Merken

Damit das Kreuz weniger schmerzt

Das Team des Reha-Zentrums bietet dafür besondere Übungen an. Weil der Bedarf in allen Bereichen wächst, behandeln zwei Therapeuten in der Post.

Teilen
Folgen
© André Braun

Von Heike Heisig

Roßwein. So beinahe jeder Roßweiner, der schon einmal eine Krankengymnastik oder Physiotherapie verschrieben bekommen hat, wird das Rezept dafür im Reha-Zentrum vorgelegt haben. Das gibt es seit inzwischen 25 Jahren. Aus diesem Anlass hatten die geschäftsführende Gesellschafterin Annett Bauer und ihr inzwischen 21-köpfiges Mitarbeiterteam für Freitag zu einem Tag der offenen Tür in die Räume an der Döbelner Straße eingeladen. Dass dort noch viel mehr als therapiert wird, überraschte vor allem diejenigen, die bisher keine größeren gesundheitlichen Probleme hatten. Denn auch ohne Rezept ist es möglich, etwas für seinen Körper und sein Wohlbefinden zu tun. Verschiedene Massagen sind nur ein Beispiel dafür, ein anderes läuft unter der Überschrift „Gesund und fit“. Dabei absolvieren die Teilnehmer unter fachkundiger Anleitung ein selbst finanziertes, individuelles Geräte- und Mattentraining. „Dieses Angebot wird immer mehr nachgefragt“, so Annett Bauer.

Überhaupt sei das Reha-Zentrum gerade räumlich und personell am Limit – obwohl mittlerweile schon auf 851 Quadratmetern behandelt und therapiert wird. Seit der Gründung des Unternehmens gab es mehrere Erweiterungen, auch personell. „Los ging es mit sechs Leuten“, so Annett Bauer, die 2009 die Leitung des Hauses übernommen hat. Sie selbst ist ausgebildete Physiotherapeutin, hat von 1992 bis 1995 in den Heimerer-Schulen in Döbeln gelernt. Einen anderen Beruf könne sie sich nicht vorstellen. „Ich arbeite gern mit den Patienten“, erzählt sie. Auch auf ihre Mitarbeiter – vom Physio- und Ergotherapeuten, über die Sportlehrer bis hin zu den Kolleginnen an der Rezeption und der Reinigungskraft – lässt sie nichts kommen. „Wir sind ein gutes Team“, findet die Chefin. Zwei der Physiotherapeuten werden ab 1. Januar 2019 eine andere Arbeitsstelle haben. „Wir eröffnen im Ärzte- und Gesundheitszentrum in der alten Post eine kleine Außenstelle“, blickt die Geschäftsführerin voraus. Das sei lange geplant. Daran wolle sie festhalten.

Die gute Auslastung des Reha-Zentrums führt Annett Bauer auch darauf zurück, dass Patienten nach Roßwein kommen, die über Mittelsachsen hinaus zuhause sind. Das hängt zum einen mit dem Angebot der erweiterten ambulanten Physiotherapie zusammen. „Das ist mit einer Kur vergleichbar, nur dass die Patienten nach der Behandlung wieder nach Hause gehen“, erklärt Annett Bauer. Solche ambulanten Reha-Zentren gibt es in der Region nur wenige, die nächsten in Riesa und Freiberg. Deshalb reisen Patienten auch aus dem Umkreis von 50 Kilometern und darüber hinaus an, um nach Arbeitsunfällen wieder fit zu werden. „Für diese Art Behandlung haben wir die Zulassung der Berufsgenossenschaft“, so die Geschäftsführerin. Möglich wäre noch, eine Zulassung der Krankenkassen zu erwirken. Doch dafür fehle dem Reha-Zentrum schlichtweg die Kapazität, sagt Annett Bauer.

Als andere Besonderheit nennt sie das Roßweiner Rückenkonzept, das im Haus angewendet wird. Dafür gibt es spezielle Geräte, die auf Anregung von Konrad Stahl, Mitarbeiter der ersten Stunde, angeschafft worden sind. Auf die Geräte sei er gestoßen, indem er sich weitergebildet und recherchiert hat. Die Behandlung besteht aus zwei Stufen. Zunächst einer Analyse der Wirbelsäule. Dabei wird Stahl zufolge geschaut, wie beweglich die Muskeln sind, die auf die Rückenwirbel wirken. Unter Beachtung der Biomechanik jedes einzelnen Patienten stehe dann als Ziel, die Dysbalancen auszutrainieren, erklärt der 74-Jährige, der nach wie vor zwei Vormittage in der Woche im Reha-Zentrum Gruppen und Einzelpersonen anleitet.

Guten Nachwuchs zu finden, das könnte aus Sicht der Geschäftsführerin in Zukunft durchaus ein Problem werden. „Die Ausbildung ist schwer und mit einem großen Lernpensum verbunden.“ Trotzdem hält sie dies für gerechtfertigt. „Wir arbeiten mit Menschen“, sagt Annett Bauer.