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Das Feuer ist aus

An der Königsbrücker Heide wird aufgeatmet. Hunderte waren im Einsatz gewesen. Offen ist noch, wer das bezahlt.

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© Christian Essler

Von Frank Oehl

Schwepnitz. Elke Röthig ist geschafft und froh zugleich: „Das Feuer in der Königsbrücker Heide ist gelöscht. Endlich.“ Die Schwepnitzer Bürgermeisterin atmet auf. Mehr als 14 Tage war sie quasi mit im Brandeinsatz gewesen. Das Feuer war am 6. September an mehreren Stellen auf Zeisholzer Flur gleichzeitig ausgebrochen. Seine Auswirkungen waren erheblich, blieben aber stets knapp unter dem Level „Katastrophenalarm“. So wurde nicht das Landratsamt, sondern blieb das Gemeindeamt von Schwepnitz die zuständige Behörde. Und da die Funktion des Gemeindewehrleiters derzeit vakant ist, musste Elke Röthig diese Funktion sozusagen von Amts wegen mit übernehmen. „Das war eine prägende Erfahrung!“

Der Regen am Sonntag war zur rechten Zeit gekommen, sodass nun die letzten Feuerwehren ihr Equipment einpacken konnten. Elke Röthig hat ein Brandtagebuch geführt, das sie auch später noch an die dramatischen Tage erinnern wird. „Allein am Ausbruchstag waren 16 Feuerwehrfahrzeuge mit 100 Kameraden aus 30 Gemeinden im Einsatz. „Wir hatten Glück, dass es da keinen Wind gab.“ Aber später dann schon hin und wieder. Einmal hatte sich der Waldbodenbrand bis auf eineinhalb Kilometer an Zeisholz herangefressen. „Das ist nicht viel“, sagt die Bürgermeisterin, die an dieser Stelle an ausgeglühte Kienäpfel erinnert, die meterweit knallen und so das Feuer rasend schnell weitertragen. „Da wird einem anders.“

Zum Glück habe sie sich auf die Kameradinnen und Kameraden verlassen können. „Ich habe das fachliche Wissen der Feuerwehrleute aus nächster Nähe erlebt. Es hat mich beeindruckt, wie professionell gearbeitet wird.“ Und dies ja bei regelmäßig wechselnder Einsatzleitung. Kreisbrandmeister Manfred Pethran und sein Stellvertreter Volker Lutterberg hatten mit ihrer Ruhe und Besonnenheit auch auf René Wagner, Rico Zieschang, Christian Tschierschwitz (alle Schwepnitz) und Torsten Peter (Königsbrück) ausgestrahlt, die hier für alle stehen, die seit dem 6. September Verantwortung vor Ort übernommen hatten. Übrigens auch für die Gesundheit der insgesamt 500 (!) Kameraden, die hier – hochgerechnet auf die Einsatztage – beim Ablöschen waren. Also vor allem beim Befeuchten gefährdeter Waldgebiete.

Jede Menge Munition aus dem Gebiet geholt

Besonders beeindruckt ist die Schwepnitzer Gemeindewehrleiterin zum Beispiel auch von Kai Krumbiegel. Der Revierförster im Naturschutzgebiet war zwei Tage lang als Ortskundiger mit im Löscheinsatz aus der Luft gewesen. Per Hubschrauber wurde Wasser aus dem Triemig-Bach geschöpft und punktgenau auf die Glutnester verteilt. „Das war eine Superleistung!“

Erst recht auf dem kontaminierten Ex-Truppenübungsplatz. Geradezu erschüttert bilanziert die Bürgermeisterin den Bericht der Kampfmittelentsorger, die ständig mit vor Ort waren. „Bis 21. Juni wurden 16 Tonnen Fundmunition aus dem Wald geholt.“ Vor allem aus dem Roten Ochsen, wie eines der Hauptbrandgebiete bei Zeisholz im Volksmund genannt wird. „Es ist absolut lebensgefährlich, sich dort aufzuhalten.“ Und die Experten gehen davon aus, dass derzeit noch etwa 100 Tonnen Fundmunition im Wald liegen. Womöglich musste es erst den Bodenbrand auf insgesamt 260 Hektar geben, um auf diese erschreckende Gefahr im Naturschutzgebiet, die beseitigt gehört, aufmerksam zu machen? Elke Röthig nickt.

Aber sie möchte auch den Helfern am Rande Danke sagen. Es sei ebenso beeindruckend gewesen, wie viele mitgezogen haben. Sie nennt die Bäckerei von Jörg Berger in Grüngräbchen oder die Gaststätte Socher aus Zeisholz, die Einsatzkräfte versorgten. Wie auch das Umfeld der Schwepnitzer Wehr, das ständig für Nachschub bei Speisen und Getränken zuständig war. „Auch dieses Engagement steht beispielhaft für das vieler weiterer Helfer.“

Hoher Schaden

Jetzt freilich braucht die Gemeinde selbst Hilfe. Die ersten Einsatz-Rechnungen sind eingetroffen. Sie belaufen sich auf etwa 10 000 Euro. „Allein der Einsatzschaden wird derzeit auf 200 000 Euro geschätzt. Es ist natürlich nicht möglich, dass dies von Schwepnitz und Königsbrück allein gestemmt werden kann.“ Elke Röthig hofft vor allem auch auf den Eigentümer des NSG, also faktisch den Freistaat. „Am Ende sollten alle froh sein, dass keine Menschen und wohl auch keine größeren Tiere zu Schaden gekommen sind.“ Obwohl die Bürgermeisterin Letzteres einschränkt. Einen Kollateralschaden hat es offenbar doch gegeben. Teichwirt Hagen Haedicke, dessen Weiher leergesaugt wurden, hatte seine Schafe vor dem Feuer in Sicherheit gebracht und in einen Pferch gesperrt. Zehn von ihnen habe dort jetzt der Wolf geholt.