Merken

Bitteres Fazit zum Fuchsloch

Das Gewerbegebiet sollte Steuern einbringen. Nach 27  Jahren ist die Euphorie der Ernüchterung gewichen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Vor 27 Jahren nahm die kleine Gemeinde Mochau Anlauf, ein großes Gewerbegebiet einzurichten. 1991 wurde die Gewerbepark Fuchsloch GmbH gegründet, die die Erschließung und den Verkauf übernahm. Schon bald ist die Gesellschaft Geschichte. Die Stadt Döbeln, die sie mit der Eingemeindung von Mochau übernommen hatte, wird die Gesellschaft rückwirkend zum 1. Januar 2018 mit sich verschmelzen. Der Stadtrat hat am Donnerstag einen entsprechenden Beschluss verfasst. Von den 655 000 Quadratmetern Gewerbefläche sind noch 76 400 Quadratmeter zu verkaufen.

Gunter Weber, ehemaliger Bürgermeister von Mochau, ist bis zum Schluss ehrenamtlicher Geschäftsführer der Gesellschaft geblieben. Er zieht ein eher bitteres Fazit. „Die vielen schlaflosen Nächte und das Risiko haben sich nicht gelohnt. Für die Gemeinde hat das Gewerbegebiet fast nichts gebracht. Mit dem Wissen von heute würde ich es nicht mehr machen“, sagte Weber. Die Gewerbesteuereinnahmen sind mager geblieben. Die Betriebe zahlen anderswo Steuern oder nutzen Schlupflöcher zur Steuervermeidung. In der Nachschau bezeichnet Gunter Weber das Gewerbegebiet als Auslöser für die zuletzt prekäre Finanzsituation der Gemeinde. In einem Jahr waren so hohe Steuereinnahmen hereingekommen, dass Mochau plötzlich als „reiche Gemeinde“ galt, die keine Zuweisungen bekam. „Die Steuerpolitik hat uns das Genick gebrochen“, sagte Weber. Mochau war praktisch gezwungen, sich von Döbeln eingemeinden zu lassen.

Eines hat das Gewerbegebiet aber gebracht: Arbeitsplätze, sagt Weber. Und damit auch indirekte Steuereinnahmen. Denn der Anteil an der Einkommensteuer, den die Kommune erhält, hat sich bei steigenden Löhnen zu einer konstanten Größe entwickelt. Auch für sich selbst zieht Weber ein positives Fazit. „Es war eine interessante Arbeit. Man hat viele Leute kennengelernt und Einblicke in die Wirtschaft bekommen.“ Auch ein paar unangenehmen Zeitgenossen ist Weber begegnet. „Das waren arrogante Leute, die hier auftraten und sagten: Ihr müsst jetzt aber liefern. Denen sollten wir die Steuern erlassen und das am besten für immer.“

„Wir haben im Gewerbegebiet eine gute Mischung hinbekommen“, sagt Weber. Angesiedelt haben sich solche Betriebe wie der Großhandel Uni Elektro, ein Getreidelager, das seitdem mehrfach den Besitzer wechselte, der Röhrenhersteller Amiantit, der jetzt Amiblu heißt. Später baute Signet Solar für viele Millionen ein Werk für Solarmodule – und ging pleite. In jüngster Zeit hat die Partzsch-Gruppe viel in den Maschinenbau investiert. Und die Mittweidaer Firma Cotesa, Hersteller von Flugzeugteilen, ist im Gewerbegebiet eingestiegen und hat die Hallen von Signet Solar und Stemke Kunststofftechnik übernommen. „Cotesa ist ein Glücksfall, die stellen ein Produkt her, das Zukunft hat“, meint Weber.

Es gibt mehrere Gründe, die Gewerbepark Fuchsloch GmbH jetzt aufzulösen. Gunter Weber will als ehrenamtlicher Geschäftsführer aufhören. Die Stadt hätte einen neuen suchen müssen. „Dadurch würden Kosten entstehen“, sagte Kerstin Lieske in der Stadtratssitzung. Der kaufmännische Teil wurde jetzt schon von der Finanzbuchhaltung der Stadt übernommen, die Vermarktung der Flächen hat das Planungsamt abgewickelt. „Steuerberatung und Prüfung der Bilanzen kosten jedes Jahr Geld“, so die Mitarbeiterin. Eine Verschmelzung ist zwar auch nicht billig – Döbeln muss rund 40 000 Euro Grunderwerbssteuer und geschätzt die gleiche Summe für den Notar aufbringen. Diese Kosten hat die Stadt aber schon nach vier Jahren wieder herein.