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Café Hotspot macht weiter

Weil das Haus in Görlitz saniert wird, sollte am Freitag Schluss sein. Nun ist überraschend alles anders.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Ingo Kramer

Görlitz. „Bella Ciao!“ heißt die Abschiedsparty für das Café Hotspot am Obermarkt. Auf Facebook wird sie noch beworben – für Freitagabend. „Sie findet auch tatsächlich statt“, sagt Johannes Hübner vom Hotspot. Allerdings wird es nun doch nicht das Ende des seit September 2016 geöffneten Treffpunktes für Einheimische und Flüchtlinge sein: „Wir haben in dieser Woche die Zusage des Hauseigentümers bekommen, dass wir bis Ende Februar weitermachen dürfen.“ Bisher weiß das noch so gut wie niemand.

Hintergründe gibt es gleich zwei. Erstens: Die geplante Komplettsanierung des Eckhauses Obermarkt/Steinstraße, wegen der das Café über kurz oder lang schließen muss, verschiebt sich um ein halbes Jahr. Der zweite Grund freut Julia Schlüter besonders: „Alle haben uns immer wieder gesagt, dass wir weitermachen sollen.“ Mit „alle“ meint sie nicht nur die Gäste, sondern auch Behörden und all jene, die mit der Integration von Flüchtlingen zu tun haben: der zuständige Sachbereich beim Landkreis, das Vielfalter-Büro, das Willkommensbündnis und und und. Für viele wäre es schwer, ohne das Café Hotspot überhaupt an die Flüchtlinge heranzukommen. Hier aber haben sie einen Raum, an dem sie sich treffen können, an dem sie Beratung erhalten – und an dem sie auch feiern können. „Die behördliche Genehmigung für die Verlängerung soll am Freitag kommen“, sagt Johannes Hübner. Im September bleibt das Lokal trotzdem zu: Weil das lange geplant war, weil Teile des Teams in den Urlaub fahren. Aber von Oktober bis Februar geht es noch einmal fünf Monate so weiter, wie es bisher lief – und auch weiter in Regie des Vereins Second Attempt.

Die politische Arbeit ist den Betreibern wichtig: Flüchtlingen einen Schutzraum zu bieten, auch einen „Möglichkeitsraum“, wie es Johannes Hübner formuliert: „Hier haben sie die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden, sowohl ehrenamtlich oder auch als Bufdi.“ Und sie wissen, dass sie hier einen Ort haben, an dem sie nicht „blöd angemacht werden“. Als das Hotspot startete, gab es massive Probleme in Bautzen, jetzt gibt es sie in Chemnitz. „Uns ist es wichtig, Flagge zu zeigen“, sagt Julia Schlüter.

Und ab März? Dann ist in der Tat alles wieder offen. Weil die Arbeit wichtig ist, würden die Betreiber auf jeden Fall gern weitermachen. Wenn jemand ein Haus im Stadtzentrum hat, in dem es idealerweise Toiletten und einen zweiten Fluchtweg gibt und in dem kleinere Konzerte möglich sind, kann er sich gern im Hotspot melden.