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Bilder eines stolzen Afrika

Hans Schomburgk war Afrikafilmer und Tierexperte. Das Afrikahaus Sebnitz widmet ihm eine ganze Ausstellung.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Sebnitz. Es ist schon eine Weile her, dass im Sebnitzer Afrikahaus eine neue Ausstellung eröffnet wurde. Andrea Bigge, der Leiterin der Städtischen Sammlungen Sebnitz, zu denen das Afrikahaus gehört, ist es nun gelungen, eine neue Wanderausstellung in das Haus zu holen. Und sie hatte sich dafür keinen Geringeren als Hans Schomburgk ausgesucht. Er war ein deutscher Afrikaforscher und Pionier des deutschen Tierfilms in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bis 1950 galt er als der Afrikafilmer und Tierexperte, ähnlich wie Erich Wustmann, der im Bad Schandauer Ortsteil Ostrau lebte. Andrea Bigge wurde auf der Suche nach einer neuen Schau auf die Wanderausstellung aufmerksam. „Um Besucher für das Afrikahaus begeistern zu können, müssen wir auch immer mal wieder etwas Neues anbieten. Und das ist uns nun gelungen“, sagt sie. Die Museumsleiterin hatte Kontakt zu Schomburgks Enkeltochter Jutta Niemann aufgenommen. Und die hatte sofort zugesagt, die neue Ausstellung im Sebnitzer Afrikahaus zu begleiten. Am Eröffnungstag, dem 2. Oktober, war sie sogar selbst vor Ort und erzählte Interessierten aus dem spannenden Leben ihres Opas.

Die Sonderausstellung ist eine zusätzliche Schau im Afrikahaus und auf zwei Etagen aufgebaut. Sie gewährt in Bildern und Filmaufnahmen Einblicke in ein umfangreiches Lebenswerk des Afrika-Reisenden. Hans Schomburgk lebte von 1880 bis 1967. Er begann seinen Weg durch Afrika mit der Großwildjagd, hörte jedoch 1912 damit auf, um stattdessen gemeinsam mit verschiedenen Kameramännern zunächst das Leben der Tiere, später auch das der Menschen des Kontinents zu dokumentieren. Im Jahr 1906 unternahm er seine erste selbstständige Expedition. Er kam nicht mit leeren Händen zurück, sondern mit vielen Neuigkeiten. Er entdeckte den Schikande-Fluss und den Sengwe-See in Südangola. Er war aber nicht nur Entdecker, sondern auch Forscher. Im Jahr 1907 konnte er die Tsetsefliege als Überträger der Schlafkrankheit bestimmen. Er durchquerte den afrikanischen Kontinent mehrmals zur Jagd und zum Fang seltener Tiere. 1909 brachte er den ersten ostafrikanischen Elefanten, 1912 das zweite Zwergflusspferd nach Europa. Nach 1933 wurde Schomburgk wegen seiner halbjüdischen Herkunft mehr und mehr behindert. 1940 erhielt er Redeverbot. Seine Filme wurden umgetextet und sein Name daraus getilgt, sie wurden auch umgeschnitten und für Propaganda missbraucht. Erst nach dem Krieg durfte Schomburgk wieder in beiden Teilen Deutschlands Vorträge halten. In der DDR wurden seine Bücher in Millionenauflagen verlegt. Vom Großwildjäger zum Forschungsreisenden, Vortragsreisenden, Tierfänger, Expeditionsleiter, Schriftsteller, Filmproduzenten, Spielfilm- und Kulturfilm-Regisseur beherrscht er alle Rollen.

„Auf diesem Weg setzte er sich zeitlebens für Respekt und Schutz gegenüber den Kulturen und der Tierwelt des afrikanischen Kontinentes ein“, sagt Andrea Bigge. Seine Publikationen erreichen Auflagen von insgesamt über zwei Millionen. Er veröffentlichte Bücher und Dokumentationen. Einiges davon ist neben unzähligen Bildern und Exponaten nun im Sebnitzer Afrikahaus zu sehen. Die am Dienstag eröffnete Ausstellung ist bis zum 1. April nächsten Jahres zu sehen.

Städtische Sammlungen Sebnitz mit Afrikahaus, Hertigswalder Straße 12, geöffnet täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr