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Campingplatz ist privatisiert

Das Naherholungszentrum Zschorna wird künftig von drei Dresdnern betrieben.

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© Brühl /Archiv

Von Manfred Müller

Zschorna. Was lange währt, wird hoffentlich gut. Thiendorfs Gemeinderat beschloss am Mittwochabend einstimmig den Verkauf des Campingplatzes am Brettmühlenteich. Das kommunale Erholungszentrum (NEZ) wird für 130 000 Euro an den Dresdner Robert Kupfer veräußert. Der promovierte Maschinenbau-Ingenieur wird das NEZ mit seinen Mitstreitern Frank Großkopf und Sabine Sittner in Form einer GmbH betreiben. Bis zum Saisonstart im Mai will das Trio den Campingplatz unter seiner Ägide voll funktionsfähig machen. Das Betreiberkonzept der Dresdner unterscheidet sich allerdings in wesentlichen Punkten vom bisherigen.

Die wichtigste Neuerung: Der Badebereich am Brettmühlenteich wird künftig frei zugänglich sein. Die Campingplatz-Betreiber fordern kein Eintrittsgeld, fühlen sich aber nicht mehr für die Sicherheit der Badegäste verantwortlich. Diese schwimmen auf eigene Gefahr. Gebührenpflichtig ist hingegen das Parken auf dem Platz vor dem Naherholungszentrum. Dort soll künftig mittels Schranke und Parkscheinautomat ein geregelter Betrieb stattfinden. Das gastronomische Angebot wird zunächst mit mobilen Verkaufsständen gewährleistet. Die neuen Betreiber wollen in der Perspektive auch die Gaststätte auf dem NEZ-Gelände wieder eröffnen. Diese gehört allerdings nicht zum bisher kommunal betriebenen Campingplatz, sondern befindet sich in Privatbesitz. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer gestalten sich zäh, so dass die neuen Betreiber vor dem Gemeinderat noch keine konkreten Pläne bekanntgeben konnten.

Auf viel Entgegenkommen gestoßen

Der Verkauf des Zschornaer Naherholungszentrums war vor anderthalb Jahren vom Rat der Alt-Gemeinde Tauscha beschlossen worden. Die Kommune konnte das NEZ nicht kostendeckend betreiben – pro Jahr fiel ein Defizit von 12 000 Euro an, das aus der Gemeindekasse bezahlt wurde. Bis 2020 wäre der jährliche Fehlbetrag sogar noch angewachsen. Hinzu kam ein Investitionsbedarf von etwa 160 000 Euro. Die größten Posten dabei: der immer wieder zurückgestellte Abwasseranschluss und die überfällige Sanierung der Elektrik und der Sanitäreinrichtungen. Diesen Investitionsstau müssen die neuen Betreiber nun auflösen. Auch die Brandschutzbestimmungen werden ihren Tribut fordern. Haben doch viele Dauercamper ihre Fahrzeuge mit festen Anbauten versehen oder Stellplätze zu regelrechten Wochenendgrundstücken erweitert. Diese stehen oftmals zu nahe beieinander, so dass die Feuerwehr im Brandfall Probleme hätte, an die Bauten heranzukommen. Einige davon müssen deshalb versetzt oder abgespeckt werden. „Das ist ein heikles Thema“, sagt Robert Kupfer. „Wir haben es bereits bei einer Zusammenkunft mit dem Camperverein angesprochen und sind auf erstaunlich viel Entgegenkommen gestoßen.“

Kampflustige Dauercamper

Die Dresdner wollen die kurze Zeitspanne bis zum Saisonbeginn nun nutzen, um mit den Campern neue Verträge auszuhandeln. Eine klar formulierte Platz-Ordnung soll künftig Missverständnisse zwischen Betreibern und Nutzern verhindern. Das werde sicher erst einmal Reibung erzeugen, so Kupfer. Auf längere Sicht will das Betreiber-Trio den Anteil des mobilen Campings vergrößern und den Platz für Familien mit Kindern attraktiver machen. Es soll eine Begegnungsstätte geschaffen werden, in der Versammlungen, Freizeitkurse und möglicherweise sogar Hochzeitsfeiern stattfinden können. „Vielleicht lässt sich auch eine Art Ferienlager einrichten“, sagt Robert Kupfer. Sportveranstaltungen, wie dem traditionellen Triathlon von Motor Großenhain, stehen Kupfer und Co ebenfalls offen gegenüber. Als Sitz ihrer GmbH haben sie übrigens Thiendorf eintragen lassen und nicht die Landeshauptstadt.

Wenn die Pläne der Dresdner aufgehen, könnte das Naherholungszentrum Brettmühlenteich ein Aushängeschild für die Großgemeinde Thiendorf werden. Natürlich unter der Voraussetzung, dass nicht ein neuer Streit mit den kampflustigen Dauercampern ausbricht. Mit denen hatte Tauschas Ex-Bürgermeister Christian Creutz jahrelang einen regelrechten Kleinkrieg ausgefochten. Der „Creutz-Zug“ war Gemeinderäten wie Wolfgang Hausdorf am Mittwoch noch in lebhafter Erinnerung. „Wenn die neuen Betreiber im Herbst immer noch so freundlich vor uns stehen“, sagte er, „haben wir wirklich etwas erreicht.“