etwa 60 Meter hoch werden soll, müsse flacher sein. „Das sieht aus wie ein 08/15-Hochhaus. Von Süden aus verdeckt der Turm das Rathaus und die Silhouette der Stadt wird verfälscht.“ Deshalb könne nicht gebaut werden, wie in den Entwürfen vorgesehen und es müsse auf die Spitze verzichtet werden. Zum Verkehrswert, also für 665 000 Euro, könne die Stadt das Grundstück kaufen. Der Stadtrat stimmt am 1. November darüber ab.