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Brechsand – oder doch nicht?

Der Nieskyer Philipp Flasch gewinnt 4 000 Euro bei „Wer wird Millionär?“. Und ärgert sich hinterher ein kleines bisschen.

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© Screenshot: SZ

Von Frank-Uwe Michel

Niesky/Köln. Am Tag nach der Ausstrahlung von Günther Jauchs Überraschungs-Special der Quiz-Show „Wer wird Millionär?“ dauerte Philipp Flaschs morgendlicher Ausflug zum Bäcker besonders lang. „Ich musste schon die eine oder andere Frage beantworten, wie’s denn so war, wie ich mich gefühlt habe vor dem berühmten Showmaster und ob ich mit dem gewonnenen Geld schon etwas anfangen konnte“, erzählt der 27-jährige Nieskyer, dessen Bekanntheitsgrad seit 14. September sprunghaft angewachsen ist. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Flasch hat bei der TV-Show „nur“ 4 000 Euro gewonnen. Und nein: Er hat damit noch nichts unternommen, will sich mit seiner Lebensgefährtin Katharina Schröder aber einen schönen Urlaub gönnen. Möglichst noch in diesem Jahr.

Eigentlich waren Philipp Flasch und seine Partnerin nur die Zweitbesetzung für die beiden Besucherplätze im Kölner Fernsehstudio. „Wir hatten 2013 nach einem Weihnachtsgeschenk für unsere Eltern gesucht und uns im Oktober um Eintrittskarten für die Show beworben, weil sie das gern und regelmäßig schauen.“ Dann habe sich aber lange Zeit nichts getan. „Als wir es schon fast vergessen hatten, bot man uns verschiedene Termine an – darunter auch den Tag fürs Überraschungs-Special“, erzählt der Nieskyer. Allerdings erwies sich das Datum als problematisch, denn am 27. Juni, dem Tag der Aufzeichnung, standen sich Deutschland und Südkorea bei der Fußball-Weltmeisterschaft gegenüber. Was nicht ohne Einfluss auf die Gestaltung des Aufenthalts blieb. „Eigentlich wollte man uns durch die Studios führen, dann aber entschied man sich für Public Viewing.“ So konnte das Paar aus der Oberlausitz miterleben, wie Jogis Jungs sang- und klanglos aus dem Turnier ausschieden.

Dies blieb für die beiden jedoch nur eine Randnotiz, denn inmitten von rund 230 anderen Gästen ging’s bei „Wer wird Millionär?“ dann erst richtig los. Flaschs große Stunde schlug bei der Schnell-Quiz-Runde: Wer die meisten von fünf Fragen in der kürzesten Zeit beantworten konnte, durfte vis-à-vis von Günther Jauch Platz nehmen. Viermal hatte der 27-Jährige die richtigen Antworten parat, brauchte dafür weniger als zehn Sekunden. Danach allerdings wurde es noch schwieriger. „Ich konnte es gar nicht richtig fassen. Für mich war das schon ein bisschen unwirklich.“ Fragen, die er sonst zu Hause zusammen mit seiner Partnerin ganz entspannt auf dem Sofa besprochen und vielleicht auch gelöst hätte, tauchten nun im TV-Studio direkt vor ihm auf. Bis zur 4 000-Euro-Marke ging alles gut, doch dann wollte Günther Jauch wissen, welcher Baustoff häufig verwendet wird: Brechsand, Speischotter, Kotzkies oder Reihersplitt. „Ich wusste es nicht genau, hatte nur so eine Ahnung.“ Auch Flaschs Anruf bei Super-Joker Ralf Schnoor, einem von Jauchs Quiz-Millionären, brachte keine Auflösung. „Ich habe dann auf Sicherheitsmodus umgestellt und die Kein-Risiko-Variante gewählt.“ Dass Brechsand richtig sein würde, dämmerte ihm da schon. „Am Ende habe ich mich deshalb ein bisschen geärgert.“ Immerhin musste der Nieskyer unterschreiben, dass er bei „Wer wird Millionär?“ nie wieder auf dem Quizstuhl sitzen wird. Natürlich hatte der Ausflug an den Rhein auch etwas Positives: „Dass ich dort abräumen würde, hatte ich ja nicht geahnt. Und in knapp zehn Minuten 4 000 Euro verdienen, ist ja kein schlechter Stundensatz.“

Ausgezahlt bekam er die Summe übrigens erst jetzt nach der Ausstrahlung. Damit und mit der Androhung einer hohen Vertragsstrafe, falls Details aus der Sendung vorfristig an die Öffentlichkeit dringen, will der Fernsehsender auf Nummer sicher gehen. Günther Jauch hat der Nieskyer als einen angenehmen Zeitgenossen wahrgenommen. „Er ist so, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt: nett und freundlich.“ Sprechen konnte er mit dem Quizmaster allerdings nicht. „Er muss straff durch die Sendung führen, bekommt von der Regie immer wieder Hinweise. Da bleibt keine Zeit für Small Talk zwischendurch.“ Auch hinterher gab’s keine gemeinsame, gemütliche Runde. „Nach 20 Minuten war die Studiotechnik abgebaut und die spartanische Einrichtung verschwunden. Auf dem Bildschirm sieht das sehr viel hochwertiger aus.“ Inzwischen ist für den studierten Schienenfahrzeugbauingenieur wieder Alltag eingekehrt. „Natürlich werde ich die Episode nie vergessen.“