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Brandjahr bringt Oberlausitzer Feuerwehren an Grenzen

2018 haben viele Großereignisse die Personalnot bei den Floriansjüngern offenbart. Engere Zusammenarbeit soll helfen.

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© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Dichter Rauch steigt aus dem Hospitalwald am ehemaligen Schießplatz bei Eichgraben. Hier, wo sich alljährlich beim Lückendorfer Bergrennen das Fahrerlager befindet, scheint der Wald zu brennen und schneller Einsatz ist erforderlich. Doch es ist glücklicherweise kein Ernstfall, und dem Rauch aus drei Rauchtöpfen wird mit dem geballten Wasserstrahl aus zwei Tanklöschfahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehren aus Zittau und Großschönau schnell der Garaus gemacht. In einem echten Brandfall wäre das weitaus schwieriger gewesen – und genau darauf will der stellvertretende Kreisbrandmeister Peter Seeliger aufmerksam machen. Darum auch das Treffen mit den beiden Feuerwehrchefs aus Zittau und Großschönau, Uwe Kahlert und Fabian Hälschke, hier im Zittauer Stadtwald bei Eichgraben, zu dem außerdem Denis Goldhahn vom Forstbetrieb der Stadt Zittau eingeladen ist. Seeliger sendet mit der kleinen Aktion im Hospitalwald einen Hilferuf an die Menschen: „Eure Feuerwehren sind technisch gut aufgestellt und ausgerüstet, aber Personal fehlt in diesem wichtigen ehrenamtlichen Bereich.“

Der Hilferuf ist mehr als berechtigt. Das Jahr 2018 ist schließlich für die Feuerwehren im Landkreis Görlitz und auch für die Wehren im Süden des Landkreises ein regelrechtes Brandjahr gewesen und sehr anstrengend. „Allein im Zittauer Bereich hat es in den vergangenen Monaten über 40 Brände in der Land- und der Forstwirtschaft gegeben“, sagt Peter Seeliger, der als stellvertretender Kreisbrandmeister im Amt für Brand-/Katastrophenschutz und Rettungswesen beim Landkreis Görlitz für den Kreis-Süden verantwortlich ist. So ein Jahr wie dieses habe er als erfahrener Feuerwehrmann jedenfalls noch nicht erlebt, so Seeliger. „Ich bin seit knapp 35 Jahren bei der Feuerwehr aktiv, aber so schlimm war noch kein Jahr“, sagt der Eichgrabener. „2018 ist schon jetzt ein Ausnahmejahr.“ Seeliger sagt auch, dass es in den zurückliegenden Monaten neben den beiden Großbränden bei Olbersdorfer Agrarbetrieben im August auch viele andere größere Brandvorfälle gegeben habe, unter anderem auf Feldern, aber auch in Waldgebieten. Zum Glück habe es keine gravierenden Schäden gegeben. „In den Wäldern im Zittauer Gebirge breiten sich die Feuer glücklicherweise nicht so schnell aus wie etwa im Norden des Landkreises. Da ist die Brandfläche meist noch begrenzt“, sagt Peter Seeliger.

Beruhigen kann ihn wie auch die Mitglieder der Feuerwehren im Kreissüden das nicht. Denn die Zahl der Brandfälle in den Wäldern ist in diesem Jahr im Vergleich zu Vorjahren gestiegen. Das bestätigt auch Denis Goldhahn vom Zittauer Forstbetrieb – und hat dafür einen Trend ausgemacht, der in anderen Gegenden Sachsens, wie der Sächsischen Schweiz, längst für Probleme sorgt: das sogenannte Boofen. Dabei übernachten Leute unter freiem Himmel im Wald und machen oftmals ein Lagerfeuer an. Ist das Wetter dann wie in diesem Jahr trocken und warm, kann aus solch einem Lager schnell ein Waldbrand entstehen, bei dem sich die Glut im Waldboden schnell verbreiten kann. „Wenn die Glut erst einmal im Waldboden steckt, ist es schwierig, den Brand zu löschen“, sagt Peter Seeliger. „Da müssen wir den Boden dann lange und tief wässern.“ Probleme bereitet den Feuerwehren im Kreissüden oft auch die Unzugänglichkeit der Brandorte. „An viele Stellen im Gebirge kann man nicht einfach mit Tanklöschfahrzeugen heranfahren. Solche Brände zu löschen, verlangt dann den Feuerwehrleuten viel ab“, so Seeliger.

Viel abverlangt wurde den Kameraden auch im August, als es in Olbersdorf gleich zwei Großbrände bei Agrarbetrieben gab. Dort waren die ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleute aus Olbersdorf und den Umlandgemeinden tagelang im Einsatz, was sowohl an den Kameraden als auch an der Technik zehrte. Auch vor diesem Hintergrund ist es Peter Seeliger ein großes Bedürfnis, um neue Mitglieder für die freiwilligen Feuerwehren zu werben. „Technisch sind wir mit sechs Tanklöschfahrzeugen im Kreissüden gut ausgestattet“, sagt Seeliger und ist sehr froh darüber. „Was wir aber dringend brauchen, sind neue Mitglieder, um auch in Zukunft einsatzfähig zu sein.“ Dem Engagement der ehrenamtlichen Brandschützer tun diese Probleme jedoch keinen Abbruch, weiß Seeliger. „Die freiwilligen Feuerwehren versuchen alles, um rund um die Uhr für die Bürger da zu sein“, sagt der stellvertretende Kreisbrandmeister. Auch wenn es unter anderem dazu führt, dass bei Großereignissen wie den Bränden in Olbersdorf viele Feuerwehren zusammengezogen werden müssen, um Brände zu bekämpfen. „Ein Feuer macht ja im Ernstfall auch nicht an Gemarkungsgrenzen halt“, sagt Peter Seeliger. Er setzt darum auf eine engere Zusammenarbeit der einzelnen Feuerwehren in der Zukunft. „Ich will gemeinsame Löschhilfe- und Aushilfeverträge auf den Weg bringen“, sagt Peter Seeliger.