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Blumengrüße trotz Dürre

Das Lichtenhainer Blumenfest stand vor der Absage. Doch die Macher waren erfinderisch.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Sebnitz. Das Motto des Lichtenhainer Blumenfestes „Sachsen – Land der Erfinder“ hat in diesem Jahr perfekt gepasst. Doch als sich das die Mitglieder des Heimatvereins Anfang 2018 ausgedacht haben, ahnten sie wohl nicht, dass sie tatsächlich erfinderisch sein müssen. Denn die Dürre in den letzten Monaten hatte auch den Dahlien mächtig zugesetzt. Sie wollten und wollten deswegen nicht wachsen. 15 000 bis 20 000 Stück werden gebraucht, um die Wagen zu bestücken, sagt Vereinsvorsitzender Uwe Kunath.

… eine Kaffeetasse …
… eine Kaffeetasse … © Dirk Zschiedrich
… und einen Wanderschuh.
… und einen Wanderschuh. © Dirk Zschiedrich

Hinter dem Heimatverein liegt eine wochenlange Zitterpartie. Es gab sogar eine Krisensitzung, weil man schon befürchtete, den Umzug absagen zu müssen. „Wir hatten richtig Bammel. Doch der Umzug ist ja der Höhepunkt des Lichtenhainer Blumenfestes. Noch dazu wäre es schade um die Arbeit gewesen. Schließlich beginnen viele ja bereits im Frühjahr mit dem Bau der Gestelle, auf welche die Blumen aufgesteckt werden“, sagt Susan Hampel vom Vorstand. Der Blumenhändler des Vertrauens in Spremberg hatte ebenfalls signalisiert, nicht die benötigte Menge liefern zu können. „Zum Glück konnte er uns einen holländischen Händler vermitteln, der uns Dahlien liefern konnte“, sagt Uwe Kunath. Doch das kostet natürlich.

Der Verein rechnet in diesem Jahr mit Aufwendungen in Höhe von 12 000 Euro insgesamt. Und das muss erst einmal bezahlt werden. Denn Eintritt darf der Verein nicht verlangen, da das Umzugsgelände nicht als solches abgesperrt werden darf. Also können die Vereinsmitglieder nur auf reichlich Spenden hoffen.

Am Sonntagmorgen konnten dann doch jede Menge Dahlien, Astern, Sonnenblumen und Beiwerk in der Halle im Gewerbegebiet verarbeitet werden. Die einzelnen Gestelle wurden bestückt. Und die Dürre war auch bei den Wagenverantwortlichen ein Thema – wie bei Ingo Wehler, der mit seinem Team eine Postmeilensäule nachgestaltet hatte. Diese wurden zur Zeit August des Starken eingeführt. „Wir haben die Säule unten mit grünem Eichenlaub gepuffert“, sagt er. Bei anderen waren es Bekannte, die zum Beispiel Sonntagmorgen auf dem Bahnhof im Kurort Rathen Goldruten für den Festumzug in Lichtenhain geschnitten haben. Andere Motive wurden so gewählt, dass sie mit weniger Blumen auskommen, wie etwa das Modell der Lok Saxonia, welche 1838 von J. A. Schubert in Dresden-Übigau gebaut wurde. Auch das Blaue Wunder wurde nachgestaltet.

Auf einen anderen Wagen wurde eine riesige Flasche Wilthener Weinbrand gezaubert. Der Kletterschuh stand für den Bergsport im Elbsandsteingebirge. Und natürlich durfte das edle Porzellan aus Meißen nicht fehlen. Die Lichtenhainer Wagengestalter hatten auch an eine Erfindung ganz in ihrer Nähe gedacht, und zwar an die Sputhmühle, wo die Bierdeckel erstmals hergestellt wurden. Mit vielen Kreationen konnten sie die Besucher beim Umzug überraschen. Sie haben tatsächlich ganz erfinderisch der Dürre getrotzt und konnten ein Blumenmeer zum Höhepunkt ihres dreitägigen Festes zaubern .

Und nach dem Festumzug ist auch vor dem nächsten Festumzug. Dass 2019 wieder mit einer langen Dürreperiode zu rechnen sein könnte, wollen die Lichtenhainer künftig mit einkalkulieren. Wenn sie das Fest auswerten, dann wird das Thema Blumenbeschaffung eine große Rolle spielen.