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Coswig hat eine neue Straße

Benannt nach dem Unternehmer Johannes Slotta, erschließt sie das Wohngebiet Stadtgärten Kötitzer Straße. Zur Einweihung kamen besondere Gäste.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Ein wichtiger Augenblick. Monika Wendenburg aus Dresden, Enkelin des Coswiger Unternehmers Johannes Slotta (1869 – 1918), darf am Dienstagnachmittag das Straßenschild mit dem Namen ihres Großvaters enthüllen. In Gegenwart einer weiteren Slotta-Nachfahrin – Urenkelin Barbara Stoecker, extra aus Kassel angereist.

Dafür und für das gesamte Wohngebiet Stadtgärten Kötitzer Straße gab es viel Interesse.
Dafür und für das gesamte Wohngebiet Stadtgärten Kötitzer Straße gab es viel Interesse. © Norbert Millauer

Der Wind bläst kräftig böig. Da lässt sich das Tuch, das den Straßennamen verbirgt, nur vereint vom Schild ziehen. Sascha Hippe, einer der Geschäftsführer des Erschließungs- und Bauträgers Ökowert Grundvermögen GmbH, packt genau so mit an wie OB Frank Neupold (parteilos).

Der OB freut sich, dass Vertreter der Familie bei der Freigabe der Straße dabei sind. Und dass die Idee, die neue Straße nach einem engagierten Coswiger zu benennen, ohne Streit und Diskussionen angenommen wurde. Um eine Unternehmerpersönlichkeit zu ehren, die in der Stadt wirtschaftliche und soziale Spuren hinterlassen hat. Nachdem im Jahre 1904 genau dort, wo heute zwischen Grenzstraße und Straße Am Güterbahnhof das Wohngebiet Stadtgärten Kötitzer Straße wächst, die Maschinenbaufabrik Dolze & Slotta gegründet wurde. Sie stellte Drehbänke her, 1 200 Stück jährlich. Und produzierte bald in einem vom bekannten Coswiger Baumeister Eugen Pönisch errichteten Betriebsgebäude, dessen Abriss im Jahr 2002 nicht nur der OB bedauert.

Umso wichtiger für die Stadt, dass das reichlich zwei Hektar große Gelände seit 2016 eine neue Zukunft hat. Die Ökowert Grundvermögen GmbH errichtet hier acht Mehrfamilienhäuser und 18 Einfamilienhäuser mit insgesamt 74 Wohneinheiten. Mit symbolischem ersten Spatenstich im Juli 2017. Drei Einfamilienhäuser sind inzwischen übergeben und bewohnt, sagt Marc Reidl, ebenfalls Ökowert-Geschäftsführer. Vier weitere Einfamilienhäuser sind im Bau, sollen bis Ende dieses Jahres bzw. des ersten Quartals 2019 fertig sein, fünf werden gerade geplant. Zur kommenden Jahresmitte wird es mit den ersten vier Mehrfamilienhäusern losgehen. Sie entstehen entlang der Kötitzer Straße und Am Güterbahnhof.

Verbindendes Element: die Johannes- Slotta-Straße. U-förmig gestaltet, insgesamt 225 Meter lang, mit Gehweg und öffentlicher Beleuchtung. Außerdem liegen hier alle Medien, die für das Wohngebiet gebraucht werden. Wasser, Abwasser, Elektrik, Telekom, Gas. Selbstverständlich mit entsprechenden Anschlüssen für alle Grundstücke, sagt Marc Reidl. Mit der Übergabe der Straße durch die Ökowert GmbH an die Stadt Coswig – entsprechend dem städtebaulichen Vertrag für dieses Wohngebiet – am gestrigen Dienstag erfolgt auch die Verkehrsfreigabe.

Allerdings dient die neue Straße momentan in erster Linie der Versorgung der Baustellen. Denn bis 2020 ist noch Bauen angesagt. Und bis Ende 2021 wird es dauern, bis es rundum fertig ist, das neue Wohngebiet, in das rund 27 Millionen Euro an Investitionen fließen.

An die Historie des Ortes – hier befanden sich auch Zahnradfertigung und Lehrlingsausbildung des VEB Druckmaschinenwerk Planeta, heute KBA – als Maschinenbaustandort erinnert eine Zusatztafel am Straßenschild. Sie würdigt neben dem Unternehmer den Stifter Johannes Slotta, sein soziales Wirken. Hat er doch nicht nur einen modernen Trinkbrunnen bauen lassen. Sondern nicht zuletzt mit 10 000 Mark an die Gemeinde Coswig die spätere Slottastiftung begründet, deren Erträge für arme kinderreiche Coswiger gedacht waren. Was von seiner Familie in späteren Jahren weiter unterstützt wurde. Stadtarchivarin Petra Hamann beschreibt das in dem Buch „Coswig hat Geschichte“.

Dabei ist die gerade übergebene Straße nicht die Erste dieses Namens in Coswig. Die Stadt hatte den Unternehmer nämlich schon einmal geehrt, auch wegen der finanziellen Unterstützung der Gemeinde und der sozial Schwachen. Die erste Slottastraße (1918-1951) ist die heutige Straße des Friedens. Auch darüber informiert das genannte Buch. Von dem konnten Enkelin und Urenkelin Slottas am Dienstag je ein Exemplar mit nach Hause nehmen.