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Blaue Blitzer an der B 101

An der Bundesstraße stehen seit Donnerstag zwei neue Säulen. Eine Kleinigkeit unterscheidet sie aber von anderen.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller und Jörg Richter

Käbschütztal/Nossen. Autofahrer gehen am Donnerstag erschrocken auf die Bremse auf der Bundesstraße 101 zwischen Krögis und Soppen. Ja, die Bundesstraße ist ein Unfallschwerpunkt. Deshalb wurde erst vor wenigen Wochen in Krögis ein stationärer Blitzer installiert. Die Geschwindigkeit, die hier auf 70 Kilometer pro Stunde begrenzt ist, wird kontrolliert.

Viel hat das aber offenbar nicht gebracht. Nach wie vor kracht es an den Abzweigen vor allem nach Mauna, aber auch nach Barnitz. Erst am Montag hatte es einen schweren Unfall gegeben. Drei Menschen wurden teils schwer verletzt, weil der 77-jährige Fahrer eines Seat Ibiza auf der Maunaer Straße einen Ford übersah, welcher auf B 101 in Richtung Meißen unterwegs war. An beiden Autos entstand ein Sachschaden von 20 000 Euro.

Doch warum gibt es nun noch einen zweiten Blitzer nur ein paar Kilometer weiter? Die Antwort ist einfach. Die blauen Säulen sind gar keine Blitzer, sondern Mautsäulen. Die vier Meter hohen blauen Kontrollsäulen sind Teil der technischen Vorbereitung des Mautsystems auf die Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen zum 1. Juli dieses Jahres, teilt die Firma Toll Collect mit. Von diesem Zeitpunkt an werden Lkw ab 7,5 Tonnen nicht nur auf Bundesautobahnen, sondern auch auf knapp 40 000 km Bundesstraßen mautpflichtig sein. D

amit vergrößert sich das mautpflichtige Streckennetz auf rund 52000 Kilometer. Rund 600 Kontrollsäulen werden auf den Bundesstraßen überprüfen, ob vorbeifahrende Fahrzeuge mautpflichtig sind und die Gebühr ordnungsgemäß entrichten. Eine derartige Mautsäule gibt es auch in Nossen zwischen Augustusberg und Zellsteig. „Diese Kontrollsäulen überprüfen ausschließlich die Einhaltung der Mautpflicht für Kraftfahrzeuge und Fahrzeugkombinationen ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht und sind keine Geschwindigkeitsblitzer“, betont Claudia Steen, Pressesprecherin von Toll Collect.

Verkehrsteilnehmer können die Kontrollsäulen gut von „Blitzersäulen“ für die Geschwindigkeitsüberwachung unterscheiden, weil sie nicht nur blau und grün lackiert, sondern auch vier Meter hoch sind, so die Pressesprecherin. Die Auswahl unterliege etwa 30 Kriterien. Unter anderem wird geprüft, ob Mindestsichtweiten eingehalten werden und die Natur nicht beeinträchtigt wird. Zudem muss sich der Standort im öffentlichen Raum befinden, also nicht im Privatbesitz. Und auch eine stabile Funkverbindung muss gewährleistet sein. Das Hauptaugenmerk liege dabei auf Bundesstraßen mit hohem Verkehrsaufkommen. Die Auswahl treffe aber nicht Toll Collect, sondern das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in Köln. Es gibt vor, in welchen Bundesstraßenabschnitten eine Kontrollsäule errichtet werden soll.

Scharf geschaltet werden die Mautsäulen am 1. Juli. Denn dann startet die Lkw-Maut für alle Bundesstraßen. Bisher gilt sie nur für Autobahnen und vierspurige Bundesstraßen. Laut einer Pressemitteilung von Toll Collect verfolge die Bundesregierung damit das Ziel, die Finanzierung der Bundesfernstraßen zu verbessern und eine moderne Infrastruktur in Deutschland zu gewährleisten.

Wie viel Maut ein Spediteur zu bezahlen hat, ist von der Achsenanzahl und der Schadstoffklasse abhängig. Laut Toll Collect betrug der durchschnittliche Mautsatz im vergangenen Jahr etwa 16 Cent pro Kilometer. Der Bund hatte mehr als fünf Milliarden Euro eingenommen. Die Ausweitung der Maut auf die Bundesstraßen soll zusätzlich rund zwei Milliarden Euro in die Kassen spülen.