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Brot, Brötchen und Stollen teurer

Warum ziehen die Preise an? Die SZ sprach mit Karsten Liebscher, Innungsobermeister für den Kreis Meißen.

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© Norbert Millauer

Weinböhla. Wer dieser Tage beim Bäcker einkauft, wird es merken. Die Brötchen sind wieder teurer. Bei manchen Bäckern kostet ein einzelnes Stück inzwischen 70 und 75 Cent. Die SZ sprach mit dem Weinböhlaer Karsten Liebscher, Obermeister der Bäckerinnung für den Kreis Meißen, zu der etwa 50 Bäckereien gehören. Bäckermeister Liebscher hat 25 Mitarbeiter in vier Geschäften.

Kasten Liebscher, Obermeister der Bäckerinnung für den Kreis Meißen, wozu etwa 50 Bäckereien gehören.
Kasten Liebscher, Obermeister der Bäckerinnung für den Kreis Meißen, wozu etwa 50 Bäckereien gehören. © Norbert Millauer

Herr Liebscher, 70 Cent für ein Brötchen ist deftig. Ist das schon die Auswirkung der Trockenheit auf den Feldern vom Sommer?

Die Mühlen haben teilweise die Preise schon angezogen, als noch verschnitten wurde. Obendrein gab es die Ankündigung, das werde nicht die letzte Preiserhöhung sein. Andere Rohstoffe, auch neben dem Mehl sind ebenfalls teurer geworden. Da muss man einfach reagieren.

Was kostet bei Ihnen im Laden eine Semmel?

Ein Kaiserbrötchen oder eine Schrippe kosten bei uns 35 Cent. Und das große Brötchen, was ja die vergleichbare Marke mit anderen ist, kostet bei uns 55 Cent.

Die Preissteigerungen fallen vor allem bei dunklen Brötchen auf.

Da geht es bei uns so bei 55 Cent los, für die einfacheren. Wenn es Vollkorn- und Dinkelprodukte sind, wie es jetzt viele möchten, dann liegt das etwa an den Dinkelmehlpreisen, die noch drastischer angezogen sind. Wir müssen für das Dinkelvollkornbrötchen auch 70 Cent verlangen.

Steigen denn die Getreidepreise wirklich schon?

Wir Bäcker sind abhängig davon, welchen Preis der Müller aufruft. Dort muss ich letztendlich einkaufen.

Woher bekommen Sie Ihr Mehl?

Wir selber sind mit der Dresdner Mühle verbunden. Die Vollkornmehle liefert die Mühle in Miltitz. Auch aus Braunsdorf bei Flöha beziehen wir einen größeren Teil Mehl.

Bekommen Sie mit, wenn Kollegen in der Innung die Preise anziehen?

Es sind hier alle eher vorsichtiger und schauen, wo noch Möglichkeiten sind, die Preise zu halten. Die Steigerungen werden vor allem bei Spezialbrötchen vorgenommen, wo ja der Aufwand in Einkauf der Rohstoffe und der Arbeit wesentlich höher ist. Wir müssen auch wettbewerbsfähig bleiben, was die Arbeitskräfte betrifft. Das ist unser höchstes Gut.

Gibt es generell Unterschiede zwischen Weizenbrötchen und dunklen?

Neben dem bereits genannten Unterschieden im Preis für die Rohstoffe und dem Arbeitsaufwand sind ja auch die Mengen unterschiedlich. Die doppelten Semmeln stelle ich in größerer Menge her, damit kann ich sie günstiger verkaufen.

Der Brotpreis hat sich in den letzten Tagen noch nicht verändert. Was steht bevor?

Dort sind wir beim Zweipfundmischbrot noch knapp unter drei Euro. Beim Spezialbrot wirken sich die hohen Preise etwa für Walnüsse, Dinkel, Sprossen aus. Es geht nicht anders.

Wie reagieren die Kunden auf die Preissteigerungen?

Wir hatten ja in letzter Zeit, in fünf sechs Jahren gehörige Preissteigerungen. Ich kann sagen, dass die Kunden zwar nicht positiv, aber zumindest mit Verständnis reagieren. Wir wollen die Rohstoffe aus der Region kaufen und müssen bei der Lohnentwicklung der Mitarbeiter mithalten. Für den Mindestlohn steht keiner mehr früh um zwei Uhr auf. Dort muss man deutlich eine Schippe drauflegen.

Was zahlen die Bäckermeister in der Innung als Lohn?

Der Geselle muss deutlich über zehn Euro die Stunde bekommen. Dazu gibt es Zuschläge wie für Nachtarbeit. Wir haben keine tarifliche Bindung. Es gibt immer eine Empfehlung von unserer Landesinnung Saxonia, und danach richten sich die meisten. Und ich denke, beim Altgesellen oder Backstubenleiter muss schon noch was extra draufgelegt werden.

Wirken sich die neuen Transportkosten der Lieferanten aus – Stichwort Lkw-Maut auf Bundesstraßen?

Wir merken es bei unserer Genossenschaft. Die beziehen Waren wie Rosinen von weiter her. Es gibt auch immer wieder Engpässe. Die Genossenschaft muss teils weit fahren, um Mandeln oder Rosinen zu holen.

Stollen hat noch kaum einer im Angebot. Wohin tendieren da die Preise?

Für ein Kilo Stollen waren wir bisher bei etwa 15 Euro. Es wird sicher Richtung 16 Euro gehen müssen.

Interview: Peter Redlich