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Brücke darf 1,5 Millionen Euro teurer werden

Der Stadtrat hat den Mehrkosten für die Brücke Schillerstraße zugestimmt. Auch das letzte Grundstück kann gekauft werden.

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© VLC

Von Jens Hoyer

Döbeln. Der Teufel steckt im Detail und im Fall der Brücke Schillerstraße im Untergrund. Als die Planer vor fünf Jahren den Entwurf der künftigen Brücke über die Mulde erarbeiteten, gingen sie zu optimistisch an die Sache heran. Was sie damals nicht wissen konnten: Der Döbelner Untergrund ist nicht gemacht fürs günstige Bauen, das Schwemmland ist nicht tragfähig genug. Das kam erst bei Baugrunduntersuchungen im vergangenen Jahr heraus, die im Zuge der nächsten Planungsschritte vorgenommen wurden. Die aufwendigen Fundamente verteuern das Bauwerk deutlich. Die Brücke muss komplett auf sogenannte Bohrpfähle gesetzt werden. Erst in zwölf bis 14 Meter Tiefe werden tragfähige Schichten erreicht, sagte Hendrik Häupel von der Firma VLC Planen und Beraten aus Dresden. Er stellt das Projekt am Donnerstag dem Stadtrat vor. Dieser musste über die Mehrkosten entscheiden.

Rund 1,5 Millionen Euro teurer wird der Brückenbau. Insgesamt rund 5,6 statt 4,1 Millionen Euro. Nicht nur die aufwendigen Gründungen sind für die Mehrkosten verantwortlich. Allein die Baukostensteigerung in den vergangenen Jahren betrug acht Prozent. Dazu kommen Mehrkosten für eine Stützwand an der Sörmitzer Straße, die bisher noch nicht vorgesehen war. Denn dort ist die Planung deutlich verändert worden.

„Ursprünglich sollte es zur Firma Typofol geradeaus durchgehen“, sagte Häupel. Weil die Firma aber inzwischen das Gelände der verlagerten Firma Polenz dazugekauft hat, wurde jetzt eine andere, weniger steile Lösung gefunden. Ohnehin ist eine Behelfsumfahrung der Baustelle über das Gelände der Firma notwendig. Diese Straße soll später genutzt werden, um das Firmengelände gleich an zwei Punkten an die Sörmitzer Straße anzuschließen. Diese Variante sei von Typofol akzeptiert worden. Und auch der Stadtrat hat einer entsprechenden Vereinbarung mit der Firma zugestimmt.

Die Mehrkosten schmerzen die Stadt weniger als man das annehmen könnte. Die Brücke soll nämlich vor allem mit Fördermitteln gebaut werden. 90 Prozent gibt es für den Brückenbau, 80 Prozent für den Straßenbau, 15 Prozent für Planungskosten. Häupel geht davon aus, dass die Stadt damit auf einen Mischfördersatz von 87 Prozent kommen würde. Dann bliebe ein Eigenanteil von rund 730 000 Euro übrig. Dafür bekommt Döbeln eine fast 100 Meter lange Brücke aus Stahlbeton, 150 Meter Schillerstraße und 90 Meter Sörmitzer Straße. Das Ganze garniert mit 172 Meter Lärmschutzwand von 2,50 Meter Höhe, die über weite Strecken transparent aus Acryl gefertigt wird. Nur im Bereich der Wohnhäuser soll sie undurchsichtig sein, um die Bewohner nachts vor dem Lichtschein der vorbeifahrenden Autos zu schützen, sagte Häupel.

Der Stadtrat hat den Mehrkosten zugestimmt. Im Sommer soll nun der Fördermittelantrag gestellt werden. Baubeginn ist voraussichtlich im kommenden Jahr. Reine Bauzeit für die Brücke: ein Jahr. Mit Schlechtwetterperiode, Hochwasser und Straßenbau werden 16 Monate ins Land gehen, bis die ersten Autos rollen können. Schwierigkeiten auf dem Weg dahin sind nicht mehr zu erwarten. Denn noch ein Beschluss vom Donnerstag räumt ein Problem aus dem Weg. Die Stadt kann das letzte benötigte Grundstück von rund 2100 Quadratmeter Größe für 21 000 Euro kaufen, nachdem mit dem Eigentümer Einigung erzielt wurde.

Also alles prima mit der Brücke Schillerstraße? Aus Sicht von Stadtrat Sven Weißflog (Freie Wähler) nicht. Der mahnte zum wiederholten Mal eine leistungsfähige Anbindung der Brücke auf der Ostseite der Mulde an, nämlich durch den Neubau einer Straße durch die ehemalige Sandgrube zur Dresdner Straße. „Wie müssen dringend dafür sorgen, dass eine Vorplanung bemacht wird. Wir brauchen eine Anbindung, die die über fünf Millionen Euro für die Brücke rechtfertigt“, sagte er.