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Das drittgrößte DDR-Warenhaus

Das Centrum Warenhaus auf der Prager Straße war für Dresden ein sehr wichtiger Bau. Vor 40 Jahren wurde es eröffnet.

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© Brigitte Anklam

Von Ralf Hübner

Die Silberwaben sind geblieben. Sie schmücken jetzt die Fassade der Centrum Galerie an der Prager Straße und sie sind eine Reminiszenz an das ehemalige Centrum Warenhaus, das bis 2007 an jener Stelle stand. Es galt neben dem Rundkino und dem Kulturpalast als eines der markanten und eigenwilligsten Bauten der Nachkriegsmoderne in der Elbestadt. Vor 40 Jahren wurde am 4. Oktober 1978 die Eröffnung des damals drittgrößten Warenhauses der DDR gefeiert. Wegen der vergleichsweise guten Ausstattung unter anderem mit Rolltreppen und Klimaanlagen, aber auch den guten Arbeitsbedingungen hatte es einen guten Ruf.

Das Centrum Warenhaus war Teil eines Konzepts zum Wiederaufbau der Prager Straße nach dem Krieg. Sie sollte der geschundenen Innenstadt wieder Leben einhauchen. Schon Anfang der 1960er-Jahre hatte es deshalb einen Architekturwettbewerb gegeben. Ab Februar 1965 rollten die Bagger. Das erste neue Gebäude, das entstand, war ein Hochhaus an der Reitbahnstraße. Weitere Gebäude folgten wie die mit 240 Metern damals längste Wohnzeile an der Ostseite der Straße.

Doch nicht alles gelang. 1970 war am Ferdinandplatz mit dem Bau des Interhotels Dresden begonnen worden, 107 Meter hoch sollte es werden. Doch als die Fundamente fertig waren, wurden die Bauarbeiten eingestellt. Die Fundamente wurden zugeschüttet und Jahrzehnte später wieder aus der Erde geholt, als dort die Kaufhäuser von Karstadt und Wöhrl entstehen sollten.

Drei Jahre Baupause

Etwa zeitgleich war 1970 für das neue Centrum Warenhaus auf der anderen Straßenseite der Grundstein gelegt worden. Doch auch hier gab es, nachdem die Baugrube ausgehoben und die Bodenplatte fertig war, wegen des 1971 gestarteten Wohnungsbauprogramms eine dreijährige Pause. Erst 1975 wurde Richtfest gefeiert. Am Ende dauerten die Arbeiten acht Jahre.

Das Warenhaus bildete den nordwestlichen Abschluss der Prager Straße. Der Entwurf für das Gebäude stammte von den ungarischen Architekten Ferenc Simon und Ivan Fokuvari, die Innengestaltung von Heinz Zimmermann, Harry Hirschfeld und Heinz Drache. Besonders viel Wert wurde auf die Gestaltung jener expressiv kristallinen Aluminium-Fassade gelegt, die den Kubus auf den oberen drei Etagen umgab und ihm im Volksmund den Namen „Silberwürfel“ einbrachte. In der damaligen Zeit war diese Silbermode an Kaufhäusern in Ost wie West beliebt. Zudem waren Leichtmetallfassaden preisgünstiger als aufwendige, teure Natursteinprofile. Produziert wurden die 4 680 Metall-Rhomben in der damaligen Sowjetunion.

Zur Eröffnung war der amtierende Minister für Handel, Helmut Danz (SED), in Dresden erschienen. In dem neuen Haus konnten täglich rund 60 000 Kunden bedient werden. Auf den 10  400 Quadratmetern Verkaufsfläche wurden mehr als 50 000 Artikel angeboten. Zuvor war das Centrum Warenhaus im nordwestlichen Eckbau des Altmarktes von 1955/56 an der Ecke Wilsdruffer Straße untergebracht. Verglichen mit dem neuen Haus war die Verkaufsfläche dort nur etwa halb so groß. Nach dem Umzug auf die Prager Straße entstand dort zunächst ein Einrichtungshaus. Jetzt ist es Teil der Altmarkt-Galerie.

2007 musste der „Silberwürfel“ der Centrum-Galerie weichen. Im Unterschied zu etwa dem Leipziger Kaufhaus, der sogenannten Blechbüchse am Brühl, stand das Dresdner Haus nicht unter Denkmalschutz. Und so entstand dort bis 2009 für rund 290 Millionen Euro die Centrum-Galerie mit einer Verkaufsfläche von rund 52 000 Quadratmetern. Die Pläne stammten vom Architekten Peter Kulka. Er hatte den Gestaltungswettbewerb wohl auch gewonnen, weil er bei seinem Entwurf das Wabenmotiv einbezog.