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Boxberg weiht Treff für Generationen ein

Das Obergeschoss der Schule wurde zum Begegnungszentrum ausgebaut. Dabei waren etliche Hürden zu nehmen. Mit Erfolg, wie man sehen kann.

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© J.Rehle

Von Constanze Knappe

Als einen großen Tag bezeichnete es Bürgermeister Achim Junker gestern, nachdem symbolisch das Band zur Eröffnung des neuen Begegnungszentrums in Boxberg zerschnitten war. Das Obergeschoss in dem Gebäude, in dem Grund- und Freie Oberschule untergebracht sind, soll von nun an Vereinen als Domizil dienen und außerdem für verschiedenste Veranstaltungen genutzt werden können. Dass sich Jung und Alt dabei im Treppenhaus, auf dem Schulhof und erst recht in den Räumen treffen, ist gewollt. Deshalb auch der Name Begegnungszentrum.

Mit dem symbolischen Zerschneiden des Bandes geben Antje Klose vom Kreisentwicklungsamt des Landkreises Görlitz, Christian Weßling vom Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft und Bürgermeister Achim Junker (v.li.) das Begegnungszentrum zur Nutzung
Mit dem symbolischen Zerschneiden des Bandes geben Antje Klose vom Kreisentwicklungsamt des Landkreises Görlitz, Christian Weßling vom Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft und Bürgermeister Achim Junker (v.li.) das Begegnungszentrum zur Nutzung © J.Rehle

Allerdings, so räumte der Bürgermeister ein, einen Organisator für gemeinsame Aktionen, etwa einen Sozialarbeiter, wird es nicht geben. Um gemeinsame Aktivitäten auf die Beine zu stellen, seien Schulen und Vereine selbst gefragt. Der Wille ist schon mal da, das war gestern ganz offensichtlich. Grund- und Oberschüler trugen jedenfalls mit einem kleinen Programm zu der Feierstunde bei. „Was auch immer hier daraus werden sollte, wir sind gerne dabei“, formulierte es Ralph Berthold. Der Schulleiter der Freien Oberschule trug mit den Worten „Zu jeder Sache brauchen wir ‘ne Menge Zeit und viel Papier“ aus dem „Gewissenhaften Maurer“ von Otto Reutters (1870 – 1931) zur allgemeinen Erheiterung bei. Wie bei diesem galt es auch auf der Baustelle des Begegnungszentrums und im Gebäude insgesamt, so manches Mal zu improvisieren. Die Eröffnung war ursprünglich bereits für den 30. November 2017 vorgesehen gewesen.

Mehrfach Anlauf auf Förderung

Viel Papier bedurfte es tatsächlich von der ersten Idee bis zur gestrigen offiziellen Einweihung. Schon im Jahr 2012 hatte die Gemeinde Boxberg drei Planungsbüros mit der Ideensuche für das Vorhaben beauftragt. Im Oktober des gleichen Jahres fasste der Gemeinderat den Beschluss, das Begegnungszentrum auf den Weg zu bringen. Dies gestaltete sich jedoch alles andere als leicht, bis die Finanzierung der Kosten von 1,8 Millionen Euro stand. Gleich mehrere Förderanträge waren abgelehnt worden. Schließlich hatte die Gemeinde Boxberg dann aber doch die Zusagen auf dem Tisch. Fördermittel in Höhe von 624 000 Euro steuerte der Landkreis Görlitz bei. Weitere 296 000 Euro gab es für die energetische Sanierung des Gebäudes sowie zusätzliche 157 000 Euro für die Sanierung der Fassade. Allerdings stellten sich während der Bauarbeiten 2017 gravierende Mängel am Brandschutz des Gebäudes heraus. Das verlängerte die Bauzeit und ließ auch die Kosten steigen, so Achim Junker. Froh darüber, dass der Bau nun endlich abgeschlossen werden konnte, bedankte sich der Bürgermeister gestern bei allen Beteiligten. Nicht zuletzt bei den beiden Schulen, die die Beeinträchtigungen durch das Baugeschehen mitgetragen haben. Teilweise wurde der Unterricht auch ausgelagert. So bereiteten sich die Zehntklässler im Sitzungssaal der Gemeindeverwaltung auf ihre Prüfungen vor.

„Aber all die Mühen, Anstrengungen und Unannehmlichkeiten haben sich gelohnt“, fasste es Achim Junker zusammen. Mit großen, hellen Räumen, behindertengerechter Toilette, einer multifunktionalen Küche und dem Fahrstuhl bietet das Begegnungszentrum nun beste Bedingungen. Als erster Nutzer ist bereits die Gemeindebibliothek ins Obergeschoss des Schulgebäudes eingezogen. Geöffnet hat sie mittwochs 10 bis 12 und donnerstags 14 bis 16 Uhr. Auch werde der Rallye-Renn- und Wassersportverein, besser bekannt als Veranstalter der in der kommenden Woche erneut stattfindenden Lausitz-Rallye, im Begegnungszentrum ein Büro beziehen. Wie gestern zu vernehmen war, gibt es bereits weitere Anfragen. Schließlich hat die Großgemeinde Boxberg mit ihren 18 Ortsteilen insgesamt an die 100 Vereine und Interessengruppen.

Die Landfrauen zum Beispiel. Deren Boxberger Ortsgruppe war gestern gekommen, um sich selbst ein Bild zu machen. Die 14 Frauen haben bisher keinen Vereinsraum. Sie würden gern ein Zimmer im Begegnungszentrum nutzen, aber immer mal nur für wenige Stunden, wie Rosita Knofe erklärte. Ein bisschen enttäuscht waren sie und die anderen Frauen gestern, weil sie sich konkrete Aussagen zur Miete erhofft hatten. Damit aber konnte Achim Junker noch nicht dienen. Sagen konnte er nur so viel, dass die Gemeinde verpflichtet sei, für die Nutzung Geld einzunehmen. Es werde eine moderate Miete sein, kündigte er an. Derzeit werde in der Verwaltung an einer Nutzungsordnung gearbeitet. Die Gebühren würden denen in anderen kommunalen Objekten der Gemeinde Boxberg angepasst, ergänzte Hauptamtsleiter Arian Leffs. Das Anliegen des Begegnungszentrums, die Generationen zusammenzubringen, ist für die Landfrauen schon lange selbstverständlich, sagten sie. Beispielsweise immer dann, wenn sie mit Schülern der Grund- und Oberschule gebacken haben.

Vereine, die im Begegnungszentrum dauerhaft ein Büro mieten möchten, bringen eigene Möbel mit. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den mit einer kleinen Bühne ausgestatteten Veranstaltungsraum zu nutzen. Oder auch den Kunstraum für kreative Aktionen. Oder den Computerraum mit WLAN, in welchem vormittags Schüler unterrichtet werden. Die Geräte sind Eigentum der Schulen. Ob man diese auch den Senioren zum Beispiel für einen Kurs am Nachmittag zur Verfügung stellen könne, sei noch nicht entschieden.

Auch wenn die Nutzung des neuen Begegnungszentrums in Boxberg erst anlaufen müsse, eines lässt sich schon jetzt sagen. „Die energetische Sanierung mit Dämmung und neuen Fenstern wird sich auszahlen“, ist Hauptamtsleiter Arian Leffs überzeugt. Zwar gibt es dafür noch keine konkreten Zahlen, doch habe man die Heizung schon im vergangenen Winter in den beiden Schulen viel weniger aufdrehen müssen.