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Zwei Jahrzehnte Veränderung

Vor 20 Jahren ist aus einer Schwimmhalle das Freizeitzentrum geworden. Badchef Jörg Schneider zieht Bilanz.

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© Andreas Weihs

Herr Schneider, das Hains gibt es seit 20 Jahren, die Schwimmhalle zuvor seit 40 Jahren. Wenn Sie die Halle von einst mit dem Hains von heute vergleichen. Was fällt Ihnen als Erstes ein?

Die Hainsberger Schwimmhalle: 1978 wurde die Hainsberger Schwimmhalle eröffnet. Wegen des Bädermangels im Umkreis war sie äußerst beliebt. Am Einlass bildeten sich häufig Schlangen.
Die Hainsberger Schwimmhalle: 1978 wurde die Hainsberger Schwimmhalle eröffnet. Wegen des Bädermangels im Umkreis war sie äußerst beliebt. Am Einlass bildeten sich häufig Schlangen. © SZ/Archiv
Die Umbaupläne: Wegen technischer Mängel und schwindendem Besucherzuspruch wird die Schwimmhalle zum Hains. Baustart ist im März 1997.
Die Umbaupläne: Wegen technischer Mängel und schwindendem Besucherzuspruch wird die Schwimmhalle zum Hains. Baustart ist im März 1997. © Hains
Eisbahn als Erstes fertig: Die Eisbahn hinter dem Hains wird im Winter 1997 fertig. Erst ein Jahr später wird sie mit einem Dach als Wetterschutz ausgerüstet. Foto: Hains
Eisbahn als Erstes fertig: Die Eisbahn hinter dem Hains wird im Winter 1997 fertig. Erst ein Jahr später wird sie mit einem Dach als Wetterschutz ausgerüstet. Foto: Hains © Hains
Jörg Schneider ist Chef der Technischen Werke. Er hat 1982 als Trainer in der Hainsberger Schwimmhalle angefangen.
Jörg Schneider ist Chef der Technischen Werke. Er hat 1982 als Trainer in der Hainsberger Schwimmhalle angefangen. © privat

Der Unterschied besteht vor allem im Angebot. Wir sind jetzt multifunktional aufgestellt. Die alte Schwimmhalle war zwar ein super Angebot für die damalige Zeit, das Besucher aus dem gesamten Umland anlockte, aber irgendwann war es nicht mehr zeitgemäß. Früher drängelten die Kinder bei den Eltern, dass sie wieder nach Hause gehen wollen, weil man in der alten Schwimmhalle eben vor allem Schwimmen konnte. Für Kinder war das langweilig. Heute ist es andersherum.

Ab 1997 wurde die Schwimmhalle zum Hains mit Schwimmhalle, Eisbahn, großer Sauna, Bowlingbahn und Fitnesscenter umgebaut. Warum?

Wir wollten Zusatzangebote schaffen, die die Verluste des Bades minimieren.

Einige Gemeinden haben sich mit dem Bau von großen Spaßbädern verhoben. Warum ist das in Freital nicht passiert?

Ich war im Stuttgarter Raum, habe mir zum Beispiel in Neckarsulm ein Spaßbad angeschaut. Dort konnte ich sehr offen mit den Betreibern reden. Die haben gesagt, dass sie große Probleme mit den großen Bädern haben. Sie hatten zwar hohe Besucherzahlen, aber die Betriebskosten und damit die Zuschüsse stiegen immens.

Bäder zu betreiben, ist in den meisten Fällen ein Zuschussgeschäft. Wie viele Zuschüsse braucht das Hains?

Vor dem Umbau waren die Zuschüsse durch die Stadt auf 800 000 DM pro Jahr begrenzt. Doch die Ausgaben sind ständig gestiegen. Wir hatten technisch riesige Probleme. Wenn wir nicht umgebaut hätten, hätte das Bad irgendwann schließen müssen. Nach dem Umbau waren wir bei 300 000 Euro an Zuschüssen. Wir hatten viel mehr Besucher und hatten ein ganz anderes Einzugsgebiet. Die Höhe des Zuschusses ist dann über die Jahre wieder angestiegen. Das lag auch daran, weil im Umland konkurrierende Angebote entstanden sind. Die Besucherzahlen nahmen ab. Deswegen mussten wir 2015 erweitern. Jetzt erzielen wir, wenn man das mit 1994 vergleicht, fast den 20-fachen Umsatz.

Wie viel Minus macht das Hains heute?

Die Verluste werden ja nun innerhalb der Technischen Werke ausgeglichen. Zu den genauen Zahlen will ich nichts sagen, aber sie sehen wesentlich besser aus – auch weil mehr als doppelt so viele Besucher kommen wie geplant.

Wie haben sich die Besucherzahlen im Hains entwickelt?

Nach der Eröffnung des Hains 1998 hatten wir 275 000 Besucher pro Jahr – mehr als doppelt so viel wie vor dem Umbau. Das hat dann auch eine ganze Weile funktioniert, bis die Besucher eben wieder etwas Neues wollten. Der sogenannte Fun-Faktor wurde immer wichtiger. Deswegen haben wir 2015 noch einmal angebaut, die Schwimmhalle erweitert und seitdem die beiden Rutschen im Angebot. Das war zum richtigen Zeitpunkt der richtige Schritt. Das Hains hat heute einen hervorragenden Namen. Wir haben heute rund 405 000 Besucher pro Jahr.

Auffallend in der Geschichte des Hains ist der Wandel. Aller zwei, drei Jahre wird umgebaut, erweitert. Warum?

Wir reagieren ständig auf die Besucherwünsche. Wegen der großen Nachfrage haben wir nach 1998 die Sauna und das Fitnesscenter erweitert und zuletzt die Schwimmhalle. Jetzt sind wir aber am Ende angekommen. Die Fläche, die wir zur Verfügung haben, ist verbaut. Wir suchen aber immer noch nach Angebote für den Sommerbereich. Obwohl man sagen muss, dass wir auch diesen Sommer gute Besucherzahlen hatten, weil es manchen im Freibad schlicht zu heiß war.

Welche Pläne gibt es für die Zukunft?

Wir können uns vorstellen, Angebote für Wohnmobile und Camping zu schaffen, sodass die Besucher auch hier übernachten können. Reagieren werden wir auch, wenn neue Trendsportarten entstehen, wie wir es mit unseren Beachvolleyballfeldern gemacht haben. Vorgesehen ist außerdem, dass wir den Saunabereich erneuern. Da sind wir in der Planung. Das soll in den nächsten zwei Jahren passieren, weil die Sauna natürlich mittlerweile auch 20 Jahre alt ist. Da müssen wir reagieren.

Das Interview führte Tobias Winzer.