Merken

Bleibt die Reichenstraße für Radfahrer frei?

Fünf Monate lang hat die Stadt Bautzen die neue Regelung getestet. Das Ergebnis ist kompliziert.

Teilen
Folgen
© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Touristen, die das Flair der Altstadt genießen, Bautzener, die schnell ein paar Besorgungen machen wollen, Hungrige, die gezielt eines der Cafés ansteuern. Auf der Reichenstraße ist immer etwas los. Seit ein paar Monaten gehören auch Fahrradfahrer zur Szenerie.

Anfang Juli startete die Stadt einen Verkehrsversuch. Seither müssen die Radler auf der Einkaufsmeile nicht mehr absteigen. Obwohl die Strecke zwischen Hauptmarkt und Kornmarkt eine Fußgängerzone ist, erlaubt die Verwaltung das Radfahrer dort. Allerdings nur noch bis Ende November.

Fünf Monate wollte die Stadt testen, ob Fußgänger und Radfahrer miteinander auskommen. Gleichzeitig sammelten die Mitarbeiter im Rathaus Meinungen. Das sei keine Abstimmung gewesen, betont Baubürgermeisterin Juliane Naumann. Vielmehr ging es ihr darum, ein Stimmungsbild zu erhalten, um am Ende eine Entscheidung treffen zu können. Doch eindeutig fiel das Ergebnis nicht aus. In den etwa 20 Zuschriften sei viel Kritik geäußert wurden. Einige argumentierten damit, dass die neue Regelung kinderunfreundlich ist. Dass Radfahrer durch die Fußgängerzone rollen, erhöhe das Unfallrisiko. Es gab aber auch Lob. Einige berichteten davon, dass das Miteinander gut funktioniert.

Die Stadt selbst habe keine Konflikte beobachtet, so die Baubürgermeisterin. Auch Unfälle sind dem Rathaus nicht bekannt. Um aber ein klareres Bild zu erhalten, würde Juliane Naumann die Testphase gern um ein Jahr verlängern. „Auf diese Weise könnten wir die Situation noch länger beobachten“, erklärt sie. Ist das eine gute Idee? Oder sollte der Versuch sofort abgebrochen werden? Die Bautzener Stadträte müssen das in den nächsten Wochen entscheiden. Roland Fleischer (SPD) denkt, dass ein Miteinander zwischen Radfahrern und Fußgängern möglich ist. Claus Gruhl (Grüne) war in den vergangenen Monaten selbst mit dem Rad auf der Reichenstraße unterwegs gewesen. Nie hätte es Probleme gegeben, meint er.

Ein Wunsch der Bürger

Die Mehrheit der befragten Stadträte lehnt jedoch eine Fortsetzung des Versuches ab. Die Stadtverwaltung sollte nicht unnötige Regelungen schaffen, die zu Konflikten führen, meint Mike Hauschild (FDP). Es sei für jeden Radfahrer zumutbar, auf der Reichenstraße zu schieben, erklärt Karin Kluge (Bürgerbündnis Bautzen). Heiner Schleppers (CDU) erinnert an die Fußgänger. Die hätten Stress, wenn Radfahrer ohne Rücksicht über die Einkaufsmeile rasen.

Ursprünglich hatte sich die Stadt Bautzen zu dem Verkehrsversuch entschieden, um auf die Bürgerwünsche einzugehen. Es sei immer wieder gefordert worden, die Fußgängerzone Reichenstraße/Hauptmarkt für Radfahrer freizugeben, hieß es damals. Die Verwaltung betonte aber auch: Zwar müssen Radler während des Verkehrsversuchs nicht absteigen und schieben, Regeln gibt es dennoch. So gilt: Fußgänger haben in der Fußgängerzone Vorrang. Außerdem müssen Radler rücksichtsvoll handeln und sich an die Schrittgeschwindigkeit halten.