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Das Heu wird knapp

Die Trockenheit stellt Tierhalter im Kreis Bautzen vor große Probleme. Futter ist jetzt rar und teuer.

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© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Die Pferde warten schon. Ungeduldig scharren einige mit den Hufen. Wenn Stefan Icker mit der Heukarre um die Ecke biegt, dann hat er viele Freunde. Dreimal täglich füttert er die Tiere der Reitanlage Lindenhöhe in Göda. Sein Chef, Andreas Busch, sorgt dafür, dass der Pferdehof immer genügend Futter vorrätig hat. Rechtzeitig hat er in diesem Jahr das Heu für seine Tiere eingekauft, seine Lager gefüllt. Das erweist sich jetzt als ein großer Vorteil.

So schwierig, wie in diesem Jahr, war der Futtereinkauf noch nie, meint Andreas Busch. Der extrem trockene Sommer hat dafür gesorgt, dass das Heu Mangelware ist. Nur weil sich der Pferdehalter schon zu Beginn des Sommers ausreichend Heuballen gesichert hat, zahlte er einen annehmbaren Preis. „Wer jetzt erst einkauft, hat es schwerer. Die Preise sind stark gestiegen“, erklärt Busch und benennt damit ein Problem, das auch Michaela Kallauch kennt. Die Chefin vom Reiterhof Hultsch in Neukirch kauft kein Heu ein, sie stellt es selbst her. Die Ernte fiel gar nicht schlecht aus, beteuert sie. Normalerweise reicht ihr getrocknetes Gras auch locker aus, um die 29 Pferde in ihrem Stall den Winter über zu versorgen. Doch in diesem Jahr wird sie wohl jeden einzelnen Halm aufbrauchen.

Wiesen nicht gut nachgewachsen

Der Grund dafür: In den vergangenen Jahren konnten die Pferde bei ihr den ganzen Sommer über auf der Wiese grasen. Erst nach Ende der Weidesaison benötigten die Tiere viel Heu. Doch weil die vergangenen Monate heiß und trocken waren, sind ihre Wiesen nicht gut nachgewachsen. Für Michaela Kallauch heißt das, sie muss viel eher als sonst mit der Heufütterung beginnen. Damit steigt natürlich der Verbrauch.

Wie dramatisch die Situation ist, kann Kornelia Helm erklären. Sie betreibt einen Bauernhof in einem kleinen Ortsteil von Königswartha. Nicht nur Pferde leben bei ihr, sondern zum Beispiel auch Schafe und Rinder. All diese Tiere wollen versorgt werden. Für Kornelia Helm ist das eigentlich kein Problem. Sie stellt sogar so viel Heu her, dass sie etliche Ballen noch verkaufen kann. Doch in diesem Jahr muss sie sich ganz genau überlegen, wie viel sie abgibt. „Es sieht verheerend aus“, sagt sie mit Blick auf die Wiesen in der Region.

Auch Kornelia Helm wird ihren Tieren viel zeitiger Heu zufüttern müssen, als in den vergangenen Jahren. Die Bauernhof-Chefin hat mit vielen Tierhaltern Kontakt. Sie weiß genau, wie sehr die Heupreise gestiegen sind. Ein normaler Ballen mit einem Durchmesser von 1,20 Meter kostet etwa 25 bis 30 Euro, erklärt sie. Momentan muss der Tierhalter mindestens 60 Euro dafür zahlen. Auch bei den Nachbarländern Tschechien und Polen sei kaum noch etwa zu holen, so die Bauernhof-Chefin. Helm hat sogar von Rinderhaltern gehört, die jetzt ihren Bestand verkleinern, damit das Futter später ausreicht.

Sparsamkeit angesagt

Seinen Bestand verkleinern, das will Udo Noack auf jeden Fall verhindern. In den vergangenen Wochen klingelte bei ihm immer wieder das Telefon. Tierhalter fragten nach, ob sie Heuballen von ihm kaufen können. Für den Chef der Heidefarm Sdier ist das eine neue Situation . Es gab schon Jahre, da hat sich kaum einer für sein Heu interessiert. Nun kann er sich vor Anfragen kaum retten. „Wir versuchen, so gut wie es geht, zu helfen“, sagt er. Wenn jemand ein paar Schafe oder Ziegen hält und für sie noch Futter sucht, dann kann Udo Noack helfen. Im großen Stil gibt er sein Heu diesmal aber nicht ab.

Und das aus gutem Grund. Normalerweise füttert er seinen Rindern Silage. Der erste Grünschnitt fiel allerdings mäßig aus. „Wir konnten nur etwa Zweidrittel von dem ernten, was üblich ist“, sagt er. Der zweite Schnitt war noch schlechter, den dritten musste er ganz ausfallen lassen. Weil jetzt nicht absehbar ist, ob die Silage für den Winter reicht, hebt er sich einen Teil seines Heus als Reserve auf. Schließlich kann er frühestens im Mai mit neuem Futter rechnen.

In solchen Zeiten ist es wichtig, sparsam zu sein. Diesem Motto folgt Silvia Berger, Leiterin des Tierparks in Bischofswerda. Ein großer Anteil ihrer Tiere ist auf Gras und Heu angewiesen. Ziegen, Esel und Alpakas zählt Berger auf. Der Tierpark verfügt über eigene Wiesen. Von dort holt Silvia Berger Grünfutter, mit dem sie die Tiere bis Oktober versorgen kann. Normalerweise. „Auch wir müssen schon jetzt auf unsere Heureserven zurückgreifen“, sagt sie und appelliert deshalb an ihre Mitarbeiter, keinen Halm zu verschwenden.