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Das dritte Leben der Zschoner Mühle

Thomas Winkler will im Zschoner Grund ein einzigartiges europäisches Denkmal schaffen.

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© Sven Ellger

Niklas Hartwich

Morgens empfangen das Plätschern des Baches, die Rufe der Tiere und das Rascheln der Blätter. Es ist eine beruhigende Atmosphäre im Zschoner Grund an der Mühle. Am beliebten Ausflugsziel lässt es sich leicht dem Großstadtdschungel entkommen. Doch seit Anfang dieses Jahres gibt es im Ausflugslokal nur einen eingeschränkten Notbetrieb. Das Schild an der Tür verweist auf Renovierungsarbeiten. Besitzer Thomas Winkler hält dies für nötig, um die Mühle den Besuchern nach Jahren wieder ordentlich präsentieren zu können.

Inhaber Thomas Winkler vor einer bäuerlichen Handmühle aus dem 17. Jahrhundert. Sie ist im Museum zu sehen.
Inhaber Thomas Winkler vor einer bäuerlichen Handmühle aus dem 17. Jahrhundert. Sie ist im Museum zu sehen. © Sven Ellger
Die goldene Münze wurde 1988 im Innenhof der Mühle gefunden. Der Taler ist heute ungefähr 1500 Euro wert und wird im Museum ausgestellt.
Die goldene Münze wurde 1988 im Innenhof der Mühle gefunden. Der Taler ist heute ungefähr 1500 Euro wert und wird im Museum ausgestellt. © Sven Ellger
In diesem Holzbalken entdeckte der Müller bei Abrissarbeiten eine Vorderladerpistole mit Munition. Balken und Pistole werden im Museum gezeigt.
In diesem Holzbalken entdeckte der Müller bei Abrissarbeiten eine Vorderladerpistole mit Munition. Balken und Pistole werden im Museum gezeigt. © Sven Ellger

Er kümmert sich schon seit 1985 um das heutige Denkmal. Als 23-Jähriger hatte er damals das Areal übernommen. Sein Ziel war es, die Mühle vorm Einstürzen zu retten und später dort mit Familie und Freunden zu leben. „Ich war jung, naiv und verrückt“ sagt Winkler. Es wird ein Abenteuer. Die ersten Schätze entdeckt er gleich zu Beginn, im Jahre 1987. Mit Freunden reißt Winkler die Scheune ab, um sie wieder originalgetreu aufzubauen. Dabei finden sie im Eingangsbereich über der Tür einige Silbertaler, eine mumifizierte Katze und eine Bibel aus dem 16. Jahrhundert in einer barocken Schatulle. Ein Jahr später kamen noch eine Vorderladerpistole und ein goldener Taler zum Vorschein.

Bis 1998 wurden dann noch ein Mühlenbackhaus, einige Wohnungen, ein Puppentheater, Sachsens größtes funktionierendes Wasserrad und das Restaurant „Mahlzeit“ aufgebaut. Mit über 1,5 Millionen Mark verschuldete er sich damals. „Die Mühle war ein finanziell fragiles Projekt“ erinnert sich Winkler. Um nicht pleite zu gehen, wird das Restaurant ausgebaut und zur Haupteinnahmequelle. Darunter litt die Qualität. Es wurde zum Sorgenkind und kostete viel Energie. 2002 war es dann vorbei. „Ich hatte das Gefühl, die Welt zu verpassen“, so Winkler.

Der Müller verschwand nach England. Die Gastwirtschaft wurde an eine GmbH abgegeben. Das funktionierte nicht sehr lange. Nur zwei Jahre später lag vieles in Argen. Die Mühle war heruntergewirtschaftet. So packt es Thomas Winkler wieder selbst an. Nach einigen Jahren stellt er fest, dass es komplizierter wird. Seit 2010 gab es immer weniger Lehrlinge und gleichzeitig wuchsen die gesetzlichen Anforderungen und Nebenkosten. Anfang 2016 war es dann ein zweites Mal zu viel. Winkler beschloss, sich komplett aus der Gastronomie zurückzuziehen, und überließ das Feld zwei Investoren. Doch das ging schief. Auch diese gaben nach anderthalb Jahren auf. So hatte er es wieder, sein Sorgenkind.

2019 soll nun der dritte Lebensabschnitt der Zschoner Mühle beginnen. „Momentan sind wir in einer großen Umbruchphase“, so Winkler. Gut 200 000 Euro werden investiert. Mit 58 Jahren und gesundheitlichen Problemen ist er froh, von seiner Frau und Freunden unterstützt zu werden. Das Mühlenmuseum wird mit verdoppelter Fläche die größte Attraktion. Unter dem Motto „3 Funde, 3 Schätze, 4 Geschichten“ werden das Besondere der Zschoner Mühle und zusätzlich die Geschichte der Mühlen von der Bronzezeit bis heute gezeigt.

Neben dem Museum wird jetzt auch die erste Nutzung durch einen Winzer nachgestellt. Dazu ist ein kleiner Weingarten mit acht verschiedenen Rebsorten und ein Weinkeller mit Fässern sowie einer Weinpresse hergerichtet. In Zukunft gibt es dann auch Führungen zum Thema Wein. Die Mitmachangebote rund ums Brot wird es weiter geben, auch jetzt während des Umbaus. Zusätzlich wurde das Backhaus erweitert. Es soll nur noch mit Bio-Zutaten gebacken werden. Auch, wenn das verlockend klingt, wird es keine Bäckerei und auch kein Brot zu kaufen geben. Allerdings kann man in einer „Mehltankstelle“ sein eigenes Mehl frisch mahlen. Damit wird eine alte Tradition aufgegriffen. Denn bis 1917 wurde hier noch gemahlen. Essen wird es zwar auch weiterhin geben, aber nur noch im begrenzten Rahmen. Dabei setzt der Müller auf Bio-Essen und regionale Produkte. Dazu wird mit dem Biobauernhof Podemus zusammengearbeitet und nur noch von Ostern bis zu den Herbstferien geöffnet sein. Thomas Winkler möchte seine Philosophie verwirklichen: „Wir müssen uns um unsere Natur kümmern“.

Am 1. Januar nächsten Jahres wird das Museum eröffnet. Das Restaurant kann bereits im November Gruppen bis zu 35 Personen versorgen. Regulär gibt es ab Ostern etwas zu essen. Winkler hofft, dass die Besucher das Abenteuer und die Romantik der Mühle nachempfinden können.