Merken

Das ist der Weihnachtsbaum 2018

Er wuchs an der Wohlfühloase der Familie Schünemann auf und wird wahrscheinlich der Baum mit der kürzesten Anreise sein.

Teilen
Folgen
NEU!
© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Großenhain. Die Vorfreude auf den Großenhainer Weihnachtsmarkt steigt von Tag zu Tag. Mitarbeiter des Bauhofs sind seit einer Woche damit beschäftigt, die Adventsstraßenbeleuchtung anzubringen. Auch wenn es die warmen Außentemperaturen noch nicht vermuten lassen, aber es dauert nicht mehr lange, dann werden Glühwein, Bratwurst und zahlreiche andere Imbissstände mit ihrem herrlichen Duft auf den Hauptmarkt locken. Und mittendrin soll wieder ein prächtiger Weihnachtsbaum stehen.

Der Stachlige: Der Weihnachtsbaum von 2011 war mit seinen ausladenden Zweigen ein Prachtexemplar. Er stammte aus Walda. Nur zu nahe kommen durfte man ihm nicht. Es war eine Stechfichte.
Der Stachlige: Der Weihnachtsbaum von 2011 war mit seinen ausladenden Zweigen ein Prachtexemplar. Er stammte aus Walda. Nur zu nahe kommen durfte man ihm nicht. Es war eine Stechfichte. © SZ-Archiv/Klaus-Dieter Brühl
Der Schöne: Eine Küstentanne aus einem Kleingarten in Glaubitz war vor zwei Jahren der Stolz des Großenhainer Weihnachtsmarktes. Die SZ-Leser wählten sie zum schönsten Weihnachtsbaum des Landkreises Meißen.
Der Schöne: Eine Küstentanne aus einem Kleingarten in Glaubitz war vor zwei Jahren der Stolz des Großenhainer Weihnachtsmarktes. Die SZ-Leser wählten sie zum schönsten Weihnachtsbaum des Landkreises Meißen. © SZ-Archiv/Klaus-Dieter Brühl
Der Sparsame: Die Tanne von 2012 stammte aus Radeberg. Wesentlich sparsamer als ihre Transportkosten war ihre Beleuchtung. Sie war der erste Großenhainer Weihnachtsbaum mit stromsparenden LED-Lichtern.
Der Sparsame: Die Tanne von 2012 stammte aus Radeberg. Wesentlich sparsamer als ihre Transportkosten war ihre Beleuchtung. Sie war der erste Großenhainer Weihnachtsbaum mit stromsparenden LED-Lichtern. © SZ-Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Jetzt ist das Geheimnis gelüftet, welcher Baum es sein soll. Der Großenhainer Weihnachtsbaum 2018 ist wieder ein echter Großenhainer. Echter geht es fast gar nicht. Denn er stammt aus der Innenstadt. Genauer gesagt aus der Amalienstraße. Per Luftlinie ist er nur rund 270 Meter zu seinem zukünftigen Standort auf dem Hauptmarkt entfernt. Wahrscheinlich ist er der Weihnachtsbaum mit der kürzesten Anreise aller Zeiten. Das kann die Stadtverwaltung allerdings nicht ohne aufwendige Recherche bestätigen. „Aber für die letzten sieben Jahre trifft es nachweislich zu“, sagt Stadtsprecherin Diana Schulze. Das weiß sie von Rathausmitarbeiterin Petra Stübner, die seit sieben Jahren den Großenhainer Weihnachtsmarkt organisiert.

Im vergangenen Jahr stammte der Baum aus dem Wohnblockgebiet am Kupferberg, vor zwei Jahren sogar aus dem rund 13 Kilometer entfernten Glaubitz. Diesmal also aus der nahen Amalienstraße. Dort steht die Rotfichte auf dem Grundstück der Familie Schünemann, die eine Pension und den Kosmetiksalon „Beauty Oase“ betreibt.

Frank Schünemann schätzt, dass der Baum etwa 40 Jahre alt ist. Er hatte ihn als kleinen Ableger von einem Urlaub im Thüringer Wald mitgebracht. 1982, im gleichen Jahr als er seine Frau Anette heiratete, hat er die Rotfichte im Hinterhof an der Mauer zur Amalienstraße gepflanzt. „Eigentlich waren es zwei Rotfichten“, erzählt er. Aber die andere hatte den Tornado 2010 nicht überlebt und war gegen das Haus gekippt.

Dass die übriggebliebene Rotfichte, die schätzungsweise 15 bis 16 Meter hoch ist, mal der Großenhainer Weihnachtsbaum sein soll, sei schon lange geplant, so Frank Schünemann. Immerhin kann diese Baumart 40 Meter hoch werden. „Ich gebe die Fichte schweren Herzens ab“, sagt Anette Schünemann etwas wehmütig. Viele glückliche Erinnerungen aus der Zeit, als die Töchter Katrin und Susann noch Kinder waren, sind damit verbunden. Damals wurde der Baum zu Weihnachten mit einer Lichterkette geschmückt. Irgendwann war er zu groß dafür. „Er wird eine Lücke hinterlassen“, sagt die Kosmetikerin. „Wir haben es immer rausgezögert, ihn zu fällen.“ Aber seine Wurzeln heben mittlerweile die Steine des Hofpflasters an. Auch Frank Schünemann fällt der Abschied nicht leicht. Dass die Fichte bald der Großenhainer Weihnachtsbaum sein wird, tröstet ihn. „Wenigstens wird unsere Rotfichte einen Monat lang viele Kinder beglücken“, sagt der 59-Jährige.

Am 14. November rückt das eingespielte Weihnachtsbaum-Team des Bauhofs Großenhain an und wird mit Hilfe eines Autodrehkrans die Fichte absägen, auf einen Tieflader ablegen und verzurren. Der direkte Weg von der Amalienstraße zum Hauptmarkt führt durch die Töpfergasse. Die leichte Kurve an der Bäckerei Raddatz ist das Nadelöhr für dieses Unterfangen. Trotzdem soll der Weihnachtsbaum-Transport genau diese kürzeste Strecke nehmen. Das bestätigt Stadtsprecherin Diana Schulze.