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Das Anruf-Sammel-Taxi kommt

Ab 9. Dezember verbessert eine Haltestellen-Haustür-Verbindung den öffentlichen Nahverkehr. Auch die Stadtbuslinie legt zu.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Rolf Baum von der Verkehrsgesellschaft Meißen muss zugeben, dass der kleine Stadtverkehr in Großenhain „bisher etwas stiefmütterlich“ behandelt wurde. Doch mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember soll sich das ändern. Was besonders das Handwerk im ländlichen Raum fordert – einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs – hat der Kreistag für die Große Kreisstadt nun beschlossen: eine Angebotserweiterung auf der Stadtbuslinie, die Einführung des in Meißen und Riesa schon bewährten Anruf-Sammel-Taxis (AST) sowie die dichtere Taktung und Aufwertung zum Plus-Bus auf der Strecke über Radeburg und Moritzburg nach Dresden.

Seit 1998, also schon 20 Jahre, testet die Verkehrsgesellschaft (VGM) bedarfsabhängige Systeme. Von 2012 bis 2015 gab es zum Beispiel einen Anrufbus im Bereich Schönfeld-Thiendorf, der allerdings nicht erfolgreich war und eingestellt werden musste. Das erhoffen die Kreisräte Tilo Hönicke und Rolf Baum, Geschäftsführer der VGM, für die Großenhainer Neuerung nicht. Bis 20.30 Uhr wochentags und 19.30 Uhr am Wochenende und an Feiertagen werden die Stadtbusse nun zwischen Kupferberg, Innenstadt und Großraschütz pendeln. Danach ersetzen Anruftaxen die Busse auf der gleichen Route bis Mitternacht.

Bestellung künftig auch über App

Sandy Kretzschmann vom Taxi Service Meißen wurde für diese Aufgabe gebunden. Seit 18 Jahren läuft das AST schon erfolgreich in der Porzellanstadt. Vier bis zehn Fahrten kommen jede Nacht zustande, so Kretzschmann. Das Sammeltaxi nutzen Krankenschwestern, die von der Spätschicht kommen, oder Jugendliche, die in die Disko wollen. In Meißen fährt das AST bis Ockrilla oder Winkwitz, in Großenhain soll es in erster Stufe aufs Stadtgebiet beschränkt bleiben.

Bis spätestens 30 Minuten vor Fahrtantritt muss das Sammeltaxi bestellt werden. Vier Plätze sind im Wagen, man muss damit rechnen, dass auch andere Gäste gleichzeitig befördert werden. Das Taxi chauffiert von der Haltestelle bis zur Haustür. Künftig, so Rolf Baum, könnte die Bestellung auch über eine App funktionieren.

Durchschnittlich 1,4 Personen werden laut Verkehrsgesellschaft in Meißen und Riesa pro Fahrt durch das AST befördert. In Riesa gibt es dieses Angebot jetzt rund zehn Jahre. „Wir haben lange darum gekämpft, dass wir das auch in Großenhain hinbekommen“, sagt CDU-Kreisrat Tilo Hönicke. Jetzt komme es darauf an, dass möglichst viele Einwohner davon Gebrauch machen. Günstig sei der Tarif, der lediglich einen Euro Zuschlag zum regulären Einzelfahrpreis beinhaltet. Inhaber von Zeitkarten zahlen nur den Zuschlag.

Neben der deutlichen Verlängerung der Busfahrzeiten – auch am Wochenende (s. Infokasten) – tritt ab Fahrplanwechsel außerdem eine Verschmelzung der Buslinien 326 und 457 zur neuen Linie 477 in Kraft. Die wird zum Plus-Bus mit dichtem Takt und besserem Anschluss an den Zug. Die 477 fährt künftig auch in den Ferien wochentags im Stundentag und am Wochenende im Zwei-Stunden-Takt. Das heißt mindestens 15 Mal täglich in jede Richtung, samstags sechs Mal, sonntags vier Mal. Verbessert wird damit auch der Anschluss an Züge in Dresden-Neustadt bzw. Großenhain. Der Puffer beim Umsteigen beträgt zehn bzw. am Wochenende sechs Minuten. Die 477 fährt damit pro Jahr mehr als 100 000 Kilometer zusätzlich. Das Gesamtangebot lässt sich der Landkreis 360 000 Euro kosten.