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Das Ende der „Alten Armee“

Vor 100 Jahren begann die Rückkehr von Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg nach Pirna. Ein Vortrag beleuchtet diese Zeit.

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© Foto: Stadtmuseum

Pirna. Das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren, im November 1918, kam nicht abrupt und die Kampfhandlungen endeten nicht an allen Fronten zur gleichen Zeit. Vielerorts mündete der Zusammenbruch der Monarchien in Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn in neue, gewalttätige Auseinandersetzungen.

Beispielhaft für diese Phase, in welcher der Krieg in einen unruhigen Frieden überging, ist das Schicksal der deutschen Armeen, deren Soldaten als Besiegte in eine von Not und politischen Umwälzungen erschütterte Heimat zurückkehrten.

Ein Vortag im Stadtmuseum Pirna im Rahmen der Sonderausstellung „Gold gab ich für Eisen“ ordnet die Rückkehr der Soldaten in die bewegten Zeiten nach dem Kriegsende ein. Der Historiker Gerhard Bauer, Sachgebietsleiter Uniform/Feldzeichen am Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden, schildert die Ambivalenz, mit der die Heimkehrer empfangen wurden.

Vom Glanz der „schirmenden Wehr“ war nichts geblieben. Vielmehr wurde das Reichsheer von den Deutschen, die der Monarchie nachtrauerten, zur „Alten Armee“ verklärt. Jenseits dieser Nostalgie sahen sich die Überlebenden des Weltkrieges jedoch mit der Frage konfrontiert, wie sie sich in das Leben nach dem „großen Morden“ einfügen sollten.

Mit heiler Haut davongekommen

Auf den Waffenstillstand folgte die Rückführung der Truppen von bisweilen weit entfernten Operationsräumen wie Georgien oder Palästina. In Deutschland angekommen, wurden sie teilweise frenetisch gefeiert, oft aber auch mit Misstrauen oder gar feindselig empfangen. Ob in Dresden, Berlin oder München, in Rastatt, Amberg oder Pirna – die Szenen glichen sich.

In den Jahrzehnten zuvor hatte Pirna als Garnisonsstadt stark vom Militär profitiert. Zur Unterbringung der Mannschaften waren an der Rottwerndorfer Straße große Kasernenbauten entstanden. Das militärische Areal im Süden der Stadt erstreckte sich auf 1,2 Kilometern Länge, die Garnison war ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

Zum Ende des Jahres 1918 hatte sich der Blick aufs Militär gewandelt. Manche der letztlich Demobilisierten verließen ihre Regimenter ohne jegliche Zeremonie, dankbar, mit heiler Haut davongekommen zu sein. Andere engagierten sich in Arbeiter- und Soldatenräten oder schlossen sich dem Spartakusbund an oder den Freikorps an. Im Baltikum kämpften reguläre deutsche Verbände auf Wunsch der Siegermächte weiter, um das Vordringen bolschewistischer Kräfte zu verhindern. Als die Reichsregierung diese Truppen zurückrief, gingen einige von ihnen zu den russischen „weißen“ Armeen über. Zur Sicherung der östlichen Reichsgrenzen wurden Freiwillige rekrutiert.

Mit dem Abschluss des Versailler Vertrags 1919 hörte die „Alte Armee“ endgültig auf zu bestehen. (SZ)

Vortrag von Dr. Gerhard Bauer „Als die Front heimkam – Das Ende der ‚Alten Armee“ am 24. Oktober, 19 Uhr, Stadtmuseum Pirna. Eintritt 4/3 Euro. Die Tickets berechtigen zu einem weiteren Besuch des Stadtmuseums innerhalb eines Monats.