Merken

Boofer weichen in die Böhmische Schweiz aus

Das hiesige nächtliche Waldverbot lässt Frei-Übernachter umplanen. Aber auch in Tschechien droht nun Strafe.

Teilen
Folgen
NEU!
© SZ-Archiv: Marion Gröning

Von Steffen Neumann, Gunnar Klehm und Christian Eissner

Böhmische Schweiz. In Sichtweite zum berühmten Prebischtor im Nationalpark Böhmische Schweiz musste am Mittwochmorgen die Feuerwehr anrücken. Westlich des beliebten Ausflugsziels, an den Silberwänden, brannte der Wald auf einer Fläche von 400 Quadratmetern. Um den Brand zu löschen, musste die Feuerwehr in dem unwegsamen Gelände einen Schlauch über eine große Distanz verlegen.

© Marko Förster

Die Brandursache ist offenbar ein Blitzeinschlag. „Die Einsatzkräfte entdeckten vor Ort eine gespaltene Fichte“, erklärte Nationalparksprecher Tomas Salov. Ein Gewitter hatte es in dem Gebiet tatsächlich gegeben, aber bereits am Montagabend. So lange hatte die Glut vor sich hingeräuchert, ehe daraus ein sichtbarer Brand wurde.

„Es ist normal, dass das so lange dauert“, erklärte Salov. So werden die meisten Feuer nach den Wochenenden dienstags oder mittwochs entdeckt. Häufig entstünden Waldbrände aus vermeintlich gelöschten Lagerfeuern. „Sie flammen dann nach einigen Tagen wieder auf“, sagt Salov. Nahe dem Prebischtor musste die Feuerwehr bereits im Juli einen größeren Brand löschen. Damals deutete eine nicht zu Ende gegrillte Wurst auf ein Lagerfeuer hin.

Einschränkungen für Waldbesucher

Laut einer Verfügung des Landratsamtes Pirna ist das Betreten des Waldes einschließlich aller Waldwege in der Nationalparkregion Sächsische Schweiz von 21 bis 6Uhr untersagt.

Tagsüber darf man zwar in den Wald, die Wege dürfen aber nicht verlassen werden. Für die Kernzone des Nationalparks gilt ohnehin, dass nur gekennzeichnete Wege betreten werden dürfen.

Ausgenommen vom Verbot des nächtlichen Aufenthalts im Wald sind die ausgewiesenen Trekkinghütten des Forststeigs, sofern diese vor 21 Uhr erreicht werden.

Bei Verstößen drohen Geldbußen bis 2500 Euro, in besonders schweren Fällen bis zu 10000 Euro.

Die Verfügung galt anfangs bis zur Aufhebung der Waldbrandstufe 3, inzwischen bis auf Widerruf.

Quelle: LRA

1 / 5

Die wiederholten Brände im Nationalpark Böhmische Schweiz haben die Leitung nun veranlasst, den Bewegungsfreiraum für Besucher deutlich einzuschränken. An die zuständigen Behörden in Varnsdorf, Rumburk und Decin erging der Antrag, das Verlassen markierter Wege vorübergehend bis 15. September zu verbieten. Wie die Zeitung Decinsky denik berichtet, haben die Behörden in Varnsdorf bereits zugestimmt. Auch aus Rumburk und Decin wird eine Zustimmung erwartet. Wer künftig also außerhalb markierter Wege erwischt wird, dem droht eine Ordnungsstrafe.

Der tschechische Nationalpark reagiert mit der Maßnahme auch auf das nächtliche Waldbetretungs-Verbot in der Sächsischen Schweiz. In der gesamten Nationalparkregion auf deutscher Seite ist seit einigen Wochen der Aufenthalt in den Wäldern zwischen 21 und 6 Uhr untersagt. Damit schränkt das zuständige Landratsamt Pirna vor allem das Boofen, das beliebte Frei-Übernachten in natürlichen Felshöhlen und unter Felsvorsprüngen ein. Von Boofern illegal entzündete Feuer werden als Ursache mehrerer Waldbrände in den vergangenen Wochen gesehen. Bereits 15-mal mussten die Feuerwehren seit Mai allein im Nationalpark Sächsische Schweiz ausrücken und Waldbrände löschen. Den bislang letzten und nur unter extrem hohem Aufwand zu löschenden Brand hat es auf einem schwer zugänglichen Felsriff nahe der Bastei gegeben. Auch hier wird eine Feuerstelle als Ursache vermutet.

Seit das nächtliche Waldverbot in der Sächsischen Schweiz gilt, beobachtet man in Tschechien, dass Boofer vermehrt in die Böhmische Schweiz ausweichen – und dort die Gefahr von Waldbränden erhöhen. „Wir haben beobachtet, dass der Aufenthalt am Abend in die Böhmische Schweiz verlegt wird“, sagt Tomas Salov.

Die Nationalparkbehörde in Krásná Lípa (Schönlinde) sieht diese Entwicklung aufgrund der anhaltenden Trockenheit mit Sorge. Deshalb wurden die Ranger angewiesen, vor allem im Grenzgebiet häufiger zu kontrollieren. An den Kontrollen beteiligt sich auch die tschechische Polizei.