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Charlotte K. schließt

Die Betreiberin der bekannten Radebeuler Gaststätte für Feinschmecker befindet sich im Insolvenzverfahren. Wie es weitergeht, sagt der Verwalter.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Wer noch einmal bei Charlotte K. fein und einheimisch-gesund essen möchte, muss sich beeilen. Das bekannte Restaurant kurz vor dem westlichen Stadtausgang an der Meißner Straße, Ecke Coswiger Straße in Zitzschewig hat nur noch bis zum 28. August geöffnet. Betreiberin des Restaurants und der kleinen Herberge mit zwei Zimmern ist Ines Kuka. Sie bestätigt auf Nachfrage: „Ja, es ist nur noch die nächste Woche offen, abzüglich einiger Veranstaltungen. Alles Weitere müssen Sie meinen Insolvenzverwalter fragen.“

Mit dem Insolvenzverfahren ist der Dresdner Rechtsanwalt Ralf Hage von der Kanzlei Voigt-Salus beauftragt. Hage: „Das vorläufige Insolvenzverfahren wurde Mitte Juli eröffnet.“ Ines Kuka befinde als privat Haftende in Insolvenz. Der Umsatz und die Liquidität im Haus seien in den letzten Monaten problematisch gewesen.

Derzeit, so Anwalt Hage, werde intensiv nach einem neuen Betreiber gesucht. Dazu seien er und der Besitzer der Immobilie mit vielen Leuten aus der Branche in Kontakt. Etwas Abschließendes könne jedoch noch nicht gesagt werden. An dem Restaurant und der Herberge hängen insgesamt, so Ralf Hage, mit Aushilfen bis zu neun Arbeitsplätze. Deshalb hoffe er gemeinsam mit den Besitzern, der Familie Kastler, auf eine schnelle Fortführung der Gastronomie. Die Schließung von Charlotte K. kommt für viele überraschend, nicht nur in Radebeul. Ines Kuka hatte sich bereits als Köchin in der Gaststätte der Hoflößnitz einen Namen über die Stadtgrenzen hinaus gemacht. Als sie am 1. Dezember 2007 die Charlotte K. – der Name ihrer Großmutter – übernahm, startete das Haus mit großen Erwartungen, die auch erfüllt wurden. Dank der ausgezeichneten Kochkünste Kukas zog es viele Prominente aus dem Kreis Meißen – Politiker wie Manager aus der Wirtschaft – in die Charlotte.

Speisen wie „Ziegenkäse-Sandwich mit gegrillter Melone & gerösteten Nüssen“ zu zwölf Euro oder „Ragout provencal vom Landschwein aus Großdobritz auf Ratatouille“ als Hauptspeise zu 24 Euro sprachen sich bis zu den Bewertern vom Guide Michelin herum. Von deren Inspektoren wird das Haus als „ausgezeichnetes Restaurant mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis“ geführt. „In dem Fachwerkhäuschen von 1827 speisen Sie in liebenswerten Stuben. Neben unkompliziertem, freundlichem Service gibt es leckere internationale Küche von handgemachter Pasta über Charlottes Sülze bis Kalbstafelspitz.“

Doch all die Mühe hat offenbar nicht gereicht für einen auskömmlichen Betrieb. Ines Kuka, die ohnehin weniger mit dem Mundwerk als mit ihrer Küchenkunst brilliert, hat derzeit wenig Lust, sich weiter zum Thema zu äußern. Insolvenzverwalter Hage verweist auch auf die Besonderheit des Anwesens in Zitzschewig, welches vor allem im Inneren und dem Garten seinen Reiz habe.

Die Chronik der letzten Jahre über das Fachwerkhaus von 1827 liest sich vorbildlich: 2004 Kauf des Objektes von Familie Kastler, 2007 Umbau nach Plänen des Architekturbüros Thomas Scharrer aus Radebeul, 2007 Eröffnung des Restaurants Charlotte K. am 1. Dezember, 2008 Bauherrenpreis der Stadt Radebeul, 2009 ausgezeichnet im Sächsischen Landeswettbewerb für Ländliches Bauen. Die stilvoll aufgemachte Internetseite von Ines Kuka kann sich nach wie vor jeder anschauen. Die Karte gibt es zum Herunterladen. Und sogar ein Stellenangebot steht noch auf der Seite.

Anwalt Ralf Hage: „Wir führen das Restaurant in der gewohnten Qualität bis Ende August und hoffen auf eine rasche Fortsetzung.“ Der Mietpreis sei für das liebevoll sanierte Haus nicht zu hoch. Letztlich müsse darüber mit den Besitzern, der Familie Kastler, gesprochen werden.