Merken

Bürgerwehr spricht Kinder an

Die Schutzzonen-Kampagne der NPD ist an der Grundschule Am Holländer in Döbeln angekommen. Die Polizei ermittelt.

Teilen
Folgen
© Screenshot/DA

Von Jens Hoyer

Döbeln. Mitglieder einer Bürgerwehr sind im Rahmen der Schutzzonen-Kampagne der rechtsradikalen NPD jetzt auch vor dem Schulzentrum in Döbeln Nord aktiv geworden. Im Internet waren Fotos verbreitet worden, die Männer und mindestens eine Frau zum Teil in einheitlichen Westen mit Aufdruck bei einer „Schulwegwache“ zeigen. Die selbst ernannten „Wächter“ sprachen vor dem Unterricht Kinder und Eltern an und verteilten Flugblätter und sogenannte Taschenalarme. Als Begründung für die Aktion wurde unter anderem angegeben, dass in letzter Zeit Kinder auf dem Schulweg angesprochen wurden.

In der Grundschule am Holländer war die Aktion, die am Dienstag voriger Woche lief, bemerkt worden. „Wir wussten nicht, um was es sich handelt. Ich habe bei der Polizei angerufen, ob sie damit zu tun hat“, sagte Schulleiterin Elvira Flaschin. „Ich habe den Kindern die Flugblätter abgenommen und ihnen erklärt, warum ich das tue.“ Auf den Flugblättern sei es eher unverfänglich unter anderem um das richtige Verhalten von Kindern gegenüber fremden Menschen gegangen. Problematisch seien sie aber durch das aufgedruckte Schutzzonen-Symbol, so die Schulleiterin. Schüler der Oberschule Am Holländer sind an diesem Tag nicht angesprochen worden, weil sie wegen eines Sportfestes gar nicht im Haus waren.

Die Polizei hatte aufgrund der Hinweise Kontrollen durchgeführt. Personen, die Flugblätter verteilen, seien bisher noch nicht festgestellt worden, antwortete die Polizeidirektion Chemnitz auf eine Anfrage. „Die Kollegen stehen in dem Zusammenhang bereits im intensiven Kontakt mit den Ordnungsbehörden und Schulen.“

Die Polizei hat ein waches Auge auf die selbst ernannten Bürgerwehren. Diese waren in den vergangenen Wochen auch schon in Döbeln und Roßwein aufgetreten. Vier Personen, darunter der NPD-Stadtrat Stefan Trautmann, waren nach den im Internet verbreiteten Informationen und Fotos mit einheitlichen Westen durch die Städte patrouilliert. Das verstößt nach Angaben der Polizei gegen das im Versammlungsgesetz formulierte Uniformverbot. Diese Westen zeigten eine Bereitschaft zur Ausübung von gewaltsamen Selbsthilferechten und könnten andere Personen einschüchtern.