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Chemikalien aus Gewässer gesaugt

Der AZV hat das ausgelaufene Styrol aus einen Becken in Großsteinbach entsorgen lassen. Damit ist es noch nicht getan.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Am Freitagmorgen kam das riesige Tankfahrzeug in Großsteinbach an. Der Fahrer schimpfte, durch die engen Straßen war er mit dem Vierzigtonner nur schwer bis an den Einsatzort durchgekommen. Das schwere Saugfahrzeug des Wasserdienstleisters Veolia sollte 20 000 Liter Wasser aus einem Regenrückhaltebecken entsorgen. Es war vor knapp zwei Wochen mit der Chemikalie Styrol verunreinigt worden, die wahrscheinlich aus einem Tanklaster vom Gewerbegebiet Am Fuchsloch in die Kanalisation geflossen war. Das kontaminierte Wasser wird an eine Fachfirma in Magdeburg geliefert, die es in ihrer Anlage reinigt, sagte Hartmut Brauer von der Firma Onyx aus Braunschweig, die die Entsorgung im Auftrag des Abwasserzweckverbandes Döbeln-Jahnatal übernommen hat. „Wir hätten es gern von einer Firma vor Ort entsorgen lassen und haben auch bei der Firma Kanal-Türpe in Döbeln angefragt. Aber die konnte es nicht annehmen“, sagte Stephan Baillieu, Geschäftsführer des AZV.

Das Entsorgen der belasteten Fracht wird etwa 3 000 bis 4 000 Euro kosten. Das ist günstig. Die Entsorgung des gesamten Inhalts des Regenrückhaltebeckens mit einer Million Litern Inhalt wäre sehr viel teurer gewesen, sagte Brauer. Aber das ist nicht nötig. Wasserproben aus verschiedenen Tiefen des Rückhaltebeckens hatten gezeigt, dass sich die Chemikalie in der oberen Schicht konzentriert, sagte Baillieu. Um Chemikalienreste einzusammeln, haben Mitarbeiter der Oewa am Freitag eine schwimmende Ölsperre über die Wasserfläche gezogen. Dann wurde das Gemisch an der Oberfläche abgesaugt. Unklar ist nach wie vor, wie viel Styrol im Becken angekommen ist. Möglicherweise ist ein Teil des flüchtigen Stoffes verdampft, sagte Baillieu. Styrol wird von der Firma Amiblu für die Produktion von Kunststoffrohren verwendet. Der verdächtige Tanklaster hatte Styrol geliefert. Auf der Straße im Gewerbegebiet war eine unbekannte Menge der Chemikalie quer über die Straße gelaufen und durch ihren markanten Geruch aufgefallen. Möglicherweise habe der Fahrer den Tank gespült, sagte Baillieu. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Das Regenrückhaltebecken ist derzeit hermetisch abgeschlossen. Die verbleibende Wassermenge wird voraussichtlich in der kommenden Woche in die Kanalisation gepumpt und damit dem Klärwerk in Masten zugeführt. Zu klären ist auch die Frage, was mit den Fischen wird, die in dem Becken leben, sagte Baillieu. Im unteren, größeren Regenrückhaltebecken, das an den Anglerverband Leipzig verpachtet ist, sei kein Styrol nachgewiesen worden.