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Cross-Piloten rüsten sich zum Stoppelrennen

Am 27. Oktober werden wieder 200 Motorsportbegeisterte den Acker bei Strießen pflügen – aber den Organisatoren macht die Trockenheit zu schaffen.

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Strießen. Hugo Dürichen ist neun Jahre alt und schon ein richtiger Feuerfresser. Wenn er auf seinem Quad sitzt, sprüht der Junge förmlich vor Selbstbewusstsein. „Meine Freunde nennen mich ‚Kamikaze-Hugo‘“, sagt er stolz. Voriges Jahr hat der kleine Zottewitzer in der Kids-Klasse das Stoppelrennen im Nachbarort Strießen gewonnen, und auch diesmal will er den Siegerkranz mit nach Hause nehmen.

Hugo war fünf, als ihm der Opa das erste motorisierte Vehikel schenkte, und seitdem hat ihn das Rennfieber gepackt. Dass er dabei regelmäßig bessere Platzierungen erreicht als der Papa, motiviert den Filius zusätzlich. Immerhin kam Vater Lars erst durch seinen Sohn zum Quadfahren. „Der Sport ist ja nicht ganz ungefährlich“, erklärt Lars Dürichen (37), „da wollte ich schon ein bisschen Kontrolle haben.“ Außerdem sei er früher Motorrad gefahren und bringe dadurch eine gewisse Begeisterung für Rennveranstaltungen mit. Das Fahrgefühl auf einem Quad sei natürlich komplett anders. „Es kippt lange nicht, aber wenn, dann richtig“, sagt Dürichen.

Das gehe dann oftmals nicht so glimpflich ab wie beim Zweirad. Aber ein gewisses Risiko könne man schon in Kauf nehmen, so der Zottewitzer. Fußballspielen sei in puncto Verletzungsgefahr ja auch nicht ohne. Und Söhnchen Hugo habe trotz des Spitznamens den nötigen Respekt vor seinem 250-Kubik-Gefährt. Beflügelt werden der große und der kleine Cross-Pilot auch durch ihre Freundschaft zur quadverrückten Familie Klotz aus Leckwitz, die regelmäßig auf dem Strießener Trainingsgelände zugange ist. Allesamt echte Profis; vor allem die Jungs räumen Renn-Preise nur so ab.

Lars Dürichen gehört auch zum Vorbereitungskomitee des Strießener Stoppelcross´, dem bis zum letzten Oktoberwochenende noch eine Unmenge an Organisationsarbeit bevorsteht. Da muss zum einen die anderthalb Kilometer lange Piste präpariert werden, und das wird diesmal nicht ganz einfach. „Voriges Jahr hatten wir ein regelrechtes Schlammrennen, das wir wegen des Dauerregens gegen Mittag abbrechen mussten“, erklärt Cross-Initiator David Walter.

„Jetzt ist der Boden staubtrocken, sodass wir das ganze Dorf einnebeln würden.“ Deshalb suchen die Strießener fieberhaft nach Fässern, Tanks und den entsprechenden Fahrzeugen, damit sie die Rennstrecke bei Bedarf wässern können. Darüber hinaus müssen wieder ein Sprunghügel aufgeschüttet und verschiedene Hindernisse aufgebaut werden. Beim 3. Stoppelcross soll neben der Geschwindigkeit auch die Geschicklichkeit nicht zu kurz kommen.

Die Cross-Piloten gehen in 17 Fahrzeug- und Altersklassen an den Start – mit 125-Kubik-Maschinen, Simsons, Pitbikes und Quads, wobei etwa zur Hälfte Zweiräder und vierrädrige Maschinen die Piste durchpflügen werden. Die Zeitnahme erfolgt wieder professionell über elektronische Transponder. Beginn ist acht Uhr morgens.

Neben den 200 Startern erwarten die Organisatoren noch einmal das Dreifache an Besuchern – insgesamt etwa 1000 Leute. Die müssen natürlich versorgt werden, und darauf verwenden die Strießener etliche Mühe. Es werden sogar originale Thüringer Bratwürste herangeschafft, dazu Steaks aus einer Hausschlachterei sowie frische Brötchen vom Bäcker. Und natürlich sächsisches Bier, 224 Kästen sind bereits geordert.

„Wir wollen es dieses Jahr fürs Publikum noch ein bisschen schöner machen als bisher“, sagt David Walter. Ob es im Herbst 2019 ein viertes Rennen geben wird, ist im Moment noch nicht sicher. Es sei ein ungeheurer Aufwand, so eine Veranstaltung über die Bühne zu bringen. Anmeldeformalitäten, Streckenbau, Sicherheitsbestimmungen, Renn-Modalitäten, Gema, Versicherungen, Versorgung und, und, und ... „Wir haben alle einen anstrengenden Job und Familie“, erklärt der 37-jährige Bauingenieur. „Da stemmt man so etwas nicht einfach mal so einfach nebenbei.“

Am Samstag in einer Woche aber wollen die Strießener Motorsport-Enthusiasten noch einmal so richtig aufdrehen. Nicht auf der Strecke – dazu bleibt den Organisatoren keine Zeit – aber in Sachen Betreuung und Stimmung. Der Stoppelcross in dem kleinen Dörfchen bei Großenhain, soll allen Startern und Gästen unvergesslich bleiben.