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Blitzkarriere bei Wempe

Sebastian Lobach wollte schon immer Uhrmacher werden. Doch zuvor tauchte er in die Welt der Weine ab.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Noch vor dem Abi war sich Sebastian Lobach sicher, dass er Uhrmacher werden will. Dieser Beruf passe gut zu ihm. Das sieht der 32-Jährige heute, 13 Jahre später und in der Position des stellvertretenden Ausbildungsleiters bei der Uhrenfirma Wempe, immer noch so. Allerdings war der Weg weit. Denn bevor er sich den Zahnrädern und Stiften zuwandte, hat er eine Karriere in der Gastronomie gemacht. Dass er dieser Welt den Rücken gekehrt hat, habe er nicht bereut, sagt der 32-Jährige. Letztlich hat sich alles gefügt.

Beim Start ins Berufsleben holperte es zunächst. 2005 schickte er eine Bewerbung zu einem Uhrmacher nach Berlin. Doch er wurde nicht genommen. „Meine Bewerbung war auch nicht gut“, sagt er heute. Nach der Absage fasste er einen neuen Plan, wollte Restaurantfachmann werden. „Ich bin ein Nachtmensch.“ In der Gastronomie könne man so etwas gut ausleben. Sebastian Lobach bewarb sich im Horváth, einem angesagten Restaurant am Berliner Paul-Lincke-Ufer. Er wurde angenommen, zog nach Berlin in den hippen Stadtteil Prenzlauer Berg. Später wechselte er in ein von Star- und Fernsehkoch Kolja Kleeberg geführtes Restaurant und dann in eine Weinbar, in welcher Sommelier Billy Wagner, der Popstar unter den Weinexperten, arbeitete. Lobach lernte Wagner schätzen. Er fing an, sich intensiver für Wein zu interessieren. Für einen Brandenburger – Lobach wuchs am Berliner Stadtrand auf – sei das ungewöhnlich, gesteht er. Doch die Herkunft sei nicht entscheidend, eher die Gene. Und die hat er. Er kostete sich durch die verschiedenen Weinsorten, schulte seine Sensorik und besuchte Seminare. Gute Geschmacksnerven allein reichen nicht aus, um Sommelier zu werden, sagt er. „Man muss auch die Gabe haben, über Wein zu reden.“ Nur so könne man dem Gast verständlich machen, warum er einen bestimmten Wein bestellen sollte.

Lobach stieg zum stellvertretenden Restaurantleiter und Chef-Sommelier auf. Er lernte Promis kennen, bediente Künstler wie Michael Breitkopf, Gitarrist bei den Toten Hosen, die amerikanische Sängerin Pink, aber auch den früheren Bundesaußenminister Siegmar Gabriel. Faszinierend fand er den einstigen CSU-Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg, den er eigentlich im Fernsehen zunächst nicht so sympathisch fand. Im Restaurant aber habe er ihn als sehr charismatischen Menschen erlebt, der andere gut um den Finger wickeln konnte.

Obwohl ihm die Arbeit in der Gastronomie gefiel, wollte er diese Welt 2014 verlassen. Hier ging es für ihn auf der Karriereleiter nicht weiter, fand er. Die Zeit war gekommen, um Uhrmacher zu werden. Diesmal bewarb er sich in Glashütte. Er bekam Einladungen, nahm an einem Eignungstest teil und stellte sich auch bei Wempe vor. „Hier stimmte die Chemie sofort“, sagt er. Ausbildungsleiterin Elisabeth Gläser habe sich für ihn interessiert, wollte wissen, warum er den Job wechseln wolle und ob er auch an die finanziellen Konsequenzen gedacht habe. Denn Azubis bekommen kein üppiges Gehalt. Dessen war sich Sebastian Lobach bewusst. Mehr noch, um seinen Traumberuf zu ergreifen, erklärte er sich bereit, nach Glashütte zu ziehen. Nur so sah sich Lobach in der Lage, die Ausbildung zu meistern. Denn er weiß, dass in einer Stadt wie Dresden viele Dinge lauern, die ablenken. Diese Entscheidung war richtig, sagt er. Denn so schaffte er es, die Abschlussprüfung mit einem Ergebnis von 90,5 Prozent zu beenden und im Abschlusszeugnis eine 1,0 zu erreichen. Damit wurde er jahrgangsbester Uhrmacherlehrling in Sachsen. Ausbildungsleiterin Elisabeth Gläser erkannte sein Talent. Ein halbes Jahr vor dem Abschluss seiner Lehre bot sie ihm an, ihr Stellvertreter zu werden. „Das hat mich völlig überrascht“, sagt er. Nach einer kurzen Bedenkpause sagte er zu.

Inzwischen hat er diese Position seit einem Jahr inne. „Ich habe nicht einen Tag bereut.“ Auch Elisabeth Gläser ist mit ihrem Stellvertreter immer noch zufrieden. „Er ist ein guter Uhrmacher“, sagt sie. Außerdem verstehe er es sehr gut, mit Menschen umzugehen. Und er kann gut erklären. „Das braucht man als Ausbilder.“ Die Arbeit mache ihm Spaß, sagt er. Deshalb wolle er den Job auch weiter machen. Parallel dazu hat er einen Meisterlehrgang begonnen. Seine Firma finanziert den nicht nur zu hundert Prozent, sie stellt ihn auch einige Stunden dafür frei. Es gibt keinen Grund zu wechseln, sagt er und lächelt. Die Karriereaussichten sind gut. Glashütte hat er übrigens verlassen. Der „Stadtmensch“, der in Staaken am Berliner Stadtrand groß geworden ist, wohnt jetzt in Dresdens Szeneviertel Neustadt. Hin und wieder wird er auf seinen ersten Beruf angesprochen und um einen Tipp gebeten. Wenn es ein sächsischer Wein sein soll, empfiehlt er Schloss Wackerbarth oder Schloss Proschwitz. Sein persönlicher Favorit ist aber Scharzhofberger Pergentsknopp, ein Wein aus dem Saarland. Viel weiter möchte er nicht ausholen. „Mit der Gastronomie habe ich abgeschlossen.“ Jetzt dreht sich alles um seinen Traumjob Uhrmacher.