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Biotonne für Kleingärtner

Weil weniger kompostiert wird, suchen Gartenfreunde jetzt nach Alternativen. Sogar mit Unterstützung der Politik.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Stein – oder besser – Halm des Anstoßes: Grünabfall im Wald. Sehr zum Ärger von Waldbesitzern und -besuchern landen immer wieder Pflanzenreste, Früchte, auch komplette Sträucher auf Forstflächen, wo sie nicht nur unschön aussehen, sondern richtig Schaden anrichten können, in heimischer Fauna und Flora. Weil fremde Pflanzen darunter sind oder weil sie als unpassendes Wildtierfutter Krankheitserreger übertragen können.

Dass manche illegale Ablagerung von Kleingärtnern stammen könnte, die den eigentlich für den Hausmüll vorgesehenen Grünschnittbeutel dann doch kurzerhand im Freien entsorgen – das wird nicht gern laut ausgesprochen, doch oft vermutet. Selbst der Landesverband der Kleingärtner warnt auf seiner Internetseite: „Die auch manchmal anzutreffende ,Entsorgung’ von Baum- und Strauchschnitt, Himbeerruten, Spargelkraut oder mit Kohlhernie befallenen Kohlstrünken in den Wald oder einfach über den Zaun ist eine Ordnungswidrigkeit und kann teuer werden.“

Könnte da eine Biotonne Abhilfe schaffen? Das ist allerdings mit dem Anschluss an die öffentliche Abfallentsorgung verbunden. Das wäre dem Landesverband zufolge für eine Kleingartenanlage bei Vorhandensein eines Vereinsheims gerechtfertigt, dann müsse der Verein fürs Entsorgen aufkommen. Nicht aber bei den Parzellen. Dafür trage jeder Gartenfreund selbst die Verantwortung. Wobei richtige Gartenbewirtschaftung an sich keine entsorgungspflichtigen Abfälle entstehen lasse – durch Selbstverwertung mittels Mulchen, Untergraben, Kompostieren, heißt es vom Verband. Wird stattdessen die Biotonne genutzt, müsse die Kleingartenanlage an die kommunale Müllentsorgung angeschlossen werden, mit entsprechenden Müllgebühren. Oder aber mit Gebühren beim Anliefern im Wertstoffhof.

Könnte nicht eine Möglichkeit gefunden werden, um speziell den Kleingärtnern eine Biotonne zur Verfügung zu stellen, fragen Betroffene. Denn nicht alle würden kompostieren, und was bedeutet das dann für die übrig bleibenden Grünreste? Der CDU-Stadtverband Coswig hat einen entsprechenden Antrag zwecks Biotonne für Kleingärtner formuliert, der an den Landrat und damit in den Zweckverband geht, sagt Vorstandschef Volkmar Franke. Das Thema komme aus den Reihen der Betroffenen, denn der Stadtverband hat eine Kleingartenchefin im Vorstand. Wie es konkret umgesetzt werden kann, werde sich zeigen, wenn feststeht, ob so etwas grundsätzlich möglich ist. Das müsse dann mit den Kleingärtnern besprochen werden.

Im Coswiger Verein der Gartenfreunde An der Sandleite gibt es 100 Gärten. Der Großteil der Gartenfreunde kümmert sich nach der klassischen Methode um die Pflanzenreste, durch Kompostieren, sagt Enrico Stöber vom Verein. Doch fällt ihm auf, dass mancher aus der jungen Generation den Komposthaufen eher nicht bevorzugt. Die alten Hasen wüssten die Vorteile des Kompostierens zu schätzen. Weil Nährstoffe dem Boden wieder zugeführt werden, weil nicht mit künstlichem Dünger nachgearbeitet und überlegt werden muss, was mit dem Grünschnitt geschieht. Momentan sei das bei den Gartenfreunden zwar kein Thema. Doch Enrico Stöber kann sich vorstellen, dass darüber nachgedacht wird, ob es nicht eine Form der zentralen Grünentsorgung geben könnte.

Das Kompostieren wird auch vom zuständigen Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal (ZAOE) favorisiert. Auf die Nachfrage der SZ, ob es Überlegungen in Richtung Biotonne für Kleingärtner gibt, heißt es vom ZAOE, dass die Biotonne in erster Linie für Bioabfälle aus Haushalten wie Küchen- oder Gartenabfälle gedacht ist. Pflanzliche Abfälle aus dem Kleingarten seien gemäß den gesetzlichen Vorschriften selbst zu kompostieren und als organische Substanz dem Boden wieder zuzuführen.

Falls zu viel Pflanzenabfall zusammenkommt, rät der ZAOE den Kleingärtnern, größere Grünschnittmengen bei den Wertstoffhöfen abzuliefern. Was ganzjährig möglich ist und mit einer Gebühr verbunden – ein Kubikmeter kostet drei Euro.

Dem Inhalt der Biotonnen ergeht es wie den Pflanzenabfällen bei Gartenverwertung. Er wird kompostiert. Die Variante Biotonne wird nun eifrig genutzt. Mit ihrer flächendeckenden Einführung im Verbandsgebiet haben sich dem Zweckverband zufolge die Mengen seit 2013 stetig erhöht. Insbesondere durch das Angebot der gebührenfreien Leerung seit 2015. Kamen 2013 im Landkreis 6 513 Tonnen zusammen, wurden zwei Jahre später bereits 10 527 Tonnen an Gewicht registriert.

www.zaoe.de