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Bus lässt Rollstuhlfahrerin stehen

Durch die Unwissenheit des Fahrers verpasst die Frau einen wichtigen Termin.

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© René Meinig

Dresden. Birgit Korthals-Bäumle ist öfter mit Bus und Bahn unterwegs. Auch am Montag wollte die 61-jährige Rollstuhlfahrerin mit dem Ersatzbaus der Linie 9/13 um 9.14 Uhr vom Jacob-Winter-Platz losfahren. Doch der Fahrer weigerte sich, die Rampe zum Einsteigen runterzulassen, sagt sie. Als Korthals-Bäumle zu ihm vorfuhr, sagte er, sie würde nicht befördert, weil sie einen sogenannten Scooter fahre. Korthals-Bäumle verneinte dies und sagte ihm die Typenbezeichnung ihres Elektro-Rollstuhles. Doch der Fahrer habe darauf nicht reagiert. Korthals-Bäumle kündigte an, den DVB-Einsatzleiter anzurufen, worauf der Fahrer sie beschimpft habe und behauptete, sie würde ihm drohen. Schließlich fuhr der Bus ohne sie los. Als kurze Zeit später ein weiterer kam, wurde sie anstandslos befördert. Doch ihren Termin bei einem Gutachter für eine Kur schaffte sie nicht mehr. „Das war doppelt ärgerlich, weil ich nun lange auf einen neuen warten muss“, sagt sie.

Nur einmal zuvor sei ein Busfahrer aufgrund ihrer Rollstuhles verunsichert gewesen, habe sich aber per Handy über den Typ informiert und sie dann mitgenommen. „Sonst hatte ich nie Probleme mit den Verkehrsbetrieben“, sagt Korthals-Bäumle.

Die Firma Meyra, von der ihr Rollstuhl vom Typ Optimus stammt, bestätigt, dass dies kein Scooter sei und die Freigabe für den Transport in öffentlichen Verkehrsmitteln habe. „Scooter sehen ganz anders aus, haben einen Lenker. Das kann man nicht verwechseln“, sagt Harald Sieweke, Schulungsleiter von Meyra.

Bei den Dresdner Verkehrsbetrieben will man den Vorfall jetzt genau untersuchen und zur Beurteilung der Situation auch den Busfahrer befragen, sagt DVB-Sprecher Falk Lösch. „Sollte sich der Kollege in der Sache der Mitnahme Ihres Elektro-Rollstuhls geirrt haben, werden wir auch das aufklären.“ Die DVB-Fahrer würden jedoch regelmäßig zu verschiedenen Rollstuhltypen geschult.

Die DVB nimmt keine E-Scooter mit, weil die drei- oder vierrädrigen Gefährte bundesweit schon mehrfach in Bussen und Bahnen umgekippt sind. Dabei könnten auch andere Fahrgäste gefährdet werden oder die Scooter auf einen danebenstehenden Kinderwagen stürzen. Für Elektrorollstühle gelte dieses Verbot aber nicht, sagt Lösch. Birgit Korthals-Bäumle hofft, dass sie oder andere Rollstuhlfahrer künftig nie mehr so behandelt werden. (SZ/kh)