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Blütenpracht zum Firmenjubiläum

Die Leutersdorfer Baumschulen feiern 150-jähriges Bestehen mit einer Festwoche und passen sich dem Klimawandel an.

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© www.foto-sampedro.de

Von Holger Gutte

Leutersdorf. JJens Freiberg ist froh, dass es in den letzten Tagen wenigstens wieder mal geregnet hat. Wenn es auch noch viel zu wenig für die Vegetation ist. Der Betriebsleiter der Leutersdorfer Baumschulen verfolgt die Messungen einer Neugersdorfer Wetterstation. Demnach sind in diesem Jahr bisher 277 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Normal sind 600 bis 700 Liter. Der Grundwasserspiegel wird einige Zeit brauchen, um wieder auf Normalniveau zu kommen, meint er.

Jens Freiberg zeigt das aber auch, dass die neue Strategie des Unternehmens richtig ist. „Wir müssen uns den veränderten Klimabedingungen anpassen – unter anderem mit neuen Sorten. Aber auch die Kunden dazu bringen, dass sie bereit sind, sich darauf einzustellen“, sagt er. Das wird ein Lernprozess für beide Seiten, der allmählich reifen muss.

Allerdings wünscht sich Jens Freiberg wenigstens für die nächste Woche zumindest tagsüber schönes Wetter. Denn schon ab diesem Sonnabend lädt das Unternehmen zur großen Jubiläumswoche ein. Die Leutersdorfer Baumschulen feiern ihr 150-jähriges Bestehen. Dazu präsentiert sich die Baumschule farbenfroh und mit einem umfangreichen Angebot. Und darauf gibt es auch noch 15 Prozent Rabatt. Ausgenommen Tierfutter und bereits verhandelte oder individuelle Angebote.

Trotz der Blütenvielfalt und des kräftigen Grüns im Firmengelände weiß der Betriebsleiter, dass die lange Trockenheit in diesem Jahr auch bei ihm in der Firma Schaden angerichtet hat. Die Alleebäume haben zwar beispielsweise keinen Schaden genommen, aber sie sind nicht so gewachsen wie sonst. Das trifft auch auf die Weihnachtsbäume zu. Und ein Baum wird nun mal nach seiner Größe bezahlt. Kein Niederschlag bedeutet zudem einen wesentlich höheren Wasserverbrauch und mehr Arbeitsaufwand. Und zu all dem kommt hinzu, dass in einem heißen Sommer die Kunden weniger kaufen, weil sie nicht in der Trockenheit pflanzen wollen.

Zumindest Letzteres könnte aber vorbei sein. Denn nun geht es wieder auf die Pflanzzeit zu. „Als es jetzt nach dem Regen wieder überall zu Grünen anfing, hat man gemerkt, wie wichtig uns das ist“, sagt er. „Wir brauchen nicht nur Sonne, um gute Laune zu verbreiten, sondern auch grüne Landschaften.

Und dafür sorgen die Leutersdorfer Baumschulen schon lange. Vor 150 Jahren hat Karl Wilhelm Neumann in Eibau das Unternehmen gegründet. Eibau deswegen, weil die Firma genau an der Ortsgrenze von Eibau und Leutersdorf liegt und auf Eibauer Flur sozusagen alles anfing. Mit Sämereien hat es damals begonnen. Wenig später erfolgte dann aber auch schon der Umzug ein paar Meter weiter auf die andere Straßenseite nach Leutersdorf. Bereits seit 1876 werden hier nun schon Koniferen kultiviert, wie es in der Fachsprache heißt. Mit den Jahren wurde das Angebot der Leutersdorfer Baumschulen immer vielfältiger. 1972 erfolgte dann sogar der Umbau zu der damals größten Alleebaumschule Ostdeutschlands, erzählt Jens Freiberg.

Auf Alleebäumen liegt auch heute noch das Hauptaugenmerk der ortsansässigen GmbH. Etwa 5000 Bäume werden jährlich verkauft. „Wir holen sie als ein- oder zweijährige Jungpflanzen. Da hat ihr Stamm noch nicht mal Bleistiftstärke“, schildert er. Acht bis zehn Jahre dauert es, bis sie sechs bis sieben Meter hoch sind und die Verkaufsgröße eines Alleebaumes erreicht haben. Die Leutersdorfer Baumschulen haben mit Koniferen, Obstbäumen und Wildsträuchern sowie Rosen aber noch drei weitere Standbeine.

10 000 Obstbäume werden jährlich produziert. Bei Wildsträuchern, zu denen Schlehe gehört, sind es sogar 50000. Den veränderten Bedingungen anpassen, heißt für die Leutersdorfer Baumschulen unter anderem auch wieder, zu alten Sorten zurückzukehren. Immer mehr Leute leiden heutzutage unter eine Apfelallergie. Über einen Zeitraum von 30, 40 Jahren wurde den Äpfeln ein Gen rausgezüchtet, um die Braunfärbung beim Lagern zu vermeiden, schildert er. Bei einigen Leuten ruft dieses fehlende Gen aber auch Allergien hervor. Deshalb soll es künftig alte und neue Sorten geben.

„Die Sortimentvielfalt wird generell größer“, sagt der Betriebsleiter. Und wenn es mal eine bestimmte Sorte nicht gibt, dann tauschen sich die sächsischen Baumschulen untereinander auch ihre Produkte aus. Da gibt es eine gute Zusammenarbeit. Neben ihren vier Standbeinen bauen die zehn Mitarbeiter und drei Baumschullehrlinge der Leutersdorfer Baumschulen gerade noch ein fünftes Standbein auf. „Wir bieten nicht nur Gehölze zum Verkauf, sondern als Dienstleistung auch deren Pflege mit an“, sagt er. Und das gilt genauso für Unternehmen, Städte und Gemeinden, wie auch im privaten Bereich.