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Buskatastrophe: Staatsanwalt widerspricht Vorwurf

Der Löbauer Oberbürgermeister sieht den Busfahrer vorschnell verurteilt und bringt eine neue Version ins Spiel. Oberstaatsanwalt Andreas Cantzler will sich nicht an Spekulationen beteiligen.

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© dpa

Löbau. Die Brandkatastrophe mit einem Bus der Löbauer Firma Reimann im Juli vergangenen Jahres auf der A 9 bei Münchberg in Bayern ist allen Menschen der Region noch im Gedächtnis. Nun widerspricht der für die Unfallermittlungen zuständige Staatsanwalt Hof dem Vorwurf des Löbauer Oberbürgermeisters Dietmar Buchholz (parteilos), schlampig ermittelt und den ums Leben gekommenen Busfahrer vorschnell als Unfallverursacher ausgemacht zu haben. Buchholz hatte in der letzten Sitzung des Stadtrates eine neue Version des Unfallhergangs ins Spiel gebracht. Aufnahmen einer abgerissenen Gepäckraumklappe und eines auf der Fahrbahn liegenden Koffers vom Unfallort würden den Schluss nahelegen, dass der Bus vor dem Aufprall auf einen Lastwagen von einem überholenden Lastwagen touchiert und zur Seite gedrückt worden sei. Buchholz will den verstorbenen Fahrer rehabilitiert sehen.

„An Spekulationen kann sich die Staatsanwaltschaft nicht beteiligen“, sagte Oberstaatsanwalt Dr. Andreas Cantzler von der Staatsanwaltschaft Hof nun auf SZ-Nachrage. „Ich kann nicht bestätigen, dass auf Bildern in der Ermittlungsakte ein auf der Fahrbahn liegender Koffer zu sehen ist“, so der Staatsanwalt weiter. Das Ermittlungsergebnis beruhe auf dem Gutachten zweier Unfallsachverständiger und den Vernehmungen aller überlebenden Bus-Insassen. „Ebenso wurden unbeteiligte Dritte vernommen, die sich unmittelbar hinter dem Fahrzeug befanden“, sagt Oberstaatsanwalt Cantzler. Nach all diesen Schilderungen habe es vor dem Aufprall des Busses auf den Lastwagen keine vorherige Kollision gegeben. „Derartige Ansatzpunkte konnten wir nicht ermitteln.“ Der überlebende Busfahrer Tino Rudolph, der zum Unfallzeitpunkt Beifahrer war, konnte laut Auskunft der Staatsanwaltschaft keine Aussagen zur Unfallursache machen, weil er geschlafen habe und erst durch den Aufprall wach wurde.“ (mva)