Merken

Cardpoint statt Sparkasse

Wenn schon keine Bankfiliale, so wollen die Schönfelder wenigstens Geldautomaten im Dorf haben.

Teilen
Folgen
© Klaus-Dieter Brühl

Von Manfred Müller

Schönfeld. Bürgermeister Weigel hat gekämpft wie ein Löwe, aber die Sparkasse Meißen winkte ab. Am 30. November will sie ihre Filiale im Ort schließen. Als Trostpflaster bietet das Geldinstitut zwei umstrittene Leistungen an. Zum einen soll der Getränkemarkt Dietrich Beträge bis 200 Euro auszahlen dürfen. Zum anderen brachte Sparkassenchef Rolf Schlagloth die Zusendung von Geld per Post-Einschreiben ins Gespräch – allerdings müssten die Kunden dann zumindest einen Teil der Versandgebühren zahlen. Bei einem Krisengespräch, das Ende August zwischen Bürgermeister und Banker geführt wurde, wich letzterer keinen Millimeter von seiner Position ab. Keine Filiale, aber auch kein Einzahl- und Geldautomat. Auch die kosteten schließlich Geld, sagt Schlagloth, pro Jahr etwa 15 000 Euro.

Nun hat sich Bürgermeister Weigel nach Alternativen umgesehen, und einen unabhängigen Geldautomatenbetreiber ins Boot geholt. Cardpoint ist der Ableger eines weltweit operierenden Unternehmens und wäre bereit, in Schönfeld ein solches Gerät aufzustellen. Die Firma braucht nicht einmal Räume dafür; die Automaten können unter freiem Himmel betrieben werden. In Schönfeld wurden bisher etwa 50 000 Transaktionen pro Jahr getätigt, da lohne sich die Sache schon, ließ Cardpoint verlauten. Wer den Service nutze, müsse lediglich einen Euro pro Abhebung drauflegen. Die Firma will sich in der Gemeinde zunächst befristet auf fünf Jahre engagieren, dann werde man weitersehen.

Räte angetan von Offerte

Schönfelds Gemeinderat zeigte sich angetan von der Offerte, zumal dabei keine größeren Ausgaben auf die Kommune zukommen. Cardpoint wünscht lediglich die kostenlose Bereitstellung eines Standorts für den Geldautomaten. Wenn die Gemeinde dann noch den Bau eines Fundaments organisieren könnte, wäre die Sache rund. „Das ist der Spatz in der Hand, aber immer noch besser als gar kein Geld-Service“, sagt Hans-Joachim Weigel. Der Bürgermeister hat schon einen Aufstellplatz parat: an eben jener Stelle, wo jetzt die Werbesäule der Sparkasse steht. Der unweit davon gelegene Getränkehandel Dietrich wird seinen Service unabhängig davon anbieten – der Vertrag wurde bereits unterschrieben.

Die Sparkasse Meißen will bis zum Ende des Jahres acht ihrer 26 Filialen schließen. Drei werden ersatzlos dichtgemacht, darunter Schönfeld und Ebersbach. Fünf sollen in Selbstbedienungsstellen umgewandelt werden, so auch die Filiale am Großenhainer Hauptmarkt. Im Osten des Landkreises wären dann 30 Ortsteile in puncto Sparkassenservice schlechtergestellt als bisher. In Schönfeld regte sich heftiger Widerstand dagegen – bis hin zu Demos vor der Sparkassenfiliale (die SZ berichtete). Bei einer Unterschriftensammlung wendeten sich 859 Bürger gegen die beabsichtigte Schließung. Außerdem verabschiedete der Gemeinderat einen Beschluss, in dem die Sparkasse aufgefordert wurde, ihre Schließungspläne noch einmal zu überdenken.

Vorstands-Chef Schlagloth verweist auf die wirtschaftliche Situation, die die Sparkasse zu einschneidenden Sparmaßnahmen zwinge. Die Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank lasse den Kreditinstituten keine andere Wahl. Statt Geld zu verdienen, müssten sie von jeder Einlage noch 0,4 Prozent an die EZB abführen. Dadurch funktioniere das 190 Jahre alte Geschäftsmodell der Sparkassen nicht mehr.

Allerdings gibt die Sparkasse Meißen mit ihrer Schließungs-Politik ein wichtiges Geschäftsprinzip preis: die Kundennähe. Es sei schon auffällig, sagte Schönfelds Kämmerin Evelyn Ekelmann am Montag, wie viele Einzugsermächtigungen bei der Gemeinde im Moment geändert würden. Immerhin versicherte die Sparkasse gestern auf eine SZ-Anfrage hin, sie werde bei Abhebungen am Cardpoint-Automaten keine zusätzlichen Gebühren erheben.