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Coole Knolle

Eine Kochbus-Tour bringt die heimische Kartoffel an sächsische Schulen. Warum das?

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© Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Oelsa/Hermsdorf. Nelly streicht die Kartoffelschalen in die graue Plastikschüssel vor ihr. Unter Anleitung von Profikoch Martin Schneider schneidet sie die Kartoffel anschließend mit einem Küchenmesser erst in dicke Scheiben, dann in längliche Streifen. Mit konzentrierter Mine legt die Grundschülerin die Kartoffelstreifen feinsäuberlich auf einen Backofenrost. Ihre Mitschüler, die um sie herum in der Küche des Doppeldeckerbusses sitzen, tun ihr gleich. Denn auf dem Menüplan der Oelsaer Grundschüler stehen am Mittwochvormittag Pommes.

„Ich möchte mit euch was Leckeres aus Kartoffel machen. Und obwohl es erst 9.30 Uhr ist, Pommes kann man immer zwischendurch essen“, sagte Martin Schneider zur Begrüßung. Sind Pommes denn gesund? „Neeeeein“, antworten die Kinder. Warum nicht? „Weil sie frittiert sind.“ Der Profikoch erklärt, wie man Pommes auch anders zubereiten kann, nämlich im Backofen. Die Kartoffeln, die der Profikoch mitgebracht hat, seien dieses Jahr etwas kleiner geraten, weil das Wasser von oben gefehlt habe. Die Kinder erfahren von Martin Schneider nicht nur viel Wissenswertes rund ums Kochen, etwa wie sie das Messer richtig halten oder eine Zwiebel möglichst ohne Tränen schneiden, sondern auch über die Knolle an sich. Welche Bestandteile hat eine Kartoffel, was passiert mit Kartoffelstärke im Mund? Auch gesunde Ernährung ist Thema. Der Profi zeigt anhand einer Flasche mit Mayonnaise, wie viel Öl sich darin versteckt, und wie viel Zucker in Ketchup. Die Kinder machen große Augen, das hätten wohl viele nicht gedacht. Deshalb stellen sie auch den Ketchup selbst her, den sie zu den Pommes essen.

Ähnliches haben auch die Hermsdorfer Grundschüler auf dem Speiseplan, denn auch hier stehen Kartoffeln hoch im Kurs. Gemeinsam mit Martin Schneider und Lehrerin Gabriele Junghanns kochen sie am Donnerstag. Aufgeteilt in mehrere Gruppen, bereiten die Kinder etwa Kartoffelsuppe oder Quark mit Kartoffeln zu. Die Initiative, sich für die Kochbus-Tour zu bewerben, war von den Schülern der dritten Klasse ausgegangen, die auch schon beim Schulgartenprojekt „Kids an die Knolle“ mitgemacht hatten. Dabei wird den Schulen das Pflanzgut zur Verfügung gestellt, die Schüler bauen die Kartoffeln dann selbst an. So wird vermittelt, wie eine Kartoffel wächst und wie viel Arbeit in dem Lebensmittel steckt. Ihre im Frühjahr gepflanzten Kartoffeln konnten die Hermsdorfer Steppkes vor zwei Wochen ernten. Insgesamt 60 Kilo kamen zusammen. Diese werden aber erst in zwei Wochen, zum „Tag der offenen Tür“ in der Schule, zu Kartoffelsalat verarbeitet.

Die Kochbus-Tour der Marktgemeinschaft Erdäpfel findet zum fünften Mal statt. Ziel ist es, Schüler mit der heimischen Kartoffel als natürlichem Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung vertraut zu machen. Der Kochbus wird bis Anfang November an 19 Grundschulen in Sachsen Station machen, insgesamt 45 hatten sich beworben. Seit Beginn der Aktion im Jahr 2014 haben fast 8 000 Schulkinder mit ihren Lehrern den Kochbus besucht.