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Das Dippser Rathaus mit und ohne Stempel

Die Ruppendorfer Philatelisten werden 60. Das feiern sie groß zum Dippser Stadtjubiläum – mit einigen Sonderdrucken.

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© Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Ruppendorf. Dieter Mende hält die Abzüge der Bögen mit den 40- und 60-Cent-Marken in der Hand. Die beiden Sonderbriefmarken, die jetzt über Postmodern herauskommen, zeigen das Dippser Rathaus mit Markt und das Schloss, zwei Wahrzeichen der Stadt. Anlässlich der 800-Jahr-Feier in Dippoldiswalde haben sich die Ruppendorfer Philatelisten richtig ins Zeug gelegt. Der Verein hat außer den Briefmarken eine Sonderpostkarte drucken lassen, die unter anderem das Portal des ehemaligen Maltitzschen Bergamtes zeigt.

Ein Motiv zeigt den Markt mit Rathaus.
Ein Motiv zeigt den Markt mit Rathaus. © Egbert Kamprath

Auch zum Stadtjubiläum selbst tritt die Interessengemeinschaft Kulturfreunde Ruppendorf in Aktion: Gemeinsam mit anderen Sammlern haben sie eine Ausstellung im Bahnhotel organisiert. Gezeigt wird eine Kopie der Sammlung des verstorbenen Vereinsmitglieds Bruno Richter, der sich eingehend mit der Dippser Postgeschichte auseinandergesetzt hat. Die ersten Belege reichen 200 Jahre zurück, erklärt Dieter Mende. Eckhart Böhm, bekannt als Nachtwächter historischer Stadtführungen in Dippoldiswalde, stellt außerdem seine selbstgemalten Bilder mit historischen Stadtmotiven aus. Dieter Teichmann zeigt Dokumente zur Eisenbahngeschichte – die Bahnlinie Hainsberg-Kipsdorf besteht seit 135 Jahren –, und Günter Hilge präsentiert Fotodokumente, die Dippoldiswalde einst und jetzt vorstellen. Auch Fotoapparate aus DDR-Zeiten werden zu sehen sein.

Doch nicht nur das Jubiläum der Stadt Dippoldiswalde hat der Ruppendorfer Verein groß im Kalender stehen: Die Sektion Philatelie der Kulturfreunde wird außerdem 60. Und dass sechs Jahrzehnte aktive Vereinsarbeit gefeiert werden können, ist heute keine Selbstverständlichkeit. „Wir sind die Letzten im Altkreis, die noch als Verein organisiert sind“, so Vereinschef Axel Bellmann. „Wir sind gewissermaßen die Gralshüter der organisierten Philatelie.“ Bis zur Wende gab es im Müglitztal und Weißeritztal noch acht aktive Ortsgruppen, damals Arbeitsgemeinschaften genannt. Doch das ist Geschichte. Wie andere Vereine auch, plagen die Philatelisten Nachwuchssorgen, vor allem die Jugend fehlt. Den Grund dafür sehen Dieter Mende und Axel Bellmann in den Freizeitangeboten, die heutzutage einfach sehr vielfältig sind. Auch das Internet als Tauschplattform ist eine große Konkurrenz. „Man braucht nicht mehr den örtlichen Verein, um zu tauschen.“

Das Jubiläumsprogramm der Kulturfreunde

800-Jahr-Feier
Vom 1. bis 3. Juni ist die historische Ausstellung im Bahnhotel geöffnet.

Am 2. Juni veranstaltet der Dresdner Verein für sächsische Postgeschichte und Philatelie um 14 Uhr ein Kolloquium für alle Interessierten. Der Verein veröffentlicht zudem einen Sonderbriefumschlag.

Sonderpostkarte und Briefmarken der Kulturfreunde gibt es während der Ausstellung zur 800-Jahr-Feier zu kaufen, außerdem spätestens ab 28. Mai bei Büro Zimmermann, Zeitschriften Staeck und im Schreibwarengeschäft Quase.

60 Jahre Kulturfreunde
Der Verein zählt 17 Mitglieder. Neben den Philatelisten gibt es auch noch die Natur-und Heimatfreunde. Gründungsdatum ist der 10. Mai 1958.

Monatlich finden Veranstaltungen wie Tischgespräche oder Vorträge zur Ortsgeschichte statt, meist in Beerwalde.

Am 9. Juni gibt es im Rosenhof eine kleine Festveranstaltung mit Vortrag über die Vereinsgeschichte und „De Stübelleit Schellerhaa“. Beginn ist um 15 Uhr.

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Zwar nutzen auch die Ruppendorfer Philatelisten hin und wieder das Internet, veranstalten aber auch selbst Tauschbörsen und schätzen den Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten. Dieter Mende und Axel Bellmann sind schon viele Jahre Mitglied im Verein. Eins verbindet sie besonders: Belege zu bekommen, die keiner hat oder die besonders gut erhalten sind, das mache den Reiz aus. Axel Bellmann zeigt eine Karte aus dem Hilfslazarett in Seifersdorf, die aus dem Jahr 1917 stammt. „Da freut man sich schon, wenn man so was in seiner Sammlung hat“, sagt er und steckt sie feinsäuberlich zurück ins Album. Er sammelt seit der ersten Klasse: Feldpost, Einschreibsendungen von Dresden und alles zur Postgeschichte von Reichstädt. Auch heutzutage werden noch Schätze gehoben, etwa wenn Haushalte aufgelöst werden. Für die Philatelisten sind dabei nicht nur Briefmarken von Interesse, denn das Gebiet umfasst viel mehr. „Wir beschäftigen uns mit dem gesamten Beleg. Das können eine Postkarte, verschiedene Dokumente oder Briefe sein“, sagt Axel Bellmann. Dementsprechend unterschiedlich fallen die Sammlungen aus. Während der eine etwa alle Briefmarken eines Landes sucht, interessiert sich der andere nur für ein bestimmtes Motiv, egal aus welchem Land. Dabei sind der Sammelleidenschaft keine Grenzen gesetzt – von Marken mit Tieren, Pflanzen bis hin zu Wintersportmotiven. Dann gibt es noch diejenigen, die sich gleich ein ganzes Themengebiet vorgenommen haben. So einer ist Dieter Mende. Er befasst sich mit der Postgeschichte in Glashütte. Dort reichen die Spuren zurück bis ins Jahr 1855, wie er erklärt. Durch die Weltkriege seien aber leider viele Dokumente verloren gegangen. Seine Sammelleidenschaft wurde vor mehr als 50 Jahren geweckt. Auch Axel Bellmann ist schon jahrzehntelang dabei: „Philatelie ist mehr als ein Hobby“, sind sich beide einig.