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Bye, Bye Beachboys

Das Oberlausitzer DJ-Duo „Beachboys“ hört auf – mit gutem Gefühl.

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© Rico Teich

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Ihre Markenzeichen sind die roten Badeshorts. Bei keinem ihrer Auftritte fehlt der Roland-Kaiser-Hit „Sag ihm, dass ich Dich liebe“ und die Hymne „And we dance“. Und in den vergangenen fünf Jahren ging es auch immer mit Helene Fischer „Atemlos durch die Nacht“. Knapp 20 Jahre haben Andreas Wanitzek und Stefan Hesse als die „Beachboys“ mit ihrer Musik jede Tanzfläche zum Kochen gebracht. Jetzt ziehen die DJs den Stecker und packen ihr Mischpult ein. Am 28. September bitten die beiden Oberlausitzer zum letzten Tanz ins Shakespeare in Bautzen.

Ihr musikalischer Lebenslauf beginnt übrigens in einem Garten in Kleinbautzen. Dort wächst Andreas Wanitzek auf. Zu einer Geburtstagsfeier wird die Runde etwas größer. Weil Geld für einen DJ fehlt, beschließt der damalige Schüler, selbst aufzulegen. Zwei CD-Player und ein Mischpult bringen schließlich 100 Leute zum Tanzen. Über das Aussehen des elterlichen Grün nach dieser Party schweigt der heutige Bereichsleiter Unternehmenskommunikation der Volksbank Dresden-Bautzen. An das Gefühl von damals erinnert er sich aber noch gut. „Es war einfach wunderbar, die Musik und das Organisieren – das war unsere Leidenschaft“, sagt der 37-Jährige.

Die Feten werden immer größer

Diese Passion leben die Beachboys richtig aus. Ihre Feten unter Freunden werden immer größer. „Irgendwann haben wir gesagt, jeder gibt 20 Euro in den Topf, dann sind Essen und die Party bezahlt“, erinnert sich Andreas Wanitzek. Bei der Silvesterparty 2004 im Schützenhaus in Weißenberg mit 400 Gästen steht er um Mitternacht hinter seinem Mischpult mit den inzwischen vier gut gefüllten CD-Koffern und denkt sich: „Das glaubt uns kein Mensch mehr, dass das eine private Party ist“. Im neuen Jahr melden er und sein Cousin Stefan Hesse das Gewerbe an. Am 1. Januar 2005 wird aber erst mal ausgeschlafen.

Doch viel Zeit zum Durchatmen bleibt den beiden DJs nun nicht mehr. Die Wochenenden gehören der Musik und den Partys. „Allerdings haben wir nie aufgelegt, um das große Geld zu machen. Stattdessen haben wir die Jugend sinnvoll genutzt und die Menschen bewegt. Es stand nie zur Debatte, dass wir professionell als DJs arbeiten“, sagt Andreas Wanitzek. Er selbst macht nach dem Abitur – selbstverständlich organisiert er die Abschlussfete mit – ein Studium an der BA in Bautzen als Diplombetriebswirt für die Bank. Sein Cousin ist Agraringenieur.

Auf ihrer Party war die Krone ausverkauft

Ihre Partys stemmen die zwei jedoch nicht allein. Bis etwa 2008 nehmen sich immer ein paar Freunde frei, um beim Aufbauen zu helfen. Darunter sind so gigantische Feten wie die Poolparty 2006 im Bad in Cunewalde mit 2 000 Gästen oder das zehnjährige Jubiläum 2008 in der Stadthalle Krone in Bautzen. „Wir waren die Letzten, die die Krone ausverkauft hatten“, sagt Andreas Wanitzek stolz. Und auch zu Cunewalde gibt es noch eine Geschichte. Dort sind die musikalischen Bademeister zum ersten Mal als „Beachboys“ angetreten.

Doch die jungen Männer merken auch, dass es immer schwieriger wird, Job, Familie, Kinder und ihre Leidenschaft unter einen Hut zu bringen. „Wenn wir gebucht waren, haben wir am Sonnabend gegen 15 Uhr mit dem Zusammenpacken begonnen, eine Stunde später ging’s los. Dann haben wir aufgebaut und von 21 bis 5 Uhr Musik gemacht“, sagt der Dresdner. Vom Wochenende bleibt dann nicht viel.

Bis 2017 waren Andreas Wanitzek und Stefan Hesse fast an jedem zweiten Wochenende unterwegs. Bereits seit 1. Januar 2018 ist das Nebengewerbe abgemeldet. Es war klar, auch die „Beachboys“ müssen irgendwann mal in Rente gehen.

Abschied ohne Wehmut

Doch die beiden sind deshalb nicht wehmütig. „Wir wollen einfach eine tolle Party feiern. Wir freuen uns, dass wir mit der Musik, die wir selbst gern hören, anderen Freude gemacht haben“, sagt der DJ. Für ihren letzten Auftritt hat er schon vier neue rote Badetücher und eine Konfettikanone geordert. Gespielt werden Hits aus den vergangenen 20 Jahren. Der Dresscode heißt: Beach & Summer. Die eigenen Badehosen kommen selbstverständlich nach dem letzten Tanz zusammengelegt in den Schrank. Laptop und Konsole finden einen Platz im Arbeitszimmer. Es könnte ja sein, dass die Sachen noch mal gebraucht werden. Gerade in der Musikbranche gibt es immer wieder Abschieds- und Revival-Tours. „Vielleicht kehren ja die Beachboys mit 67 noch mal zurück. Aber nun ist erst einmal Schluss“, sagt Andreas Wanitzek.