Merken

Clevershuttle will auch in Dresden starten

Die preiswerten Sammeltaxis mit Elektroantrieb sind bei jungen Großstädtern beliebt, bei Taxiunternehmern nicht so.

Teilen
Folgen
© picture alliance

Von Nora Miethke

Dresden. Das Taxigewerbe in Dresden bekommt bald Konkurrenz. Im Spätsommer will der Fahrdienst Clevershuttle in der sächsischen Landeshauptstadt starten. Er bietet geteilte Fahrten in Elektroautos und Wasserstofffahrzeugen an. Die Kunden müssen sich darauf einstellen, dass sie auf dem Weg zu ihrem Ziel einen Schlenker fahren, dafür liegen die Preise zwischen 40 und 50 Prozent unter den örtlichen Taxipreisen. 250 000 Kunden, vor allem jüngere zwischen 25 und 35 Jahren, nutzten im vergangenen Jahr ein Clevershuttle und machten das Berliner Unternehmen so zum größten deutschen Ridesharing Anbieter. „Alles was Uber schlecht macht, machen wir gut: Wir bieten geräuschlose, -neutrale Sharing-Mobilität mit fest angestellten Fahrern zu demokratischen Preisen an“, sagt Mitgründer und Geschäftsführer Bruno Ginnuth.

Die drei Gründer, die sich aus Schulzeiten kennen, beobachteten lange, wie am Berliner Hauptbahnhof die Fahrgäste aus den ICEs strömten und sich auf die Taxis stürzten, um dann hintereinander in die gleiche Richtung davonzurauschen. „Es sind noch immer zu viele Menschen alleine in ihren Autos unterwegs. Eine höhere Ridesharing-Quote auf den Straßen heißt weniger Autos, weniger Lärm und weniger Feinstaubbelastung“, so Ginnuth. Doch die Deutschen teilen nicht gern, weder Plätze an Kneipentischen noch Autos. Und so kamen der 33-Jährige und seine Freunde auf die Geschäftsidee, dieses Problem über eine Smartphone-App zu lösen. Die Kunden können den Shuttle-Service über die App buchen und bezahlen, ein spezieller Algorithmus bündelt Anfragen verschiedener Fahrgäste mit gleicher Richtung.

Im Januar 2014 wurde das Unternehmen gegründet. Heute beschäftigt es 180 Fahrer und 60 Mitarbeiter in der Administration. 120 Fahrzeuge sind im Einsatz in vier Städten – Leipzig, Hamburg, Berlin und München. Die Deutsche Bahn und Daimler sind als Investoren mit eingestiegen. Jeden Monat nutzen rund 45 000 Fahrgäste den Service. In diesem Jahr soll die Fahrgastzahl auf insgesamt über eine Million steigen, Clevershuttle will in sechs neuen Städten starten.

Die treuesten Kunden findet das Unternehmen bislang in Leipzig, wo Clevershuttle schon seit zwei Jahren unterwegs ist. „Leipzig ist für uns toll. Es ist die Stadt mit der geringsten Einwohnerzahl unter unseren vier Märkten, aber mit der größten Fahrgastzahl“, schwärmt der Chef. Sie liegt bei rund 15 000 im Monat. Den Erfolg begründet Ginnuth damit, dass die Leipziger nicht so verwöhnt seien mit Mobilitätsalternativen wie etwa die Berliner. „Wir arbeiten mit ausschließlich fest angestellten Fahrern zu einem festen Stundenlohn“, so Ginnuth, der selbst einmal im Monat für Clevershuttle hinter dem Lenkrad sitzt. Der Stundenlohn liegt bei 9,50 bis 10 Euro plus Nachtzuschlag ab 23 Uhr. Neben einem kleinen Personalbeförderungsschein sollten Fahrer vor allem kommunikatives Talent mitbringen. „Wer schwarze Limousinen gewöhnt ist mit Geschäftsführern, die schweigend auf ihr Blackberry tippen, wird bei uns nicht glücklich“, so Ginnuth.

Den Leipziger Erfolg würde das Unternehmen gern in Dresden wiederholen. Seit über acht Monaten liegt der 120 Seiten starke Genehmigungsantrag in der Stadtverwaltung vor. Voraussetzung für den Start ist ein Betriebssitz mit einer Ladeinfrastruktur. Der wurde noch nicht endgültig festgelegt. Auch steht nicht fest, welche Elektroautos Clevershuttle in Dresden einsetzen will. Man sei aber mit VW im Gespräch über den Einsatz der in Dresden gebauten E-Golfs. Starten will Clevershuttle mit fünf bis zehn Autos, um dann je nach Nachfrage schnell zu wachsen.

Das gefällt vor allem örtlichen Taxiunternehmen nicht. Am Dienstag demonstrierten in Hamburg rund dreihundert Taxifahrer gegen den geplanten Probebetrieb von Elektro-Sammeltaxis der VW-Tochter „Moia“, die ein ähnliches Geschäftsmodell wie Clevershuttle verfolgen. Moia will laut der Taxen-Union Anfang 2019 einen Probebetrieb über vier Jahre mit bis zu 1 000 Fahrzeugen in der Hansestadt beginnen. Auch in Hannover wollen Taxiunternehmern gegen Moia klagen.

Das schreckt Ginnuth nicht. Das Jahr 2015 sei wegen der ewig langen Phase der Nichtgenehmigung zermürbend gewesen. Die Behörden hätten die Berliner Jungunternehmer „zum Teufel geschickt“, aus Angst, Ärger mit dem Taxigewerbe zu bekommen, wenn sie das deutsche Uber genehmigen. „Doch das ist vorbei. Jetzt ist unser Geschäft richtig anstrengend geworden, weil es so gut läuft“, freut sich der Clevershuttle-Chef.

Bruno Ginnuth tritt am 19. April auf dem Mobilitätskongress „Next Drive“ in der Gläsernen Manufaktur auf.